Von der Macht des Bösen

Von der Macht des Bösen

Die Frage nach der Erkenntnis und dem Umgang mit dem Bösen wird in den ausgewählten Texten beispielhaft thematisiert. Es geht um einen realistischen Umgang mit dem Bösen und damit auch den bösen Anteilen in der eigenen Person, aber auch um die Entmachtung des Bösen.

05.03.2023 (Reminiszere)

  1. Mose 3
    Die Vertreibung aus dem Paradies – Gut und Böse erkennen

12.03.2023 (Okuli)

  1. Mose 4,1-16a
    Kain und Abel – In Schuld bewahrt

19.03.2023 (Lätare)
Lukas 8,26-39
Der besessene Gerasener – Vom Bösen erlöst

Die biblischen Texte

Die Texte entstammen der sogenannten Urgeschichte am Anfang der Bibel und dem Lukasevangelium. Erstere versucht zu erläutern, wie die Welt entstanden ist und wie der Mensch ist. Dabei wird auch die Frage nach dem Umgang mit dem Bösen in den Blick genommen. Bei beiden alttestamentlichen Texten handelt es sich um Geschichten mit einer bis heute aktuellen Wirkungsgeschichte: Die Schlange als Zeichen der Versuchung, das Kainszeichen als Schutzzeichen vor der Todesstrafe.
Die Geschichte vom besessenen Gerasener erzählt von der Entmachtung des Bösen durch die Macht Gottes.

Der Mensch ist nackt. Die Schlange ist klug. Die Wahrheit der Schlange ist eine nackte. Eva führt wiederum mit der Schlange einen geradezu philosophischen Dialog. Die Schlange sagt zu Eva: „Du kannst sein wie Gott.“ Und so ergreift sie die Frucht vom Baum der Erkenntnis, um den Dingen auf den Grund zu gehen und klug zu werden. Adam steht nur daneben und isst, was sie ihm gibt.
Die Schlange wiederum ist nicht die Verkörperung des Bösen. Sie ist lediglich klug und nackt, sie sagt die nackte Wahrheit. Sie sagt: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Das wird wahr, da Adam und Eva in der Folge die Erkenntnis von Gut und Böse erlangt haben.
Die Schlange hat recht. Denn die für die Übertretung angedrohte Todesstrafe (1. Mose 2,17) tritt nicht ein. Adam und Eva werden aus dem Garten vertrieben. Allerdings versorgt Gott sie geradezu fürsorglich mit Kleidung, auf dass sie in der rauen Welt außerhalb des Gartens überleben können.
Sicher, der Weg zurück in den Garten ist versperrt. Die Menschen sind, so sagt Gott selbst, geworden „wie unsereiner“. Sie dürfen, sie müssen selbst erkennen, was gut und was böse ist. Zum Menschen, der um Gut und Böse weiß, gehört auch die Möglichkeit schuldig zu werden und die Aufgabe, Schuld zu tragen.

Adam und Eva bekommen zwei Söhne: Kain und Abel. Der Ausruf Evas bei Kains Geburt ist ein Lob-und Jubelruf. Der Geburt Abels wird weniger Bedeutung beigemessen. Dies verdeutlicht auch die Namensbedeutung, Abel bedeutet: Hauch oder Nichts.
Gott hat ein Auge auf das Opfer dessen, der leicht übersehen wird. Und verleiht damit demjenigen Anerkennung, der neben Kain, der meistens im Mittelpunkt steht, auch seine Würde hat. Damit ist Kain nicht per se abgelehnt. Gott nimmt wahr, dass er sich verändert. Und so spricht er Kain direkt an: „… Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen, du aber herrsche über sie.“ (1. Mose 4,7).
Kain und Abel geraten in Konflikt. Sie nehmen das Schicksal in die eigene Hand. Kain ermordet Abel. Kaum ist Abel tot, ist Gott wieder präsent. Aber warum hat er ihn nicht beschützt? Das bleibt die entscheidende ungeklärte Frage.
Sicher, es folgt der Fluch. Doch auch Kain soll leben, dafür ist das Kainsmal das Zeichen. Die Gewalt soll nicht weiter eskalieren. Auch die Existenz des Mörders östlich von Eden, so weit wie ein Mensch nur vom Paradies entfernt sein kann, liegt allein in Gottes Hand. Kain soll leben, aber seine Tat bleibt verwerflich. Zugleich ist diese Geschichte ein Plädoyer gegen die Todesstrafe.

