Von Gott bewahrt im fremden Land – Daniel und seine Freunde

Von Gott bewahrt im fremden Land – Daniel und seine Freunde

Daniel und seine Freunde werden in ein fremdes Land verschleppt. Ihr Glaube hilft ihnen in der Fremde, ihre Identität zu bewahren. Dadurch beeindrucken sie ihre Gastgeber. Ihr Glaube wirkt überzeugend und einladend. Die Doppelfrage für diese Einheit lautet: Wie bewahrt mich Gott im fremden Land und wie bewahre ich Gott im fremden Land?
In dieser Einheit wechselt die Perspektive. Vor allem in Daniel 3 und 6 klingt die Frage an: Wie gehen wir mit Menschen um, die in unser Land kommen und die einen anderen Glauben haben?

13.09.2020 (14. Sonntag nach Trinitatis)
Daniel 1
In der Fremde Gott nicht vergessen: Der junge Daniel am babylonischen Hof

20.09.2020 (15. Sonntag nach Trinitatis)
Daniel 3,1-30
In der Fremde für Gott einstehen: Die Männer im Feuerofen

27.09.2020 (16. Sonntag nach Trinitatis)
Daniel 6
Auch in der Fremde ist Gott da: Daniel in der Löwengrube

Die biblischen Texte

Das Buch Daniel gehört zu den jüngsten Büchern im Alten Testament. Es ist wohl in der Zeit der syrischen Besatzung gegen 165 v. Chr. zweisprachig geschrieben. Dan 1 ist auf hebräisch, Dan 3 und 6 auf aramäisch geschrieben. Dan 1-6 erzählen Geschichten vom Widerstand Daniels. Dan 7-12 enthalten Daniel zugeschriebene apokalyptische Visionen (siehe Apokalyptik) Die Erzähler beschreiben die Bedrohung ihrer Religion durch die Fremdbesatzung, indem sie ihre Erfahrungen in die Zeit des Volkes Israel im Exil in Babylon zurückverlegen. Sie erzählen die Geschichte des frommen Juden Daniel, der ins fremde Land verschleppt wird und Gott die Treue hält, obwohl ihm immer wieder verboten wird, seine Religion auszuüben. Damit tröstet und stärkt das Buch seine Zeitgenossen in ihrem Kampf gegen die feindliche syrische Herrschaft. Das Buch Daniel hilft den Menschen, Gott zu vertrauen in ihrem Widerstand gegen die Besatzer.

Daniel und seine drei Freunde werden ausgewählt, um für den babylonischen Staatsdienst ausgebildet zu werden. Der König möchte sie dabei zu staatskonformen Babyloniern „umerziehen“. Sie erhalten neue Namen, die an babylonische Götternamen anklingen. Zudem sollen sie sich auch beim Essen babylonisch verhalten. Sie kommen ihrem Ausbilder durchaus entgegen, aber sie bitten ihn auch um Unterstützung bei der Ernährung. Der Ausbilder hilft ihnen, die jüdischen Speisegesetze einzuhalten. Nach drei Jahren bestehen sie ihre „Beamtenprüfung“ mit Auszeichnung, ohne ihren Glauben verleugnet zu haben.

Der babylonische König Nebukadnezar möchte seine Macht durch ein Gesetz festigen, das allen Bürgern gebietet, den König vor einem Standbild als Gott zu verehren. Die Freunde Daniels weigern sich und werden zur Strafe in einen Feuerofen geworfen. In solchen riesigen, gemauerten Öfen wurde Feuer entfacht, um Ziegel zu brennen oder Eisen zu schmelzen. Die Freunde Daniels vertrauen darauf, dass Gottes Weisung nicht vergeht, selbst wenn sie ihr Leben dafür geben müssten. Gott rettet die Freunde Daniels aus dem Feuerofen. Nicht einmal ihr Haar riecht angesengt. Damit wird auch deutlich: Gottes Weisung kann nicht verbrannt werden. Gott ist auch im fremden Land treu. Der König ist tief beeindruckt vom Glauben der Freunde. Er stellt daraufhin Israel und den Glauben an Gott Daniels und seiner Freunde unter seinen persönlichen Schutz.

