Familie = Mutter + Vater + Kind(er)?
Im Blick auf Familien vermittelt die Bibel ein buntes Bild der Vielfalt und der Verworrenheit – nicht frei von menschlichem Versagen und Schuld. Die in der heutigen Gesellschaft gelebten und gegenüber dem Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie als neu empfundenen Familienformen sind keineswegs alle neu. Die Weite des biblischen Familienbegriffs soll hier dazu beitragen, gegenwärtige Familienstrukturen in ihrer Vielfalt zu würdigen und Kinder darin zu stärken. Familie ist da, wo Menschen Generationen übergreifend Verantwortung füreinander übernehmen, verlässlich und vertrauensvoll zusammenleben und füreinander sorgen.
04.02.2018 (2. Sonntag vor der Passionszeit: Sexagesimae)
1. Könige 3,16-27
Eine Mutter
11.02.2018 (Sonntag vor der Passionszeit: Estomihi)
Johannes 4,46-53
Ein Vater
18.02.2018 (1. Sonntag der Passionszeit: Invocavit)
1. Mose 25,21-28 (29-34)
Zwei Geschwister
25.02.2018 (2. Sonntag der Passionszeit: Reminiscere)
Markus 3,31-35
Familie ist mehr
Hintergrundinformationen
Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen
Neuere Familienformen sind für viele Kinder längst schon selbstverständlich. Sie erleben im Alltag verschiedenartige Modelle familiären Zusammenlebens und sind selbst eingebunden in unterschiedlichste Beziehungsgefüge. Diese Vielfalt wird bisweilen problematisiert, in Frage gestellt oder auch herabgewürdigt.
Oftmals werden Kinder zerrissen in ihren Gefühlen gegenüber einzelnen Bezugspersonen, z.B. bei der Trennung der leiblichen Eltern, bei der Bildung einer „neuen“ Familie etc. Andererseits erleben Kinder auch außerhalb ihrer Herkunftsfamilie Bezugspersonen, die ihnen in positiver Weise als mütterlich oder väterlich begegnen: in der Schule, im Verein, in der Kirche und an anderen Orten, an denen Menschen in Beziehung zueinander treten und sich gegenseitig Halt und Geborgenheit geben.
Dass Familie nicht unbedingt und nicht ausschließlich eine biologische Verbindung darstellt, sondern eher ein Qualitätsbegriff für zwischenmenschliche Beziehungen ist, soll durch die biblischen Geschichten dieser Einheit hervorgehoben und in der Wahrnehmung der Kinder verstärkt werden. So können auch und gerade ganz neue und ungewöhnliche Formen von Familie Vertrauen, Schutz und Stabilität bieten und die Resilienz von Kindern stärken. Doch ebenso wie die „klassische“ Ehe und Familie können auch sie scheitern.
Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten
In den Gottesdiensten soll deutlich werden, dass es in einer Familie darum geht, in Liebe und Verantwortung füreinander zu sorgen, einander Halt und Sicherheit zu geben, Glück zu erleben. Familie ist – mit all ihren Unzulänglichkeiten – ein Teil der Segensgeschichte Gottes mit seinen Menschen. Die biblischen Texte beschreiben unterschiedliche Aspekte, durch die sich eine Familie als positiver Lebensraum auszeichnet.
1. Könige 3,16-27 ist die Geschichte einer Mutter, die aus Liebe zu ihrem Kind ihr eigenes Recht und ihre Gefühle preisgibt, um das Leben des Kindes zu schützen.
Johannes 4,46-53 zeigt einen Vater, der sich für das Leben seines Sohnes einsetzt und dabei die Grenzen der eigenen Überzeugung und seines Stolzes überschreitet.
1. Mose 25,21-28(29-34) ist eine Konfliktgeschichte unter Geschwistern.
Markus 3,31-35 ist die Geschichte einer Familie, in der unabhängig von biologischer Verwandtschaft Menschen ihren Glauben zusammen leben und in der Nachfolge Jesu eine gemeinsame Lebensaufgabe erfüllen.
Weiterführendes
Vernetzung
Anhand von Bibelarbeiten und Vorträgen kann die biblische Weite von Familienmodellen neu entdeckt werden und dadurch die konkrete Gemeindearbeit mit und für Familien in ihrer Unterschiedlichkeit gestärkt werden. Dabei kann überprüft werden, welche Familienformen bei gemeindlichen Angeboten im Blick sind. Sprechen die Angebote auch alleinerziehende Mütter und Väter an? Werden gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften mit Kindern nicht nur „geduldet“, sondern positiv gewürdigt und einbezogen?
Die Kindergottesdiensteinheit regt dazu an, zeitgleich ein Projekt im Kindergarten durchzuführen unter der Überschrift: „Ich und meine Familie“.
Lieder
- Einsam bist du klein (LHE 315, LfJ 516)
- Gut, dass wir einander haben (LHE 258, KuS 294)
- Bist zu uns wie ein Vater (LHE 70, KuS 240)
- Alle Kinder dieser Erde (KG 126, MKL1, 63)
- Reinhard Mey, Zeugnistag (http://www.reinhard-mey.de/start/texte/alben/zeugnistag)
Praxishilfen
- Jamie Lee Curtis/Laura Cornell, Erzähl noch mal, wie wir eine Familie wurden, Verlag Xenos (vergriffen, aber in vielen Büchereien auszuleihen)
- Rudolf Herfurtner/Reinhard Michl, Papa, du sollst kommen, Oetinger Verlag 1999
- Gottesdienstentwurf zu Mk 3,31-35 sowie Hintergrundwissen zum Thema „Familie“ in: A. Naujoks, V. Hamp, Familie ist, wo man nicht rausgeworfen wird. (http://edition.gjw.de/de/alle-artikel/familie-man-rausgeworfen-anne-naujoks-volkmar-hamp)
- Orientierungshilfe der EKD, „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“ (http://www.ekd.de/EKD-Texte/orientierungshilfe-familie/)
- „Familien heute – Impulse zu Fragen der Familie“; Lippische Landeskirche und Ev. Kirche von Westfalen (www.familien-heute.de)