Nach der Geschichte von der Sturmstillung, in der Jesus zuvor als Herr über Naturgewalten bekannt wird, begegnet er hier als Herr über dämonische Mächte und Krankheiten.
Die Geschichte vom besessenen Gerasener spielt im nichtjüdischen Land. Hier wird ein Mensch von den Dämonen befreit, die ihn quälen. Er lebt ausgestoßen in Grabhöhlen. Diese gelten als Stätten der Unreinheit und Wohnplätze von Dämonen.
Die Dämonen heißen Legion. Sie stehen sozialgeschichtlich für die römische Besatzungsmacht unter der ganz Palästina leidet. Diese wird symbolisch ausgetrieben und ertränkt. Sehr drastisch überwindet Jesus hier das Böse. Der Besessene wird geheilt und kehrt von der Stätte des Todes zurück in sein Haus und damit ins Leben und die Gemeinschaft. Er soll dem Auftrag Jesu folgend von den guten Taten Gottes berichten.

Entfaltung

Im monatlichen Gottesdienst geht es um die Vertreibung aus dem Paradies und die Frage der Unterscheidung von Gut und Böse in der Bibel.
Als Eingangspsalm wird Psalm 91 gebetet. Er bringt die Bewahrung des Menschen zum Ausdruck.
Im Anschluss werden die Kinder gefragt, was sie zum Leben brauchen (Zimmer, Garten …, Lieblingsort).
Daran knüpft sich eine Schilderung der biblischen Vorstellung vom Paradies (1. Mose 2,4b-25) an. Der Garten Eden, der etwas anders ist als ein Schlaraffenland, wird als Ursprungsort des Menschen vergegenwärtigt. Es wird erzählt: Da gab es alles, was der Mensch zum Leben brauchte. Mit Hinweis auf den Baum der Erkenntnis wird auch erzählt, dass dieser Zustand bedroht ist. Die Kinder werden gefragt: Möchtest du in diesem Garten leben?
Das Lied „Du hast uns deine Welt geschenkt“ wird gesungen.

  1. Mose 3 wird aus der Sicht der Schlange erzählt. Sie fragt die beiden im Paradies Lebenden: „Wollt ihr nicht noch mehr haben?“ Der Dialog zwischen der Schlange und Eva nimmt breiten Raum ein. Die Erzählung endet damit, dass Adam und Eva aus dem Paradies verwiesen werden. Sie dürfen aber weiterleben. Gott sorgt auch außerhalb des Gartens für sie. Sie wissen jetzt um Gut und Böse.
    Im Anschluss erhalten die Kinder Raum, sich über Gut und Böse auszutauschen.
    In die Mitte wird ein Baum mit Früchten aus Papier oder Legematerial gelegt. Zur Frage: „Was können Adam und Eva jetzt erkennen, was sie vorher nicht wussten?“ werden Antworten gesammelt. Gemeinsam wird anhand der Antworten überlegt: Ist immer eindeutig, was gut oder böse ist? Ist etwas immer böse oder immer gut? Kann beispielsweise eine Notlüge auch gut sein?
    Das Lied „Ich möcht, dass einer mit mir geht“ wird gesungen.

1. Mose 3

Der Mensch ist nackt. Die Schlange ist klug. Die Wahrheit der Schlange ist eine nackte. Eva führt wiederum mit der Schlange einen geradezu philosophischen Dialog. Die Schlange sagt zu Eva: „Du kannst sein wie Gott.“ Und so ergreift sie die Frucht vom Baum der Erkenntnis, um den Dingen auf den Grund zu gehen und klug zu werden. Adam steht nur daneben und isst, was sie ihm gibt.
Die Schlange wiederum ist nicht die Verkörperung des Bösen. Sie ist lediglich klug und nackt, sie sagt die nackte Wahrheit. Sie sagt: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Das wird wahr, da Adam und Eva in der Folge die Erkenntnis von Gut und Böse erlangt haben.
Die Schlange hat recht. Denn die für die Übertretung angedrohte Todesstrafe (1. Mose 2,17) tritt nicht ein. Adam und Eva werden aus dem Garten vertrieben. Allerdings versorgt Gott sie geradezu fürsorglich mit Kleidung, auf dass sie in der rauen Welt außerhalb des Gartens überleben können.
Sicher, der Weg zurück in den Garten ist versperrt. Die Menschen sind, so sagt Gott selbst, geworden „wie unsereiner“. Sie dürfen, sie müssen selbst erkennen, was gut und was böse ist. Zum Menschen, der um Gut und Böse weiß, gehört auch die Möglichkeit schuldig zu werden und die Aufgabe, Schuld zu tragen.

Gut und Böse erkennen

Die biblische Erzählung vom Garten als Ursprungsort des Menschen wird vorgestellt. Der Baum der Erkenntnis macht deutlich, dass dieser Ort für ihn bedroht ist.
Das Lied: „Du hast uns deine Welt geschenkt“ wird strophenweise von den Kindern als Liedplakat gestaltet und gesungen. Im Anschluss wird das Lied genauer betrachtet. Es wird gefragt, ob noch etwas fehlt.
Danach wird 1. Mose 3 erzählt. Dabei steht der Dialog zwischen der Schlange und Eva im Mittelpunkt. Nach dem Griff nach der verbotenen Frucht müssen die ersten Menschen das Paradies verlassen, wissen nun aber um Gut und Böse.
Im Anschluss werden kleine Rollenspielszenen aus dem Kinderalltag gespielt, die von den Kindern aus der Sicht Adams und Evas kommentiert werden, beispielsweise ein Streit oder eine Notlüge. Anschließend wird gemeinsam überlegt: Woran erkennt man, ob eine Tat gut ist oder böse?

1. Mose 4,1-16a

Adam und Eva bekommen zwei Söhne: Kain und Abel. Der Ausruf Evas bei Kains Geburt ist ein Lob-und Jubelruf. Der Geburt Abels wird weniger Bedeutung beigemessen. Dies verdeutlicht auch die Namensbedeutung, Abel bedeutet: Hauch oder Nichts.
Gott hat ein Auge auf das Opfer dessen, der leicht übersehen wird. Und verleiht damit demjenigen Anerkennung, der neben Kain, der meistens im Mittelpunkt steht, auch seine Würde hat. Damit ist Kain nicht per se abgelehnt. Gott nimmt wahr, dass er sich verändert. Und so spricht er Kain direkt an: „… Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen, du aber herrsche über sie.“ (1. Mose 4,7).
Kain und Abel geraten in Konflikt. Sie nehmen das Schicksal in die eigene Hand. Kain ermordet Abel. Kaum ist Abel tot, ist Gott wieder präsent. Aber warum hat er ihn nicht beschützt? Das bleibt die entscheidende ungeklärte Frage.
Sicher, es folgt der Fluch. Doch auch Kain soll leben, dafür ist das Kainsmal das Zeichen.

Die Gewalt soll nicht weiter eskalieren. Auch die Existenz des Mörders östlich von Eden, so weit wie ein Mensch nur vom Paradies entfernt sein kann, liegt allein in Gottes Hand. Kain soll leben, aber seine Tat bleibt verwerflich. Zugleich ist diese Geschichte ein Plädoyer gegen die Todesstrafe.

In Schuld bewahrt

Die Kinder erzählen, in welchen Situationen sie sich ungerecht behandelt gefühlt haben. Es wird nachgefragt, folgte daraus womöglich Gewalt?
Die Geschichte wird bis zum Brudermord erzählt (1. Mose 4,8). Das Ende bleibt offen.
Im Anschluss überlegen die Kinder, was mit Kain nach dem Brudermord geschieht.
Das Ende der Geschichte wird erzählt und macht deutlich: Die Aggression Kains richtet sich gegen den Falschen: Eigentlich ist Gott gemeint. So ist Abel zum Opfer geworden. Gewalt darf jedoch nie so weit gehen, dass ein Leben mit dem anderen gesühnt wird. Kain ist schuldig geworden und versucht sich herauszureden.
Gemeinsam wird überlegt: „Wie kann man anders und besser mit Schuld umgehen?“ Beispielsweise darüber reden, aufschreiben, beten …
Dafür steht das Kainszeichen, es ist ein Schutz-und Lebenszeichen.
Die Kinder erhalten auch ein Zeichen des Lebens für sich, z. B. ein persönlich zugesungenes Lebens- oder Segenslied.

Lukas 8,26-39

Nach der Geschichte von der Sturmstillung, in der Jesus zuvor als Herr über Naturgewalten bekannt wird, begegnet er hier als Herr über dämonische Mächte und Krankheiten.
Die Geschichte vom besessenen Gerasener spielt im nichtjüdischen Land. Hier wird ein Mensch von den Dämonen befreit, die ihn quälen. Er lebt ausgestoßen in Grabhöhlen. Diese gelten als Stätten der Unreinheit und Wohnplätze von Dämonen.
Die Dämonen heißen Legion. Sie stehen sozialgeschichtlich für die römische Besatzungsmacht unter der ganz Palästina leidet. Diese wird symbolisch ausgetrieben und ertränkt. Sehr drastisch überwindet Jesus hier das Böse. Der Besessene wird geheilt und kehrt von der Stätte des Todes zurück in sein Haus und damit ins Leben und die Gemeinschaft. Er soll dem Auftrag Jesu folgend von den guten Taten Gottes berichten.

Vom Bösen erlöst

Es werden Beispiele von Menschen erzählt, die gequält sind von Dingen, von denen sie sich nicht selbst befreien können, z.B. Krankheit oder Sucht. Die Kinder können dies ergänzen.
Das Lied: Ich möcht, dass einer mit mir geht, Strophen 1-3 wird gesungen.
Die Geschichte wird erzählt und dabei wird deutlich: Jesus wendet sich dem Gerasener zu. Er ist ihm nicht nur nahe. Er befreit ihn zum Leben, indem er ihn von dem Bösen, das ihn quält, erlöst. Das Böse muss keine Macht über uns haben, weil Jesus größer ist. Davon soll der Geheilte erzählen und die Leute hören ihm zu.
Anschließend wird überlegt: Was erzählt er den Leuten wohl?
Zum Abschluss wird die vierte Strophe des begonnenen Liedes gesungen: „Sie nennen ihn den Herren Christ“.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Wir Menschen leben nicht mehr im Paradies. Die biblischen Geschichten leugnen Gewalt nicht, sie beschönigen sie auch nicht. Gewalt muss eingegrenzt werden. Das darf aber nie so weit gehen, dass das Leben unmöglich oder gar ausgelöscht wird. Dies gilt für Adam und Eva und sogar für Kain. Obwohl er seinen Bruder getötet hat, soll er weiterleben. Das können Kinder ohne weiteres verstehen.
Die Erkenntnis von Gut und Böse hängt auch mit der Erziehung zusammen. Als unser zweijähriges Kind seinen halbjährigen Bruder schlägt, wird ihm verdeutlicht: Das ist böse. Aus solchen Erfahrungen bildet sich seine Einordnung von Gut und Böse. Erziehung und die Umgebung, in der Kinder aufwachsen, prägen ihre Haltungen.
Kinder erleben auch böse Anteile in sich, unbeherrschte Wut, rasende Eifersucht. Sie machen Erfahrungen mit Grenzen, die ihnen in solchen Situationen gesetzt werden. In Schulklassen und Kindergartengruppen werden häufig Regeln zum Umgang damit verhandelt. Kinder werden schnell abgestempelt, hilfreich ist eine klare Trennung von böser Handlung und der Zuschreibung „böse“ als Charakterisierung einer Person.
Manche Kinder haben auch Erfahrungen mit bösen Mächten. Sie erleben beispielsweise Suchterkrankungen von Angehörigen, von denen diese nicht loskommen oder Zeiten von Depression. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, besonders auf die Signale der Kinder zu achten.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

In den ausgewählten Geschichten geht darum, dass Gut und Böse seit Urzeiten in der Welt sind. Die Bibeltexte bieten dabei eine realistische Wahrnehmung des Bösen, zugleich handeln sie aber auch von seiner Begrenzung und Entmachtung.
Die Gottesdienste lassen Raum zum eigenen Nachdenken und erzählen vom Vertrauen auf Gottes Kraft in Jesus Christus, die das Böse letztlich überwindet.

Weiterführendes

Vernetzung

Parallel zu den Kindergottesdiensten werden Gottesdienste oder Elternabende zum Thema „Von der Macht des Bösen – Wie vermitteln wir Kindern biblische Werte?“ angeboten. Dazu können gegebenenfalls Referent*innen eingeladen werden, z. B. von der Polizei oder Mitarbeitende von Beratungsstellen. Im Anschluss findet eine Auswertung statt.

Lieder

Ich möcht, dass einer mit mir geht (EG 209)
Du hast uns deine Welt geschenkt (KuS 631, LHE 355)

Praxishilfen

Literatur:
Alma Grüsshaber: Wie kommt Gott ins Kinderzimmer? Unseren Kindern Wurzeln und Flügel geben. Verlag Junge Gemeinde: Leinfelden-Echterdingen 2007.
Jochem Westhof: Familienkirche macht Spaß, Gütersloher Verlag: Gütersloh 2006, S104ff.
Jochem Westhof: Familienkirche tut gut. Gütersloher Verlag: Gütersloh 2010, S.82 ff.

Kinderbücher:
Empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf Seite 32.

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