Nach der Machtübernahme der Perser über die Babylonier erlebt Daniel unter dem Perserkönig Darius einen kometenhaften Aufstieg in der politischen Hierarchie. Darius möchte Daniels Begabungen und Kompetenzen für das persische Reich nutzen. Das ruft Neider auf den Plan, die eine Intrige gegen den Ausländer Daniel spinnen. Sie führen ein neues Gesetz ein, das einen Königsmonat einrichtet. In diesem Monat darf kein anderer Gott als der König angebetet werden. Natürlich wissen sie, dass Daniel auf alle Fälle zu seinem Gott beten wird. Daniel wird verraten und der König muss ihn in die Löwengrube werfen lassen. Damals hielten Könige als Ausdruck ihrer königlichen Würde und Macht Löwen in großen Gruben. Tief betroffen richtet Darius ein Gebet an den Gott Israels, in dem er um Schutz für Daniel bittet. Gott rettet Daniel aus der Löwengrube. Der König bekennt sich in einem Schreiben an alle Völker zum lebendigen Gott. Er ordnet sogar an, dass allein der Gott Israels angebetet werden soll. Diese Geschichte kann auch als eine Bekehrungsgeschichte des Königs gelesen werden.
Die Geschichte zeigt auch, wie leicht sich Machthaber manipulieren lassen. Zudem beschreibt sie eine latent immer vorhandene Fremdenfeindlichkeit. Sie zeigt, wie Ablehnung des Fremden zu übergriffigen Verhaltensweisen führt, vor allem, wenn die Religion der anderen nicht respektiert wird.

Entfaltung

In einem monatlichen Gottesdienst sollte man sich auf die Geschichte von Daniel in der Löwengrube beschränken. An ihr lassen sich sowohl die Standhaftigkeit, wie der Umgang mit Fremden als auch Gottes Treue aufzeigen. Daniel erlebt, dass Gott ihn, den gefährdeten Fremden, aus der Not rettet.
Im Gottesdienst sollte die Erzählung im Mittelpunkt stehen. Wer die Einheit mit dem Kirchenjahr verknüpfen möchte, könnte auch die erste Geschichte der Einheit mit der wundersamen Ernährung (Dan 1) für Erntedank verwenden.
Der Psalm 145 dankt Gott für seinen Beistand. Daher lässt sich dieser Psalm in kindgerechter Sprache für alle drei Sonntage als Psalmgebet verwenden.
Das Lied „Hallelu, hallelu“ nimmt die Haltung des Dankes auf. Außerdem kann das Lied in vielen Sprachen gesungen werden. Damit wird eine Ahnung von Fremdsein auf ansprechende Weise mit in den Kindergottesdienst einbezogen.

Daniel 1

Daniel und seine drei Freunde werden ausgewählt, um für den babylonischen Staatsdienst ausgebildet zu werden. Der König möchte sie dabei zu staatskonformen Babyloniern „umerziehen“. Sie erhalten neue Namen, die an babylonische Götternamen anklingen. Zudem sollen sie sich auch beim Essen babylonisch verhalten. Sie kommen ihrem Ausbilder durchaus entgegen, aber sie bitten ihn auch um Unterstützung bei der Ernährung. Der Ausbilder hilft ihnen, die jüdischen Speisegesetze einzuhalten. Nach drei Jahren bestehen sie ihre „Beamtenprüfung“ mit Auszeichnung, ohne ihren Glauben verleugnet zu haben.

In der Fremde Gott nicht vergessen: Der junge Daniel am babylonischen Hof

Zur Hinführung werden die Kinder angeregt zu erzählen, welche Dinge sie für eine Übernachtung bei Freunden unbedingt einpacken müssen: das Kuscheltier, die Zahnbürste etc. Danach werden sie mit der Situation von Daniel und seinen Freunden vertraut gemacht. Sie überlegen, was für diese jungen Männer damals unverzichtbar war. Die Kinder bekommen Gelegenheit zu überlegen, warum diesen Männern ihr Glaube so wichtig war. Hier wäre eine Möglichkeit mit den Kindern noch weiter zu theologisieren (siehe Theologisieren mit Kindern). Mögliche Fragen wären: Ob Gott in der Geschichte auftaucht, was die Männer von Gott erwarten, was Gott wohl von den Männern erwartet, wie die Kinder das beurteilen? Zur Vertiefung eignen sich Vertrauensspiele, die deutlich machen, dass Vertrauen auch durch ungewöhnliche Situationen hindurch tragen kann.

