Alles dreht sich um Jona

Alles dreht sich um Jona

Die Jonageschichte trägt die Züge einer Satire. Eine Satire überzeichnet die Wirklichkeit. Sie ist nicht lustig im Sinne von albern, sondern deckt Wahrheit auf, entlarvt den Leser. Sie arbeitet mit überzeichneten Figuren, wie Jona, dem widerwilligsten Propheten überhaupt, den Menschen in Ninive, die erst erzböse sind und sich zu so vorbildlichen Menschen bessern, dass sogar ihre Tiere Buße tun. Zur Komik tragen der Riesenfisch und der Wurm des Rizinusstrauchs bei.
Die Jonageschichte wird nach Ostern erzählt. Sie fügt sich ein in die alte Tradition der Osterwitze und des Osterlachens, in denen der besiegte Tod verlacht wird.

08.04.2018 (Quasimodogeniti)
Jona 1-2
Jona läuft weg

15.04.2018 (Misericordias Domini)
Jona 3-4
Jona schafft’s!?

Die biblischen Texte

Das Buch Jona ist das jüngste Prophetenbuch, vermutlich aus dem 3. Jh. v. Chr. Es ist in zwei Teile gegliedert, die Kapitel 1-2 und die Kapitel 3-4. Beide Teile sind parallel aufgebaut: Jona flieht und dankt für seine Rettung. Jona erfüllt den Auftrag und möchte sterben. Das große Thema des Buches ist die Frage: wie verhalten sich Gottes Gerechtigkeit und Gottes Barmherzigkeit zueinander? Die Frage wird im Buch nicht letztgültig beantwortet, sondern bleibt offen. Der Leser soll durch Gottes Frage für Gottes Weg der Barmherzigkeit gewonnen werden; eine Entscheidung wird nicht vorgegeben.

Die beiden ersten Kapitel des Jonabuches erzählen von der Flucht des Propheten Jona. Am Ende des 2. Kapitels steht Jona am selben Punkt wie am Anfang. Jona erhält den Auftrag in Ninive Buße zu predigen. Geopolitisch betrachtet war Kleinasien immer ein Krisengebiet und ist es durchgängig bis heute geblieben. Ninive lag in Assyrien. Die Stadt heißt heute Mossul und liegt im umkämpften Norden des Irak. Das war auch zu Jonas Zeit nicht anders. Jona flieht in die entgegengesetzte Richtung nach Spanien. Er verschläft seine Abreise und den Sturm, bis er vom Kapitän geweckt wird. Schließlich geht der Mann Gottes über Bord und die Mannschaft kommt zum Glauben. Auf märchenhafte Weise wird Jona aus der Not gerettet und könnte an dieser Stelle schon lernen, dass Gott ihn auch in Ninive und auch die Stadt Ninive nicht umkommen lassen wird. Aber sein Lobgesang endet lediglich mit einem Dank für die erfahrene Rettung, nicht mit der Zuversicht für neue Aufgaben.

Die beiden letzten Kapitel beginnen wie die ersten. Jona erhält von Gott den Auftrag, in Ninive zu predigen. Dieses Mal gehorcht Jona. In Ninive hält Jona die kürzest mögliche Predigt von einem Satz. Er verändert Gottes Botschaft und fügt eine Drohung ein. Selbst diese kurze Predigt bewirkt die Umkehr und Buße der gesamten Stadt inklusive der Regierenden und der Tiere. Sehr genussvoll wird die komische Situation gezeichnet, dass hartherzige Menschen sich so schnell bekehren, dass über 120.000 Menschen in Sack und Asche herumlaufen, ja sogar ihre Tiere in Säcke kleiden. Wenn so viele Reue zeigen, zeigt auch Gott Reue. Nur Jona geht nicht in sich, sondern schmollt. Als ihm noch der Rizinusstrauch nach dem Wurmbiss verdorrt, verfällt er in tiefste Trübsal und möchte sterben.
Das Buch endet mit einer Frage an Jona und an die Leser. Sie ist Ziel und Fokus der kleinen Satire, die uns auch über uns selbst schmunzeln lässt. Die Frage lautet: Darf Gott barmherzig sein, auch wenn uns das ungerecht vorkommt? Mit dieser bissig überzeichneten Frage – ein Rizinusstrauch wird 120.000 Menschen gegenüber gestellt – führt die Geschichte ins Gespräch. Das Ende der Jonageschichte jedoch bleibt offen. Wir erfahren nicht, ob Jona seine Lektion lernt oder nicht, daher auch das Fragezeichen am Ende der Überschrift.

