Ester

Ester

Ester ist eine starke und vor allem mutige Frau. Sie versteht es, ihre Schönheit und Klugheit geschickt zu verbinden und so eine Katastrophe vom Volk Israel abzuwenden. Ester zeigt mit Klugheit und Charme die Schwächen der mächtigen Männer auf und kann dadurch das Leben vieler Menschen retten. Gestärkt durch Fasten und Gebet wird sie zur Heldin.
Unsere jüdischen Geschwister feiern in diesen Tagen das Purim-Fest, das auf die Ester-Geschichte zurückgeht. Verkleidung spielt dabei eine große Rolle, das bietet einen Anschluss an Karnevals- bzw. Faschingfeste, die in vielen Gegenden gefeiert werden.

12.02.2023 (2. Sonntag vor der Passionszeit: Sexagesimae)
Ester 1,1-2,18
Ester wird Königin

19.02.2023 (1. Sonntag vor der Passionszeit: Estomihi)
Ester 2,19-23 + 6,1-13
Verleumdung und Intrigen

26.02.2023 (1. Sonntag der Passionszeit: Invokavit)
Ester 3,1-8,17 (ohne 6,1-13)
Finstere Pläne treffen auf kluge Taktik

Die biblischen Texte

Das Buch Ester liest sich wie ein Roman. Die Handlung lässt sich in das 5. Jahrhundert vor Christus einordnen. Das Volk Israel lebt in der Diaspora als Minderheit in einem persischen Großreich. Die jüdischen Menschen leben zwar nach den Gesetzen des Landes, halten sich aber trotzdem an die Gebote Gottes. Deshalb weigern sie sich, dem intriganten und eitlen Haman, dem zweitwichtigsten Mann am Königshof, zu huldigen.
Auch der Jude Mordechai hat eine hohe Stellung am Königshof. Er ist Ziehvater der verwaisten Ester. Nachdem Mordechai die besondere Gunst des Königs gewonnen hat, reagiert Haman mit Zorn und wachsender Eifersucht. Er ordnet ein Pogrom unter den jüdischen Mitbürgern seines Landes an.
Ester, die mittlerweile Königin ist, setzt alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ein, um dies zu verhindern und ihr Volk zu retten. Sie übertritt damit die Regeln und Gesetze des Königshofes. Indem Ester auf diese Weise für ihren Glauben einsteht und für ihr Volk derartigen Mut beweist, zeigt sich eine neue Art der Stärke.

Der größte Teil des jüdischen Volks lebt im persischen Exil. Ester wird dort von ihrem Vormund Mordechai erzogen. Das große Perserreich wird von Ahasveros (Xerxes) regiert, der wohl ein sehr despotischer Herrscher gewesen ist. So hat er seine Frau, die Königin Waschti, verstoßen, weil sie sich ihm widersetzt hat. Sie wollte nicht vor den Gästen bei einem seiner Gelage erscheinen. Daraufhin wird im ganzen Reich nach einer neuen Gemahlin für den König gesucht. 100 Schönheiten des Landes werden in einem „Casting“ darauf vorbereitet. Ahasveros entscheidet sich für Ester und macht sie zur Königin.

Mordechai hat zufällig erfahren, dass ein Attentat gegen den König geplant ist. Er lässt durch Ester Ahasveros von dieser Intrige berichten, da Mordechai selbst keinen Zugang zum König hat. Der König will darum seinem Retter besondere Ehren zukommen lassen. Haman, der als oberster Minister der einflussreichste Mann nach dem König ist, soll Mordechai diese Ehrungen überbringen. Er fühlt sich vom König übergangen und zurückgesetzt. Das schafft eine besondere Spannung zwischen den beiden Männern. Damit beginnt ein „Politthriller“ am Königshof …

Haman will als Vergeltung ein Pogrom unter den jüdischen Bürgern anrichten lassen, da diese sich nur vor ihrem Gott und nicht vor ihm verbeugen wollen.
Die Frauen haben in der Gesellschaft und am Königshof keine Rechte. Dies gilt auch für die Königin. Ester ist verzweifelt, Mordechai erinnert sie an ihre Geschichte und ihren Glauben. Nachdem Ester mit ihrem Volk drei Tage lang gefastet und gebetet hat, geht sie schließlich zum König. Ihre Schönheit ist ihr dabei von Nutzen. Denn der König ist offensichtlich so in sie verliebt, dass sie nicht dafür bestraft wird.
Ester lädt Ahasveros und Haman zum Essen ein. Dabei enthüllt sie dem König, dass sie Jüdin ist und ein Pogrom auch sie, die Königin, treffen würde. Haman wird entlarvt und dann vom König gerichtet. Ester hat ihre Schönheit und Klugheit mit List eingesetzt zum Wohl aller.

