Ich glaube – mehr

Ich glaube – mehr

Biblische Texte verweisen auf Gott als Ursprung und Begleiter des Lebens. Sie bringen damit ein grundsätzliches mehr in unsere Gedanken als ohne diesen Gottesbezug. Diesem mehr wollen wir nachspüren.

22.10.2023 (20. Sonntag nach Trinitatis)
1. Mose 1,1 – 2,4a
Gott als Ursprung

29.10.2023 (21. Sonntag nach Trinitatis)
Apostelgeschichte 8,26-40
Glaube ist mehr

Die biblischen Texte

[evtl. Einleitendes zu allen Bibeltexten]

In der Schöpfungsgeschichte wird erzählt, dass Gott die Welt erschaffen hat und zwar mit der Kraft seiner Gedanken und Worte. „Und Gott sprach … und es wurde“.
Zuerst schuf Gott die tote Materie – Erde, Wasser, Energie (Licht), später die lebende Materie, Pflanzen, Tiere, zuletzt den Menschen.
Die Erschaffung des Menschen – gleichzeitig und gleichwertig sind dabei Mann und Frau – (Vers 27) ist der Höhepunkt seines Werkes. Der Mensch wurde geschaffen als Ebenbild, was nicht heißt, dass er so aussieht, sondern dass er göttliche Anteile in sich hat.
Diese Geschichte ist keine historische oder wissenschaftliche Beschreibung der ersten Tage. Sie ist ein großes Bekenntnis zu Gott, dem Schöpfer.

Ein Kämmerer ist ein Finanzverwalter. Er hat eine weite Reise von Äthiopien bis Jerusalem hinter sich, offensichtlich hat er auch Interesse an der Religion Israels, an dem Glauben an diesen Gott, der so anders ist als die Götter, die er bisher kennt. Das zeigt sich auch daran, dass er eine teure Buchrolle vom Propheten Jesaja kauft.
Sonst wird er nicht viel mitbekommen haben. Den Tempel durfte er als Ausländer nicht betreten und erst recht nicht einen Gottesdienst besuchen. Die Reise muss eher enttäuschend für ihn verlaufen sein.
Auf der Rückfahrt will er sich nun in der Buchrolle informieren und er versteht doch nicht, was er dort liest. Er braucht mehr als eine schriftliche Information, gerade bei dieser Stelle des Jesajabuches, die Christen auf den Kreuzestod Jesu beziehen.
Es ist etwas Wunderbares in der Geschichte, dass plötzlich Philippus an seiner Kutsche steht („vom Geist geführt“, Vers 29). Er erklärt nicht nur die schwierige Stelle der Buchrolle, er verweist auf Jesus, er überzeugt, er begeistert, er beschreibt, er wirbt für seinen Glauben. Und der Kämmerer erkennt, dass es auch sein Glaube werden kann. Ihn überzeugt die Klugheit, die Freundlichkeit, die Begeisterung von Philippus. Er lässt sich taufen. Philippus ist klug genug, nicht formale Gründe dagegen vorzubringen, z. B. „Wer darf überhaupt taufen?“ – „Muss es nicht eine Schulung vorher geben?“ oder ähnliches. Interessant ist dabei, dass es sich bei Vers 37 um eine spätere Ergänzung handelt, die im ursprünglichen Text nicht steht.
Das ist das mehr in dieser Geschichte, dass nicht nur Informationen recherchiert und ausgetauscht werden, sondern dass plötzlich ein Glaube an die Heilstat Jesu entstanden ist. Der GottesGeist hat einen Menschen geschickt und zum Schluss auch wieder verschwinden lassen, der den Wandel herbeiführte. Neben dem neuen Wissen um Jesus Christus sind Gefühle dazugekommen, eine Betroffenheit, eine Begeisterung, eine Erleichterung beim Kämmerer, die in der Taufe auch sofort eine Bestätigung finden.

Entfaltung

Im monatlichen Kindergottesdienst geht es um die Schöpfungsgeschichte.
Das unter Punkt 6 beschriebene fiktive Gespräch zwischen Vater und Sohn (s.u.) wird dargeboten und mit Beispielen vertieft:
eine Zeitleiste von der Entstehung bis heute und die kurze Zeit des Menschen
Ein „Was wäre, wenn …“ Gespräch: „Was wäre, wenn …
– ein Naturgesetz ausfiele, z. B. die Schwerkraft (es gäbe gar kein Weltall)
die Erde ein bisschen weiter von der Sonne entfernt wäre (es wäre zu kalt, Leben ist nur in einem kleinen Temperaturbereich möglich)
nicht „zufällig“ durch Meteoriten Phosphor auf die Erde gekommen wäre (die meisten Eiweißmoleküle wären nicht möglich)
Jede dieser Beobachtungen kann mit einem Lobgesang und einem
Danklied an Gott verbunden werden.

1. Mose 1,1 – 2,4a

Gott als Ursprung

Eine fiktive Geschichte:
Ein Vater und sein Sohn machen eine Nachtwanderung. Es geht vom Aussichtsturm bis zum Wohnwagen auf dem Campingplatz. Es ist stockdunkel.
Sie bleiben stehen und schauen in die Sterne und sinnieren:
– In der Bibel steht, dass Gott das alles gemacht hat, die Sterne und das Weltall …
Aber nicht einfach so gebaut. Zuerst gab es den Urknall … Energie und Materie … später die Sterne, Sonne und Planeten
– Ja, das sagen sie in der Schule auch alle. Aber der Religionslehrer sagt: Gott hat das gemacht.
Damals haben die Menschen die Sterne gesehen und gedacht: Gott hat sie gemacht. Heute sagen die Menschen: Das war der Urknall. Und in tausend Jahren sagen sie vielleicht etwas anderes.
– Aber ich sage immer: Gott hat das alles gemacht. Auch den Urknall. Wie auch immer. Und schau in die Sterne: Ich finde, er hat es gut gemacht.

Mit den Kindern wird erörtert:
Welche Sätze würdet ihr durchstreichen, welche unterstreichen? Kennt ihr Menschen, die etwas ganz anderes glauben?

Apostelgeschichte 8,26-40

Glaube ist mehr

Wie hätte die Geschichte weiter gehen können? Wir unterteilen die Erzählung in kleine Sinnabschnitte, jedes Mal wird überlegt, welche Möglichkeiten es gibt und warum die eine sich durchsetzt. Welche Lösung wäre „normal“ und welche deutet auf ein „mehr“ hin? Ist der Ablauf der Geschichte „zufällig“ oder „gesteuert“?


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Kinder sind ständig neuen Informationen ausgesetzt. Von Freunden und Eltern, in der Schule und nicht zuletzt im Internet erfahren sie Dinge, die ihr Weltbild erweitern. Das ist gut so. Doch es führt auch in Konflikte.
Für Kinder entsteht bei der Schöpfungsgeschichte schon im frühen Alter die Frage, wie es denn nun „wirklich“ gewesen sei. Sie haben oft schon vom Urknall gehört und erkennen natürlich den Unterschied zum biblischen Bericht. Und Beschwichtigungen wie „Darauf kommt es doch gar nicht an“ verwirren nur noch zusätzlich.
Auch Kinder erhalten heute Informationen über den Computer und das Internet. Nur kleine Kinder, die nicht lesen können, sind auf mündliche Informationen angewiesen. Ansonsten hat die digitale Information längst die Pädagogik erreicht, die Digitalisierung des Schulwesens wird ständig vorangetrieben.
Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Es ist auf jeden Fall nicht ausreichend.
Denn wichtige Informationen müssen auch die Gefühle ansprechen und brauchen einen Menschen, der sie glaubwürdig übermittelt.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Die Frage nach dem mehr sollte uns in diesen Gottesdiensten beschäftigen. Wir erzählen die Geschichten, wir können dazu Situationen (z.B. in der Schule) beschreiben, in denen die Frage nach dem mehr auftaucht, wir können Kinder theologisieren lassen, wir fragen nach Zufall und Fügung, wir können Lobgesänge entwickeln zum mehr.

Weiterführendes

Vernetzung

Zur Schöpfungsgeschichte kann eingeladen werden, sie tatsächlich auf einer Nachtwanderung oder auch bei einer Wanderung zum Sonnenaufgang zu lesen.

Lieder

  • Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat (LH2 268, S. Macht: Kleine Leute – große Töne. Mit Kindern singen, spielen, musizieren, München: Strube Verlag 2006)
  • Lobe den Herrn, meine Seele (Nur Kehrvers als Kanon) (KuS 330, LHE 141)

Praxishilfen

Literatur:
Rainer Oberthür, Das Buch vom Anfang von Allem. München: Kösel-Verlag 2015

Kinderbücher:
Empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf der Seite 27.

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