Geheimnisvolle Gottesbegegnungen

Geheimnisvolle Gottesbegegnungen

Gott ist nicht greifbar, nicht erklärbar und nicht sichtbar, aber man kann ihm begegnen. Das zieht viele Fragen nach sich. Kinder müssen sich ebenso wie Erwachsene immer wieder mit ihrem Gottesbild auseinandersetzen. Sie erfahren auch, dass es sich verändern kann. In dieser Einheit wird deutlich: auch bekannte biblische Personen mussten sich dieser Auseinandersetzung stellen. So können die Kinder verstehen, dass ein solches veränderliches Gottesbild zu einer lebendigen Gottesbeziehung dazu gehört.

08.05.2022 (3. Sonntag nach Ostern: Jubilate)

  1. Mose 32,23-33
    Mit Gott ringen

15.05.2022 (4. Sonntag nach Ostern: Kantate)

  1. Mose 33,12-23+34,5-6a
    Gottes Herrlichkeit sehen

Die biblischen Texte

[evtl. Einleitendes zu allen Bibeltexten]

Jakob, der in seinem Leben schon viel erlebt hatte, kämpft in diesem Text den Kampf seines Lebens. Er ist auf dem Weg zu seinem Bruder, den er betrogen hat. Gerade hat er Frauen und Kindern auf dem Weg durch den Fluss geholfen. Da wird er unerwartet überfallen. Jakob muss sich wehren. Er ringt eine ganze Nacht, als die Morgenröte kommt, bittet der andere: „Lass mich gehen.“ Doch Jakob verlangt den Segen. Er scheint zu ahnen: der, mit dem ich gerungen habe, kann ihn mir geben. Da ergreift der Unbekannte das Wort. Er gibt Jakob einen neuen Namen: Israel. „Gottesstreiter“ kann das übersetzt werden. Und er erklärt: „Mit Gott und Menschen hast Du gekämpft und gewonnen.“ Dann segnet er Jakob und ist verschwunden. Die Geschichte ist wahrscheinlich erst nach und nach entstanden und möglicherweise enthält sie noch die alte Überlieferung von einem Flussdämon. In der jetzigen Fassung wird deutlich: Gott selbst hat Jakob herausgefordert. Er ist nicht nur der sanfte Begleiter, sondern auch der Unbegreifliche, der unsere ganze Kraft beansprucht. Gottesbegegnungen hinterlassen Spuren. Jakob geht hinkend aus diesem Kampf hervor Doch auch Gott lässt sich etwas „abringen“. Denn Jakob kann gestärkt in den neuen Tag gehen und seinem Bruder frei und offen gegenübertreten.

Mose führt das Volk Israel auf dem langen Weg durch die Wüste. Gott ist sein Auftraggeber und Begleiter. Aber Mose ist unsicher geworden. Sind sie noch auf dem richtigen Weg? So verhandelt Mose mit Gott. Er will Sicherheit haben. Im Mittelpunkt des Textes steht die Bitte des Mose: Lass mich deine Herrlichkeit sehen. Er will nicht nur mit Gott reden. Das hier verwendete Wort ‚Kabod‘ meint die Fülle und Gesamtheit von Gottes Wesen, ihn ganz und gar. Gott lehnt die Bitte des Mose ab. Die Begründung ist nicht, dass er unsichtbar ist. Aber es ist gefährlich, wenn ein Mensch seiner Herrlichkeit nahe kommt. Gott ist kein Bild wie die Götterbilder der Nachbarvölker. Diese sind begreifbar, Gott ist unbegreiflich. Der Eindruck des lebendigen, liebenden, zornigen, richtenden Gottes ist für Menschen nicht zu verkraften.
In einer Felsspalte, von Gottes Händen verborgen, darf Mose das Vorübergehen der Güte Gottes erleben, die Nähe alles Guten. Und – er darf ihm hinterhersehen. So wie manchmal ein Mensch sagen kann: Im Nachhinein erkenne ich – Gott ist hier gewesen.
Sehen kann Mose Gott nicht. Aber er offenbart ihm seinen Namen: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig.“ Mose darf ihn ansprechen. Die Erinnerung an den vorher genannten Namen in 2Mos 3,14 ist nicht von der Hand zu weisen: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Gott ist lebendig. Festlegen und greifen lässt er sich nicht.

Entfaltung

Im monatlichen Gottesdienst kommen beide Texte zum Tragen.
Drei dunkle Tücher verdecken drei „Geheimnisse“. Um das erste Tuch zu lüften, schließen die Kinder die Augen und hören leise, lauter werdende, heftige, und wieder leiser werdende Geräusche. Welche inneren Bilder waren den Kindern vor Augen? Unter dem Tuch befinden sich verschiedene Abbildungen von Jakobs Kampf (Rembrandt, