Aus dem Licht ins Dunkel – aus dem Dunkel ins Licht. Passion und Ostern nach Lukas
In einer orthodoxen Legende wird der Evangelist Lukas als der erste Ikonenmaler bezeichnet und seine bildhafte Erzählung der Passions- und Ostergeschichte lässt einen glauben, dass das stimmt. Lukas arbeitet wie in einem Rembrandtgemälde mit der starken Wirkung des Kontrastes zwischen Dunkel und Hell, mit den Licht- und Schattenseiten des Menschen. Durch das gesamte Evangelium zieht sich wie ein roter Faden der Gedanke, dass Gottes Macht in seiner Barmherzigkeit sichtbar wird. Wer die Barmherzigkeit Gottes missachtet, begibt sich auf die dunkle Seite, in das Gegenüber zu Gott. Aber derjenige, der Gott folgt und selber Barmherzigkeit übt, stellt sich in das Licht, das von Jesus, dem Christus, ausgeht.
22.03.2020 (4. Sonntag der Passionszeit: Laetare)
Lukas 19,28-40
Am helllichten Tag: Einzug
29.03.2020 (5. Sonntag der Passionszeit Judika)
Lukas 22,3-6.39-71
Eine finstere Nacht: Verhaftung
05.04.2020 (6. Sonntag der Passionszeit Palmsonntag)
Lukas 23,1-26
Ein dunkler Tag: Verhör
10.04.2020 (Karfreitag)
Lukas 23,32-49
Am Tag wird’s Nacht: Kreuzigung
12/13.04.2020 (Ostern)
Lukas 24,1-12
Ein strahlender Morgen: Ostern
19.04.2020 (1. Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti)
Lukas 24,13-35
Ein heller Abend: Emmaus
Hintergrundinformationen
Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen
„Heute kommt der dunkelste Tag.“ Mit diesen Worten kommentierte Florian vor ein paar Jahren den Kindergottesdienst am Karfreitag. Er und die anderen Kinder spürten, was für eine bedrückende und die Lebensfreude verdunkelnde Wirkung von dem Geschehen um Jesu Verhaftung, Prozess und Tod ausgeht.
Kinder haben ein untrügliches Gefühl dafür, dass es bedrängende Momente im Leben gibt, vor denen sie nicht ausweichen können. In der Passionsgeschichte nach Lukas erfahren sie, wie Jesus als seinen Weg durch die stärkende Kraft Gottes selbst in der tiefsten Dunkelheit gehen kann. Darin zeigt sich Barmherzigkeit, die Gott uns schenkt, die Jesus erklärt und erleben lässt und in der wir ihm nachfolgen sollen.
Das klare Kontrastschema zwischen Dunkel und Hell und somit zwischen den Schatten- und Lichtseiten im menschlichen Leben kann Kindern eine Hilfe sein, die Welt zu verstehen. Allerdings begegnet diese klare Trennung von Hell und Dunkel Kindern eher in Geschichten, Filmen oder Büchern, wie z. B. Harry Potter oder „Star Wars“.
Die Realität ist deutlich komplizierter. Die Geschichten von Ostern nach Lukas können für die Kinder zu einem Verstehensschlüssel werden, der ihnen auch in unklaren und beängstigenden Situation einen Lichtblick öffnet.
Weil Jesus in die schlimmste aller Situationen Licht gebracht hat, können sie sich daran festhalten: Weder im Leiden, noch sogar im Tod fällt ein Kind Gottes aus seiner Hand. Das hilft, den dunkelsten Tagen ihren Schrecken zu nehmen. Leidvolle Erfahrungen, traurige Erlebnisse und die Angst vor Verlust in ihrem Leben müssen nicht tief verschlossen im Dunkeln bleiben, sondern können in diesem Licht angesehen und entmachtet werden.
Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten
Das Lukasevangelium fügt Passion und Ostern in unverbrüchlicher Weise zusammen, sie sollten darum auch in dieser Einheit nicht auseinandergerissen werden. Gerade im Zusammenhang wird deutlich: Man kann die dunklen Seiten anschauen, kann hinschauen und sich davon anrühren lassen, sich an Jesu Seite erleben, der uns an die Hand nimmt. In ihm wird Gottes Macht erkenn- und erlebbar.
An Judas, Petrus und den mit Jesus gekreuzigten Verbrechern wird sichtbar, wie Gott zu seiner Zusage steht. Alle Drei erleben, dass eine dunkle Macht nach ihnen greift, die ihr Leben mit Finsternis überschattet. Trotz ihrer Schattenseiten hält Jesus an ihnen fest.
Auch wenn Jesus – wie bei den Emmausjüngern – nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, bleibt er in der Nähe. So lässt sich auch Leid durchstehen, Einsamkeit überwinden, Angst bewältigen und in Trauer Trost finde
Weiterführendes
Vernetzung
Bei dieser Reihe bietet es sich an, in einem generationsübergreifenden Gottesdienst am Ostermontag die Emmausgeschichte in den Mittelpunkt zu stellen. Jeder Gottesdienstbesucher erhält eine Kerze. Ähnlich wie bei einem Kreuzweg bewegt man sich vom Beginn der Emmausgeschichte über die Stationen der Passionsgeschichte, an die in kurzen Szenen (s.o.) erinnert wird, wieder zurück zum Ende der Emmausgeschichte. Der Gottesdienst mündet in ein großes gemeinsames Frühstück („Mitmachbrunch“).
Lieder
- Als Jesus gestorben war (MKL1, 113; KuS 100)
- Im Dunkel unserer Nacht (Die Fontäne in blau. Lieder, die Horizonte öffnen. EJW Stuttgart 21994, Nr. 40)
- Aus der Tiefe rufe ich zu dir, (LHE 215, KuS 417)
- Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (LH 83, KG 149)
- Tanz, tanz, wo immer du auch bist (LH 260)
- Strahlen brechen viele (EG 268; KuS 306)
Praxishilfen
- Psalm 118: Für Kinder: Dir kann ich alles sagen, Gott, Rheinischer Verband für Kindergottesdienst, Wuppertal 2007, S. 121
- Regine Schindler, Ivan Gantschev, Die Ostergeschichte nach Lukas, Gütersloh 2006
- Ingo Baldermann, Fürchtet euch nicht, Die Passions- und Ostergeschichte für Kinder, Düsseldorf 2003
- Vio Mütter, Der Notfall namens Jesus, Bielefeld 2016
- Anselm Grün, Giuliano Ferri, Die Ostergeschichte, Freiburg 2012
- Stefan Alkier, Die Realität der Auferweckung in, nach und mit den Schriften des Neuen Testaments, Tübingen 2009, S. 122-138