Vom Horten und Verschwenden

Vom Horten und Verschwenden

„Ich finde das richtige Maß, wenn ich weiß, was wertvoll ist.“
Die beiden wundervollen, tiefsinnigen Geschichten vom Geben und Behalten ergänzen sich. Sie verdeutlichen den Mangel an Sinn beim Anhäufen von materiellem Gut und das Entstehen von Reichtum durch Hingabe.

08.10.2023 (18. Sonntag nach Trinitatis)
Lukas 12,13-21
Der reiche Kornbauer

15.10.2023 (19. Sonntag nach Trinitatis)
Lukas 7,36-50
Die salbende Frau

Die biblischen Texte

[evtl. Einleitendes zu allen Bibeltexten]

In diesem Gleichnis ist der Reiche am Ende ein „armes Schwein“.
Natürlich ist es die Aufgabe eines Landwirtes, Scheunen zu bauen und Güter zu sammeln. Es geht nicht darum, Bauern grundsätzlich zu verurteilen. Sind jedoch die Scheunen voll, fehlt es an Verantwortungsbewusstsein und der Freude am Abgeben vom Überfluss, wird das Sammeln zu purem Egoismus. Bei dem reichen Kornbauern steht der Druck im Vordergrund, die Sorge „es reicht nicht“.
Dem „Haben“ von vollen Scheunen steht spirituelle Armut gegenüber. Die Haltung der Dankbarkeit fehlt, die Sicht auf Bedürftige ebenso. Die Wahrnehmung ist einseitig. Die ausschließlich selbstbezogene Seele hat eine beschränkte, eingegrenzte Sicht. Gier ist eine der sogenannten Todsünden. Todsünden sind wie Wurzeln, aus ihnen wächst neues Schlechtes.
Eine materielle Lebensversicherung gibt es nicht, am Lebensende hat das letzte Hemd keine Taschen.

Eigentlich ist Verschwendung auch eine der Todsünden. Sinnlose Verschwendung von Habe steht jeder Form von Nachhaltigkeit entgegen. Die salbende Frau tut etwas, was dem allerdings Sinn gibt. Was sie „verschwendet“ ist gottgemäß. Sie verschwendet ihre Liebe, wie Gott seine Liebe hingibt. Sie hat in Jesus den Gottessohn erkannt und antwortet entsprechend.
Außerdem dringt sie ein in eine Situation, wo sie als Frau nichts zu suchen hat. Sie stört die Konvention. Sie platzt in die geschlossene Runde um Jesus herein. Die Anwesenden sind verwundert, irritiert. Das hat Verunsicherung und Wut zur Folge und sie reagieren mit Verachtung. Sie nehmen nicht wahr, was da an Liebesverschwendung passiert. Erotik kann auch etwas Unschuldiges, Selbstvergessenes, Ekstatisches (außer sich sein) an sich haben.
Die Frau opfert ihre Versorgung und verschwendet keinen Gedanken an die Konsequenzen ihres Handelns. Ihre Habe definiert sich über ihre Hingabe.

Entfaltung

Lukas 12,13-21

In diesem Gleichnis ist der Reiche am Ende ein „armes Schwein“.
Natürlich ist es die Aufgabe eines Landwirtes, Scheunen zu bauen und Güter zu sammeln. Es geht nicht darum, Bauern grundsätzlich zu verurteilen. Sind jedoch die Scheunen voll, fehlt es an Verantwortungsbewusstsein und der Freude am Abgeben vom Überfluss, wird das Sammeln zu purem Egoismus. Bei dem reichen Kornbauern steht der Druck im Vordergrund, die Sorge „es reicht nicht“.
Dem „Haben“ von vollen Scheunen steht spirituelle Armut gegenüber. Die Haltung der Dankbarkeit fehlt, die Sicht auf Bedürftige ebenso. Die Wahrnehmung ist einseitig. Die ausschließlich selbstbezogene Seele hat eine beschränkte, eingegrenzte Sicht. Gier ist eine der sogenannten Todsünden. Todsünden sind wie Wurzeln, aus ihnen wächst neues Schlechtes.
Eine materielle Lebensversicherung gibt es nicht, am Lebensende hat das letzte Hemd keine Taschen.

Der reiche Kornbauer

Als Psalm wird Psalm 103 „… und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ gebetet.
Das Gleichnis vom reichen Kornbauern wird erzählt. Alternativ oder ergänzend kann das Märchen „Der eigensüchtige Riese“ von Oskar Wilde erzählt werden.
Anschließend kann ein theologisches Gespräch mit den Kindern unter der Fragestellung entstehen: „Wie findet die Seele des Kornbauern Ruhe?“
Als weiterführender Impuls kann eine übervolle Spielekiste in die Mitte gestellt werden, verbunden mit der Frage „Wieviel ist genug?“

Lukas 7,36-50

Eigentlich ist Verschwendung auch eine der Todsünden. Sinnlose Verschwendung von Habe steht jeder Form von Nachhaltigkeit entgegen. Die salbende Frau tut etwas, was dem allerdings Sinn gibt. Was sie „verschwendet“ ist gottgemäß. Sie verschwendet ihre Liebe, wie Gott seine Liebe hingibt. Sie hat in Jesus den Gottessohn erkannt und antwortet entsprechend.
Außerdem dringt sie ein in eine Situation, wo sie als Frau nichts zu suchen hat. Sie stört die Konvention. Sie platzt in die geschlossene Runde um Jesus herein. Die Anwesenden sind verwundert, irritiert. Das hat Verunsicherung und Wut zur Folge und sie reagieren mit Verachtung. Sie nehmen nicht wahr, was da an Liebesverschwendung passiert. Erotik kann auch etwas Unschuldiges, Selbstvergessenes, Ekstatisches (außer sich sein) an sich haben.
Die Frau opfert ihre Versorgung und verschwendet keinen Gedanken an die Konsequenzen ihres Handelns. Ihre Habe definiert sich über ihre Hingabe.

Die salbende Frau

Als Psalm wird Psalm 23 „… und ob ich schon wanderte im finsteren Tal…“ gebetet.
Die Geschichte wird erzählt.
Es folgt ein Rollenspiel, das vertiefen und fortführen kann: Es kommt zu einer Begegnung zwischen dem Kornbauern und der salbenden Frau.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Es gibt Kinder, deren Eltern sie überversorgen. Kinderzimmer sind bisweilen übervoll und „vermüllen“. Etwas haben wollen – dieser Wunsch gehört für Kinder wie für Erwachsene zum Alltag. Ein Wunsch, den sich die Konsumgüterindustrie zunutze macht und stets neue Objekte der Sehnsucht anbietet. Schon Wilhelm Busch schrieb: „Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.“ Problematisch wird es, wenn diese Waren zum Ersatz werden für innere Wünsche wie Zeit, Aufmerksamkeit, Zu- und Vertrauen. Manch überfülltes Zimmer zeigt gleichzeitig einen Mangel: an Beziehung, an Spiel, Neugier und auch an geistlicher Erfüllung. Kinder haben ein Recht auf religiöse Bildung, ein verbrieftes Kinderrecht, das häufig vernachlässigt wird.
Die Mitarbeitenden im Kindergottesdienst bieten Beziehung an, sie zeigen sich und ihren Glauben. Sie nehmen sich Zeit für Kinder, sie stellen sich zur Verfügung. Dadurch kann im Gottesdienst ein himmlischer Schatz erlebbar werden.
Kinder sind in der Regel freigiebig und teilen gern, erst recht dann, wenn sie Bedürftigkeit erkennen. Es ist wichtig, dass sie um die vielen armen Kinder auch in unserem Land wissen. Eines von zehn Kindern in NRW beispielsweise lebt an der Armutsgrenze und darunter. Es wird immer wichtiger werden, in Gottesdiensten mit Kindern einen Snack, etwas zu essen und zu trinken vorzuhalten.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Das Verbindende in beiden Erzählungen ist, dass es nicht um das Anhäufen von irdischen Reichtümern geht, sondern um das Sammeln von himmlischen Schätzen. Dieser Unterschied ist bemerkenswert. Was hat Platz in einer solchen himmlischen Schatzkiste?
Es geht nicht um Verurteilung oder Gesetzlichkeit. Es geht um ein waches Bewusstsein für die immer weiter auseinanderdriftende soziale Schere. Es gibt immer mehr Reiche und immer mehr Arme. 95% haben nichts, 5% haben alles.
Oscar Wilde sagt: „Heutzutage kennen die Leute von allem den Preis und von nichts den Wert.“
Fragen tauchen auf und regen zum Gespräch im Team und mit den Kindern an.
Was bist du wem wert und warum? Wer oder was ist für dich wertvoll?

Weiterführendes

Vernetzung

Für Mitarbeitende im Bereich Kirche mit Kindern, also gern einen erweiterten Kindergottesdienstvorbereitungskreis wird ein Ermutigungstag oder -abend angeboten. Die „Talente“ der Mitarbeitenden werden erforscht, entdeckt, geoutet und für gottesdienstliche Angebote fruchtbar gemacht. Zum Einsatz könnten die unter Punkt 5 genannten Fragen kommen.

Lieder

  • Gottes Liebe ist so wunderbar (LHE 133, KKL 72)
  • Liebe ist nicht nur ein Wort (LHE 264, KuS 442)
  • Da berühren sich Himmel und Erde (LHE 2, KuS 506)
  • Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)

Praxishilfen

Material:
Video: Nele Moost, Annet Rudolph: Der kleine Rabe Socke, Alles Meins! Oder 10 Tricks, wie man alles kriegen kann https://www.youtube.com/watch?v=1g1aSd5ukGA

Literatur:
Oskar Wilde: Der eigensüchtige Riese: https://www.projekt-gutenberg.org/wilde/maerchen/Kapitel1.html
Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray. Übersetzt von Ingrid Rein. Reclam: Stuttgart 1992
Wilhelm Busch. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Friedrich Bohne (Hrsg.) 4 Bände, Wiesbaden und Berlin 1960, Bd.4, S. 406

Kinderbücher:
Empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf den Seiten 17 und 20.

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