Pilgerwege

Pilgerwege

Nach dem Ende der Schulferien entdecken wir zwei berühmte Pilgerlieder der Bibel. Die Worte dieser Psalmen berühren bis heute Menschen, die sich von Zuhause auf den Weg machen, unterwegs sind oder sich auf einem Rückweg befinden.
Die Erfahrungen auf diesen Lebenswegen – besonders die Erfahrungen mit dem Gott Israels – machen Mut, selbst in die Gänge zu kommen. Kinder können beim Pilgern erfahren, wie Gott ihre Lebenswege begleiten, behüten, segnen und ihre Lebenswirklichkeit traumhaft verändern will und kann.

05.09.2021 (14. Sonntag nach Trinitatis)
Psalm 121
Behütet losgehen

12.09.2021 (15. Sonntag nach Trinitatis)
Psalm 126
Sich erinnern, träumen und jubeln

Die biblischen Texte

[evtl. Einleitendes zu allen Bibeltexten]

Im 4. Jahrhundert vor Christus wurden mit den Psalmen auch Pilgerlieder (Ps 120-134) gesammelt. Sie sind geprägt von Erfahrungen und Sehnsüchten im babylonischen Exil: Woher kommt mir Hilfe? Wo ist ein Ausweg? Wie finde ich mein Zuhause? Wann werde ich heimkommen? Wie bin ich bei Gott Zuhause?
Mit einer Körper- bzw. Gedankenbewegung beginnt in Psalm 121 der Weg: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Ich lasse den Kopf nicht mehr hängen. Ich suche aktiv nach Hilfe. So kommen auch festgefahrene Gedanken in Bewegung: Gott schenkt gewiss Hilfe. Das hat er versprochen (vgl. Gen 2,18). Der Pilger erinnert sich und spricht sich selbst Mut zu: „Gott behütet deine Reise: Kein Stolpern, kein Sonnenstich, kein Böses wird dich überwältigen bis in Ewigkeit.“ Durch diesen Blickwechsel verwandelt sich der Hilfe suchende Mensch selbst in einen Mitmenschen, der Hilfe und Bewahrung von dem zuspricht, der Himmel und Erde macht. In dieser Zusage wird Gottes schöpferische Kraft wirksam.
Ganz im Gegensatz zur babylonischen Götterwelt, die in ihrem Schlaf nicht gestört werden will, ist Gott hellwach schöpferisch tätig, um den Himmel aufzuspannen und die Erde zu gründen. Dort soll jedes Menschenkind leben können: vom Schöpfer begleitet, behütet, beheimatet. Im helfenden und bewahrenden Miteinander auf unseren Lebenswegen werden wir selbst Teil von diesem schöpferischen Wirken Gottes.

Der/die Psalmbeter*in erinnert sich an die große politische Wende:
538 v. Chr. eroberten persische Truppen unter König Kyros Babylon. Dies ermöglichte den jüdischen Menschen im Exil die Rückkehr nach Jerusalem. Propheten hatten diese Wende schon lange gesehen (Jesaja 40-55), aber viele hielten eine Rückkehr in die Heimat für gefährliche Träumerei. In dieser Atmosphäre wurde das Unglaubliche überraschend Wirklichkeit. Eine nicht mehr erwartete Zukunft brach unerwartet in die Gegenwart ein, wie ein Traum: Wir waren wie Träumende, als Gott die Gefangenen erlöste. Lachen und Jubel erklingen auf dem Weg in die Heimat. „Gott hat Großes an ihnen getan.“ sagen sogar staunend andere Völker.
Doch die Rückkehrenden stehen vor einer Stadt in Trümmern: Jerusalem. Wie enttäuschend! Und so bitten sie: Kehr heim zu uns, Gott, die wir heimgekehrt sind. So wie die Bäche im trockenen Südland sich wieder mit Wasser füllen. Dann wird die Steppe blühen.
Die Heimkehrer erinnern sich: das Unmögliche wurde schon einmal möglich, damals beim Auszug aus Ägypten. Und diese Erinnerung öffnet neue Zukunft und Kraft. Sie beginnen im Angesicht der Trümmer unter Tränen ihre mitgebrachte Saat auszusäen. Der Ausblick auf die künftige Ernte und der Jubel darüber verändert schon jetzt die Lebenswirklichkeit. „Wir und die Menschen nach uns werden kommen und Garben mit Freuden bringen.“ Traumhaft.