Entfaltung

Im monatlichen Gottesdienst wird die Geschichte ganz erzählt.
In der Liturgie wird der Psalm aus Jona 2, 2-10 gestaltet. Psalm 103,8 kann als Kehrvers verwendet werden. Dieser Psalm bedenkt die Rettung aus der Todesnot für Jona, für die Menschen aus Ninive und schließlich auch für uns.
Als Lieder passen „Jona will nicht nach Ninive“ und „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt“.
Die Geschichte wird entweder als Schattentheater, mit Sprechzeichnen, Scherenschnitten oder mit dem Kamishibai erzählt. (Selber Bilder machen ist ganz schön schwierig. Wer das nicht kann, macht sich einfache Schablonenvorlagen, nimmt fertige Kamishibai-Bilder oder erzählt mit Reibebildern s. Praxishilfen). Im Anschluss können die Kinder die Geschichte gliedern, indem sie eigene Schattenbilder hinter eine Leinwand stellen oder indem sie für das Kamishibai eigene Szenen karikaturhaft gestalten. Im verarbeitenden Gespräch soll mit den Kindern überlegt werden, ob Gott barmherzig oder lieber gerecht sein soll. Es ist hilfreich, wenn diese Diskussion auch im Team der Mitarbeitenden schon geführt wurde.

Jona 1-2

Die beiden ersten Kapitel des Jonabuches erzählen von der Flucht des Propheten Jona. Am Ende des 2. Kapitels steht Jona am selben Punkt wie am Anfang. Jona erhält den Auftrag in Ninive Buße zu predigen. Geopolitisch betrachtet war Kleinasien immer ein Krisengebiet und ist es durchgängig bis heute geblieben. Ninive lag in Assyrien. Die Stadt heißt heute Mossul und liegt im umkämpften Norden des Irak. Das war auch zu Jonas Zeit nicht anders. Jona flieht in die entgegengesetzte Richtung nach Spanien. Er verschläft seine Abreise und den Sturm, bis er vom Kapitän geweckt wird. Schließlich geht der Mann Gottes über Bord und die Mannschaft kommt zum Glauben. Auf märchenhafte Weise wird Jona aus der Not gerettet und könnte an dieser Stelle schon lernen, dass Gott ihn auch in Ninive und auch die Stadt Ninive nicht umkommen lassen wird. Aber sein Lobgesang endet lediglich mit einem Dank für die erfahrene Rettung, nicht mit der Zuversicht für neue Aufgaben.

Jona läuft weg

Wie beim monatlichen Gottesdienst wird an beiden Sonntagen der Psalm Jona 2,2-10 mit dem Kehrvers Ps 103,8 gestaltet. Die Jonageschichte wird in zwei Teilen als Schattentheater oder mit dem Kamishibai erzählt. Wer es sich zutraut, kann sich an Karikaturen versuchen.
Die von den Kindern erarbeiteten Schattenbilder oder Karikaturen können im nächsten Gottesdienst den Erwachsenen vorgestellt werden.

Dieser Gottesdienst am Sonntag Quasimodogeniti (dt. wie die Neugeborenen) hat den Schwerpunkt der Errettung des Jona, der aus dem Bauch des Fisches quasi neu geboren wird. In diesem Teil der Geschichte wird die Barmherzigkeit Gottes gefeiert und noch nicht hinterfragt. Nach der im monatlichen Kindergottesdienst beschriebenen kreativen Gestaltung bietet sich ein Rettungsfest an.

Jona 3-4

Die beiden letzten Kapitel beginnen wie die ersten. Jona erhält von Gott den Auftrag, in Ninive zu predigen. Dieses Mal gehorcht Jona. In Ninive hält Jona die kürzest mögliche Predigt von einem Satz. Er verändert Gottes Botschaft und fügt eine Drohung ein. Selbst diese kurze Predigt bewirkt die Umkehr und Buße der gesamten Stadt inklusive der Regierenden und der Tiere. Sehr genussvoll wird die komische Situation gezeichnet, dass hartherzige Menschen sich so schnell bekehren, dass über 120.000 Menschen in Sack und Asche herumlaufen, ja sogar ihre Tiere in Säcke kleiden. Wenn so viele Reue zeigen, zeigt auch Gott Reue. Nur Jona geht nicht in sich, sondern schmollt. Als ihm noch der Rizinusstrauch nach dem Wurmbiss verdorrt, verfällt er in tiefste Trübsal und möchte sterben.
Das Buch endet mit einer Frage an Jona und an die Leser. Sie ist Ziel und Fokus der kleinen Satire, die uns auch über uns selbst schmunzeln lässt. Die Frage lautet: Darf Gott barmherzig sein, auch wenn uns das ungerecht vorkommt? Mit dieser bissig überzeichneten Frage – ein Rizinusstrauch wird 120.000 Menschen gegenüber gestellt – führt die Geschichte ins Gespräch. Das Ende der Jonageschichte jedoch bleibt offen. Wir erfahren nicht, ob Jona seine Lektion lernt oder nicht, daher auch das Fragezeichen am Ende der Überschrift.

Jona schafft’s!?

Dieser Gottesdienst am Sonntag Miseriacordias Domini (dt. Barmherzigkeit Gottes) legt den Fokus auf die theologische Frage nach dem Verhältnis von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes. Gott kehrt um, die Menschen und Tiere in Ninive kehren um, nur Jona kehrt nicht um. Er findet Gottes Barmherzigkeit schwierig. Für das Theologisieren sollte genug Zeit sein (siehe Theologisieren mit Kindern).


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

In dem widerwilligen Jona erkennen sich Kinder meist schnell wieder. Es gibt ungeliebte Aufgaben, die sie gerne hinausschieben oder ganz „vergessen“. Sie nehmen Zuflucht bei Ausflüchten und Ablenkungsmanövern. Gelegentlich erfahren sie, dass sie sich doch nicht um die Aufgabe drücken können. Jona bietet sich als Spiegel an, weil die Geschichte den Widerwillen auf so liebevolle Weise überzeichnet. Wenn die Kinder über Jona lachen, dann lachen sie auch über sich selbst. Allerdings bleibt doch zu beachten: Jonas Widerstreben und mangelndes Vertrauen Gott gegenüber kann nicht mit kindlicher Bequemlichkeit in eins gesetzt werden.
Kinder identifizieren sich mit Tieren. Dass die Tiere Buße tun müssen, nicht gefüttert werden und Säcke tragen müssen, kann etwas sein, was sie beschäftigen wird.
Kinder erleben Neid und das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein, wenn ein anderer nicht genügend bestraft wird. Jonas Schmollen wird bei den Kindern auf tiefes Verständnis stoßen. Auch hier ist der witzige Vorwurf, mit dem Jona aus dieser narzisstischen Kränkung gelockt werden soll, für Kinder ein hilfreicher Weg. Die Kinder sollen die Frage mitnehmen: Darf Gott barmherzig sein, auch wenn er dann nicht ganz gerecht ist? Sie kann Kindern helfen, in einem ähnlichen Konflikt zu einer theologischen Antwort zu kommen.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Wenn wir über uns selbst lachen, können wir in der Regel bittere Wahrheiten über uns selber leichter schlucken. Daher sollen sowohl der monatliche als auch der wöchentliche Gottesdienst dieses Lachen unterstützen. Das geht am besten mit zeichnerischen oder theatralen Elementen. Theater und Satiren helfen zur Selbstdistanz.
Das Kamishibai, das japanische Erzähltheater, mit selbst gezeichneten Bildern oder auch ein Schattentheater, Scherenschnitte oder Sprechzeichnen bieten sich für diese Geschichte an. In diesen Methoden werden die Charaktere so reduziert, dass das Komische gut deutlich werden kann.
Tipp zur Methode des Sprechzeichnens: M. Culmann, Erzählen mit Sprechzeichnen, zu beziehen unter www.kindergottesdienst.org.
Jona betet im Bauch des Fisches einen schönen Psalm, in dem er seine Errettung preist. Es liegt nahe, diesen Psalm in Auswahl als Gebet für beide Sonntage zu wählen. Besonders Jona 2,4 kann größere Kinder ins Theologisieren führen.

Weiterführendes

Vernetzung

Beide Sonntage liegen in der österlichen Freudenzeit. Das Lachen über den Tod und alles Lebensfeindliche, das in dieser Zeit seinen Ort hat, kann durch die karikaturhaften Bilder der Kinder sinnenhaft werden. Dazu sollten die Bilder der Kinder in der Kirche ausgestellt werden und so der Erwachsenengemeinde zugänglich gemacht werden.

Lieder

  • Jona will nicht nach Ninive (MKL2 67)
  • Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EG RWL 673, LJ 560, KG 112)
  • Jona, mach dich auf/Asche auf mein Haupt, Siegfried Macht, Haus aus lebendigen Steinen, München 1999, S. 73
  • Manchmal fühl ich mich wie Jona, Siegfried Macht, ebd. S. 74

Praxishilfen

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