Daniel 3,1-30

Der babylonische König Nebukadnezar möchte seine Macht durch ein Gesetz festigen, das allen Bürgern gebietet, den König vor einem Standbild als Gott zu verehren. Die Freunde Daniels weigern sich und werden zur Strafe in einen Feuerofen geworfen. In solchen riesigen, gemauerten Öfen wurde Feuer entfacht, um Ziegel zu brennen oder Eisen zu schmelzen. Die Freunde Daniels vertrauen darauf, dass Gottes Weisung nicht vergeht, selbst wenn sie ihr Leben dafür geben müssten. Gott rettet die Freunde Daniels aus dem Feuerofen. Nicht einmal ihr Haar riecht angesengt. Damit wird auch deutlich: Gottes Weisung kann nicht verbrannt werden. Gott ist auch im fremden Land treu. Der König ist tief beeindruckt vom Glauben der Freunde. Er stellt daraufhin Israel und den Glauben an Gott Daniels und seiner Freunde unter seinen persönlichen Schutz.

In der Fremde für Gott einstehen: Die Männer im Feuerofen

In dieser Geschichte tritt Daniel selber nicht auf. Es geht um seine Freunde, die sich weigern, den König, die große Weltmacht in Person, anzubeten. Sie sind bereit, dafür mit ihrem Leben einzustehen. Gott rettet die drei Männer aus der tödlichen Gefahr im Feuerofen. Der König lernt auf diese Weise, dass Gott seiner Macht Grenzen setzt. Gottes Weisung steht über dem König.
Das Wunder der Rettung soll hier nicht durch Erklärungsversuche verkleinert werden. Vielmehr soll mit den Kindern im Anschluss an die Geschichte darüber gesprochen werden, wo sie gerettet wurden und wie sie darauf reagiert haben.
Vielleicht kann ein/e Musiklehrer/in eingeladen werden und mit den Kindern an Karlheinz Stockhausens „Gesang der Jünglinge im Feuerofen“ arbeiten. In dieser elektronischen Musik macht Stockhausen Engelsstimmen hörbar.
Wer mit Stockhausen nichts anfangen kann, kann auch mit Orff-Instrumenten versuchen die Geschichte zu verarbeiten und mit den Kindern überlegen, wie man die Engelsstimmen erklingen lassen könnte.

Daniel 6

Nach der Machtübernahme der Perser über die Babylonier erlebt Daniel unter dem Perserkönig Darius einen kometenhaften Aufstieg in der politischen Hierarchie. Darius möchte Daniels Begabungen und Kompetenzen für das persische Reich nutzen. Das ruft Neider auf den Plan, die eine Intrige gegen den Ausländer Daniel spinnen. Sie führen ein neues Gesetz ein, das einen Königsmonat einrichtet. In diesem Monat darf kein anderer Gott als der König angebetet werden. Natürlich wissen sie, dass Daniel auf alle Fälle zu seinem Gott beten wird. Daniel wird verraten und der König muss ihn in die Löwengrube werfen lassen. Damals hielten Könige als Ausdruck ihrer königlichen Würde und Macht Löwen in großen Gruben. Tief betroffen richtet Darius ein Gebet an den Gott Israels, in dem er um Schutz für Daniel bittet. Gott rettet Daniel aus der Löwengrube. Der König bekennt sich in einem Schreiben an alle Völker zum lebendigen Gott. Er ordnet sogar an, dass allein der Gott Israels angebetet werden soll. Diese Geschichte kann auch als eine Bekehrungsgeschichte des Königs gelesen werden.
Die Geschichte zeigt auch, wie leicht sich Machthaber manipulieren lassen. Zudem beschreibt sie eine latent immer vorhandene Fremdenfeindlichkeit. Sie zeigt, wie Ablehnung des Fremden zu übergriffigen Verhaltensweisen führt, vor allem, wenn die Religion der anderen nicht respektiert wird.