Entfaltung

In einem monatlichen Kindergottesdienst mit viel Zeit wird Psalm 121 entdeckt und vertieft:

Behütet losgehen
Psalm 121 wird als Körpergebet gemeinsam entdeckt (Augen, Hand, Fuß, Kehle).
Wer mag, erzählt von seinen Aufbruchserfahrungen. Was machte mir Angst? Wer gab mir Mut? Woran erinnerte ich mich auf dem Weg? Wie war Gott im Spiel?
Erfahrungsübungen
Alle gehen zu zweit durch die Kirche oder durch einen Wald. Im Gehen sprechen sie einander Mut machende Psalmworte von Psalmwortkarten zu.
Anschließend gehen alle für sich allein und sprechen sich selbst ein Psalmwort zu, z.B.: Gott wird deinen Fuß nicht gleiten lassen.
Geht das überhaupt? Gibt es unterschiedliche Wirkungen?
Den Klangraum des Psalms miteinander erleben
Eine/r spricht eine Zeile vor (call), alle wiederholen diese Zeile (response).
Wir singen Lieder zu Psalm 121 und Psalm 126.

Psalm 121

Im 4. Jahrhundert vor Christus wurden mit den Psalmen auch Pilgerlieder (Ps 120-134) gesammelt. Sie sind geprägt von Erfahrungen und Sehnsüchten im babylonischen Exil: Woher kommt mir Hilfe? Wo ist ein Ausweg? Wie finde ich mein Zuhause? Wann werde ich heimkommen? Wie bin ich bei Gott Zuhause?
Mit einer Körper- bzw. Gedankenbewegung beginnt in Psalm 121 der Weg: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Ich lasse den Kopf nicht mehr hängen. Ich suche aktiv nach Hilfe. So kommen auch festgefahrene Gedanken in Bewegung: Gott schenkt gewiss Hilfe. Das hat er versprochen (vgl. Gen 2,18). Der Pilger erinnert sich und spricht sich selbst Mut zu: „Gott behütet deine Reise: Kein Stolpern, kein Sonnenstich, kein Böses wird dich überwältigen bis in Ewigkeit.“ Durch diesen Blickwechsel verwandelt sich der Hilfe suchende Mensch selbst in einen Mitmenschen, der Hilfe und Bewahrung von dem zuspricht, der Himmel und Erde macht. In dieser Zusage wird Gottes schöpferische Kraft wirksam.
Ganz im Gegensatz zur babylonischen Götterwelt, die in ihrem Schlaf nicht gestört werden will, ist Gott hellwach schöpferisch tätig, um den Himmel aufzuspannen und die Erde zu gründen. Dort soll jedes Menschenkind leben können: vom Schöpfer begleitet, behütet, beheimatet. Im helfenden und bewahrenden Miteinander auf unseren Lebenswegen werden wir selbst Teil von diesem schöpferischen Wirken Gottes.

Behütet losgehen

Psalm 121 wird als Erfahrungsgeschichte eines Kindes in Israel erzählt. Es erlebt Losgehen, Hilfe suchen, Hilfe finden, aus sich heraus gehen, sich Gottes Begleitung zusprechen, Segen spüren.
Im theologischen Gespräch werden Kinder ermutigt, von eigenen Erfahrungen auf ihren Wegen zu erzählen. Gab es Berührungen mit den Erfahrungen des Kindes aus der Erzählung? Gab es andere Erfahrungen, Gotteserfahrungen?
Die Wegerfahrungen der Erzählung oder eigene Wegerfahrungen können mit Kreidefarben (rot, weiß, schwarz) auf braunem Packpapier gemalt werden. Anschließend wird eine Ausstellung mit den Wegbildern installiert. Jedes Kind kann seinem Kunstwerk einen Titel geben, der auf eine Karte geschrieben zu den Bildern gestellt wird.
Psalm-Lied: Ausgang und Eingang
Dabei werden die geöffneten Hände mit geschriebenen Psalmworten gefüllt.

Psalm 126

Der/die Psalmbeter*in erinnert sich an die große politische Wende:
538 v. Chr. eroberten persische Truppen unter König Kyros Babylon. Dies ermöglichte den jüdischen Menschen im Exil die Rückkehr nach Jerusalem. Propheten hatten diese Wende schon lange gesehen (Jesaja 40-55), aber viele hielten eine Rückkehr in die Heimat für gefährliche Träumerei. In dieser Atmosphäre wurde das Unglaubliche überraschend Wirklichkeit. Eine nicht mehr erwartete Zukunft brach unerwartet in die Gegenwart ein, wie ein Traum: Wir waren wie Träumende, als Gott die Gefangenen erlöste. Lachen und Jubel erklingen auf dem Weg in die Heimat. „Gott hat Großes an ihnen getan.“ sagen sogar staunend andere Völker.
Doch die Rückkehrenden stehen vor einer Stadt in Trümmern: Jerusalem. Wie enttäuschend! Und so bitten sie: Kehr heim zu uns, Gott, die wir heimgekehrt sind. So wie die Bäche im trockenen Südland sich wieder mit Wasser füllen. Dann wird die Steppe blühen.
Die Heimkehrer erinnern sich: das Unmögliche wurde schon einmal möglich, damals beim Auszug aus Ägypten. Und diese Erinnerung öffnet neue Zukunft und Kraft. Sie beginnen im Angesicht der Trümmer unter Tränen ihre mitgebrachte Saat auszusäen. Der Ausblick auf die künftige Ernte und der Jubel darüber verändert schon jetzt die Lebenswirklichkeit. „Wir und die Menschen nach uns werden kommen und Garben mit Freuden bringen.“ Traumhaft.

Sich erinnern, träumen und jubeln

Mit einer Figurenaufstellung (Sand, Tonsteine, Nasenfiguren) wird das Pilgerlied Psalm 126 gemeinsam entdeckt: Auf dem Rückweg erinnern sich die Menschen an ihren nicht mehr erwarteten Aufbruch aus dem Exil. Doch obwohl die zerstörte Stadt Jerusalem alle erschüttert, öffnen sich neue Perspektiven und fruchtbringende Möglichkeiten für die Weinenden. Ihr Mund füllt sich schon jetzt mit Jauchzen und Lachen. Gemeinsam wird aus den Trümmern die Stadt Jerusalem aufgebaut (Tonsteine). Die Kinder suchen sich mit ihrer Figur einen Ort in der Stadt und geben ihrer Figur Worte.
Das Lied „Die Steppe wird blühen“ mit dem Text von Huub Oosterhuis öffnet Raum zum Träumen.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Nach den Sommerferien müssen Kinder morgens aufbrechen zur Schule oder in den Kindergarten. Manchmal liegt der Tag vor einem wie ein großer Berg. Abschied und Aufbruch, Freude und Angst liegen dicht beieinander. Gute Worte von Mutter und Vater gehen mit, Seelenproviant bis zur Rückkehr. Manchmal sprechen Kinder sich auch selbst Mut zu. Diese Erfahrungen können Kinder für behütende Gotteserfahrungen auf ihren Wegen sensibilisieren.
Immer wieder erleben Kinder auch überraschende Aufbrüche: in ein eigenes Zimmer, einen anderen Kindergarten, einen spontanen Urlaub. Manchmal werden Erwartungen ans Heimkommen bitter enttäuscht: Es ist alles ganz anders! Dann kann die Erinnerung an die überraschenden Aufbrüche Mut machen, Jubel und Lachen schon jetzt ermöglichen und neue Zukunft öffnen.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Kinder erfahren im Kindergottesdienst durch die beiden Pilgerpsalmen: Losgehen, Unterwegssein und Zurückkommen sind Erfahrungen, die Menschen in der Bibel wichtig nehmen und die sie mit Gott verknüpfen. Mit Gottes Zusage, seinem Segen, seiner begleitenden Behütung kann ich mutig losgehen. Leib und Seele stehen unter Gottes Schutz. Wenn ich mich erinnere, aus mir herauskomme, kann ich mir selbst und anderen Gottes Worte zusprechen.
Da die beiden Pilgerlieder besonders im „Luthersound“, der die Seele berührenden Sprache Martin Luthers, wirken, sollten sie in der Liturgie der Kindergottesdienste aus der Lutherbibel 2017 kräftig zum Klingen kommen.

Weiterführendes

Vernetzung

Die beiden Pilgerlieder können auch im Gottesdienst der Erwachsenen oder bei einem Pilgertag entdeckt werden.
Psalmenwerkstatt: Psalmen singen und gestalten
Pilgerweg durch den Ort: Psalmworte an Türbalkeninschriften alter Häuser finden.
Segensgruppe: Segen erfahren und Segenssrituale entdecken.

Lieder

  • Die Steppe wird blühen (freitöne 41, LHE 11)
  • Ich seh empor zu den Bergen (freitöne 42, EGplus 88)
  • Sei behütet auf deinen Wegen (LH 52, LHE 79)

Literatur

  • Klara Butting: In die Gänge kommen. Die Psalmen 120-134. Ein Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Berlin: Verlag Erev-Rav 2018
  • Figurenaufstellungen im Kindergottesdienst. Hg. von Dirk Schliephake, KIMMIK-PraxisGreenLine11, www.michaeliskloster.de
  • Psalmen im Kindergottesdienst. Hg. von Dirk Schliephake, KIMMIK-
  • PraxisGreenLine05, www.michaeliskloster.de
  • Psalm 126 gemeinsam entdecken. Tischgemeinschaft am Altar. Dirk Schliephake/Bernd Hillringhaus. In: KIMMIK. Die Fachzeitschrift für Kirche mit Kindern. Arbeitsbereich Kindergottesdienst im Michaeliskloster Hildesheim, Ausgabe 1-2014,14-17
  • Natalie Ende: Wandern und pilgern (nicht nur) mit Kindern. In: Im Grünen. Gottesdienste, Wege und Projekte in der Natur. Materialbuch 127, Zentrum Verkündigung: Frankfurt/M. 2017, S. 37-41.
  • Ein Kinderbibeltag zu Psalm 126 findet sich in: DORT wird unser MUND voll Lachens sein-Kinderbibeltage. Bezug unter: www.kircheunterwegs.de/DORT-wird-unser-MUND-voll-Lachens-sein-Kinderbibeltage-91442.html

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