Entfaltung

Ein verbindendes liturgisches Element ist in allen Gottesdiensten das Psalmgebet nach Psalm 139 (siehe Zusatzmaterial im digitalen Plan). Zwischen den einzelnen Abschnitten wird gesungen: Von allen Seiten (siehe unter Punkt 8).

Ester 1,1-2,18

Der größte Teil des jüdischen Volks lebt im persischen Exil. Ester wird dort von ihrem Vormund Mordechai erzogen. Das große Perserreich wird von Ahasveros (Xerxes) regiert, der wohl ein sehr despotischer Herrscher gewesen ist. So hat er seine Frau, die Königin Waschti, verstoßen, weil sie sich ihm widersetzt hat. Sie wollte nicht vor den Gästen bei einem seiner Gelage erscheinen. Daraufhin wird im ganzen Reich nach einer neuen Gemahlin für den König gesucht. 100 Schönheiten des Landes werden in einem „Casting“ darauf vorbereitet. Ahasveros entscheidet sich für Ester und macht sie zur Königin.

Ester wird Königin

Die Geschichte wird frei erzählt.
Ester wird von allen für das „Casting“ eingekleidet: Wie kann sie wohl den König beeindrucken?
Material: Tücher, Spangen und Schmuck, Ketten, Armbänder, Wohlriechende Salben oder Öle.
Anschließend werden fiktive Interviews zur Frau am Hof gespielt. Einige Kinder sind Reporter oder Reporterinnen, andere geben die Interviews, beispielsweise Ester, der König, Esters Adoptivvater, eine Mitbewerberin.

Ester 2,19-23 und 6,1-13

Mordechai hat zufällig erfahren, dass ein Attentat gegen den König geplant ist. Er lässt durch Ester Ahasveros von dieser Intrige berichten, da Mordechai selbst keinen Zugang zum König hat. Der König will darum seinem Retter besondere Ehren zukommen lassen. Haman, der als oberster Minister der einflussreichste Mann nach dem König ist, soll Mordechai diese Ehrungen überbringen. Er fühlt sich vom König übergangen und zurückgesetzt. Das schafft eine besondere Spannung zwischen den beiden Männern. Damit beginnt ein „Politthriller“ am Königshof …

Verleumdung und Intrigen

Die Geschichte wird „verklanglicht“:
Einer liest die Geschichte vor. Jede Person darin bekommt ihren eigenen Klang: die Kinder machen die entsprechenden Geräusche dazu. Das Ganze kann auch gut aufgenommen werden.
Bildhaft lässt sich diese Geschichte auch über „Gefühlsfotos“ darstellen: die Kinder empfinden nach, wie sich Haman, der König etc. wohl an den Wendepunkten der Geschichte gefühlt haben mögen. Dies wird als Standbild dargestellt und kann auch fotografiert werden.

Ester 3,1-8,17 (ohne 6,1-13)

Haman will als Vergeltung ein Pogrom unter den jüdischen Bürgern anrichten lassen, da diese sich nur vor ihrem Gott und nicht vor ihm verbeugen wollen.
Die Frauen haben in der Gesellschaft und am Königshof keine Rechte. Dies gilt auch für die Königin. Ester ist verzweifelt, Mordechai erinnert sie an ihre Geschichte und ihren Glauben. Nachdem Ester mit ihrem Volk drei Tage lang gefastet und gebetet hat, geht sie schließlich zum König. Ihre Schönheit ist ihr dabei von Nutzen. Denn der König ist offensichtlich so in sie verliebt, dass sie nicht dafür bestraft wird.
Ester lädt Ahasveros und Haman zum Essen ein. Dabei enthüllt sie dem König, dass sie Jüdin ist und ein Pogrom auch sie, die Königin, treffen würde. Haman wird entlarvt und dann vom König gerichtet. Ester hat ihre Schönheit und Klugheit mit List eingesetzt zum Wohl aller.

Finstere Pläne treffen auf kluge Taktik

Ester setzt ihre Talente und Begabungen ein, weil sie ein großes Ziel erreichen muss.
Wir überlegen, was unsere Talente und Stärken sind. Dies kann in Kleingruppen geschehen.
Danach wird dies den anderen Kindern vorgestellt. Bei etwas mehr Zeit könnte sogar eine kleine Talente-Show gemacht werden.
Auch hier kann ein gemeinsames Festessen anschließen.