Auch in der Fremde ist Gott da: Daniel in der Löwengrube

In dieser Geschichte kehrt Daniel als Hauptperson zurück. Er hat inzwischen allerlei Neider gegen sich. Sie gönnen dem Fremdling mit der fremden Religion seinen Aufstieg bei Hof nicht. Darum spinnen sie eine Intrige gegen ihn. Dabei wenden sie sich direkt gegen seinen Glauben, weil sie wissen, dass sie ihn da am ehesten treffen können. Gott ergreift Partei für Daniel, der hier der Fremdling ist. Damit wendet er das Herz des Königs zu einem öffentlichen Bekenntnis zu Gott.
Die Kinder denken nach, weshalb es den Feinden Daniels so schwer fällt, einem Fremdling Macht zu gönnen. Sie überlegen, wie man solche Feindschaft versöhnen kann und solche Intrigen vermeiden kann.
Für diesen Kindergottesdienst eignen sich Spiele zum Thema Integration. Anregungen dazu kann man beim örtlichen Stadtjugendring, bei der Evang. Jugend oder bei der Landjugend erfragen und oft auch passendes Spielmaterial ausleihen.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Manche unserer Kindergottesdienstkinder erleben die Fremde, weil sie wegen des Berufs der Eltern für einige Zeit ins Ausland ziehen oder erst seit einiger Zeit in Deutschland leben. Sie werden mit einer fremden Kultur konfrontiert und müssen ihren Weg zwischen Anpassung und eigener Identität finden. Dabei kann ihnen der Glaube Richtschnur und Halt sein. Sie sollen erfahren, dass Gott ihnen auch in der Fremde treu beisteht. Die Geschichte von Daniel und seinen Freunden kann Kinder in solchen verunsichernden Situationen stärken.
Immer mehr Flüchtlinge kamen seit 2015 vor allem aus Syrien und Irak, den Ländern unserer Geschichte, zu uns nach Deutschland. In manchen Schulen tauchten Flüchtlingskinder auf. Die Kinder erfuhren aus den Medien von den Umständen, in denen die Flüchtlinge lebten. Die Geschichte von Daniel stellt an uns die Frage, wie wir mit den Fremden umgehen. Sie öffnet unsere Augen für Dinge, die wir den Fremden zumuten. Die Frage taucht auf: Gehen wir respektvoll mit ihren Essgewohnheiten um, mit ihren Namen, mit ihrer Religion, mit ihren Erfahrungen? Das Thema streift auch die Welt der Kinder, die selbst keinen Migrationshintergrund haben.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Die Danielgeschichten sind spannend und fesseln die Zuhörer und Zuhörerinnen von selbst. Daher sollten die Geschichten auch genügend Raum im Kindergottesdienst bekommen.
„Große Macht bringt große Verantwortung mit sich.“, sagt Spiderman. Daniel und seine Freunde haben durch ihre Begabung und ihre Ausbildung große Möglichkeiten, ihrem Volk in der Fremde zu helfen. Daher ist auch ihre Verantwortung für ihren Glauben groß, weil sie für besonders hohe Posten ausersehen sind. Unsere Kinder wachsen in einem privilegierten Land auf. Daher wachsen sie auch in eine besondere Verantwortung für andere hinein. Gott segnet Menschen, die solche Verantwortung übernehmen. Ihm gehört unser Dank.

Weiterführendes

Vernetzung

Die Einheit fällt in die Zeit des Weltkindertages am 20. September. Hier könnte man sich mit Schulen und Kindergärten zu einer gemeinsamen Aktion vernetzen. Zur Situation der Flüchtlinge in der Umgebung bietet es sich an, sich mit Diakonie oder den örtlichen Hilfswerken zu verbinden.
Daniel 1 lässt sich mit dem Erntedankfest am 1. Oktobersonntag verknüpfen.

Praxishilfen

  • In den Apokryphen sind zwei Gesänge der Männer aus dem Feuerofen überliefert, in den Stücken zu Daniel zwei Psalmen und ein kleines Erzählstück (St zu Dan 3, Lutherbibel mit Apokryphen).
  • Klaus-Peter Hertzsch, Die Geschichte von Daniel und dem Löwen in der Grube, in Klaus-Peter Hertzsch, Der ganze Fisch war voll Gesang. Biblische Balladen zum Vorlesen, Stuttgart 1994, S. 64ff.
  • Marijke ten Cate, Daniel in der Löwengrube, Stuttgart 2011, ein Bilderbuch.

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