[Bibelstelle]

[Thema]


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Ausgrenzung oder Integration sind Fragen, die in den letzten Jahren verstärkt durch die Flüchtlingswellen auch die Lebenswelt der Kinder erreicht haben. Ester kam aus einem anderen kulturellen und religiösen Hintergrund. Ihr Volk war integriert und lebte trotzdem seinen eigenen Glauben weiter.
Allerdings ist dies auch ein schwieriges Thema für Kinder. Sie können einerseits nachvollziehen, dass das Leben in einem fremden Land nicht nur gute Seiten hat. Vielleicht haben sie dies auch schon durch andere Kinder in ihrer Kita oder Schule erfahren. Andererseits spielt in der Ester-Geschichte die Frage nach der Gewalt eine ambivalente Rolle. Dies kann beides nicht außen vorgelassen werden, doch sollte die Stärke, die Ester durch ihren Glauben hat, betont werden.
Kinder verkleiden sich gern. Beim Verkleiden präsentiert man sich als jemand anderer. Eine Verkleidung kann auch als Tarnung dienen. Dass Kleider Leute machen, erfahren sie auch aus den Medien, Ester hat das ausgenutzt, für sie war königliche Kleidung Teil ihrer Erfolgstaktik.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Ester: Königin mit kluger Taktik – Ester 3,1-8,17 (ohne 6,1-13)
Material: Tücher, Schals, Krawatten, Kleider, Hüte, Gürtel und Sicherheitsnadeln; Speisen für das Festessen
Esters Geschichte wird erzählt, dabei liegt ein Schwerpunkt darauf, dass sie sich königlich anzieht, bevor sie zum König geht.
Gemeinsam wird überlegt, wie Esters Kleid wohl ausgesehen haben könnte.
Die Mädchen dürfen sich als Prinzessin verkleiden. Die Jungen werden mit einbezogen, indem sie sich selbst ausstaffieren und eine Jury bilden. Evtl. lässt sich sogar ein Laufsteg aufbauen.
Anschließend gibt es ein Festessen wie bei der Königin.
Gemeinsam mit den Kindern wird eine Festtafel gedeckt und schön geschmückt. Die Mitarbeitenden haben Speisen vorbereitet, die es schon zu Esters Zeiten gegeben haben könnte, beispielsweise Datteln, Feigen, Granatäpfel, Birnen, Äpfel, Rosenblättergelee, Joghurt und Fladenbrot.
Im Gespräch am Tisch wird überlegt, wie sich in einer Tischrunde Probleme besprechen und lösen lassen. Gemeinsames Essen schafft Gemeinschaft, lädt zum Reden ein, denn die Gespräche sind auf Augenhöhe und können Spannungen lösen.
Zum Abschluss wird das Psalmgebet nach Psalm 139 (s.u.) gesprochen oder ein entsprechendes Lied gesungen.

Weiterführendes

Vernetzung

Im Rahmen eines Gemeindetages oder eines interkulturellen Festes kann die Geschichte der Königin Ester als Theaterstück gestaltet werden.
Vielleicht ist auch eine Begegnung mit einer jüdischen Kultusgemeinde möglich, da am 7./8. März 2023 Purim gefeiert wird.

Lieder

  • Das wünsch ich sehr (KuS 410, LH 86)
  • Bei dir, Gott, berge ich mich (KG 108)
  • Ich lobe meinen Gott (EG 272)
  • Von allen Seiten (Singt Jubilate. Beiheft der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zum EG. Berlin: Wichern Verlag 2013, Nr. 101)

Praxishilfen

Literatur:
Joe H. Kirchberger: Große Frauen in der Bibel, Ostfildern: Schwabenverlag 2004.
Margot Käßmann: Mütter der Bibel, Freiburg: Herder 2009.
Veronika Bachmann: Kein Punklied, aber …, Vom Esterbuch in die heutige Politwelt. Religionspädagogisches Institut der Theolog. Fakultät der Universität Luzern 2019, https://www.feinschwarz.net/kein-punklied-aber-vom-esterbuch-in-die-heutige-politwelt/ [Zugriff am 11.05.2020].
Mut tut gut, Arbeitshilfen für Kinderbibelwochen, Kirche unterwegs der Bahnauer Bruderschaft e. V. Bezug unter: www.kircheunterwegs.de .
Urte Bejick, She too – Vashti, Königin des persischen Reiches, wie Weigerung zum Politikum wird, in: EfiD (Hrsg.) leicht & SINN. Ev. Magazin für Frauen- und Gemeindearbeit Heft Nr 1 April 2019, S.6-11.
Download unter: https://www.ahzw-online.de/download/SheToo-Vashti_Urte_Bejick.pdf.

Kinderbücher:
Empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf Seite 25.

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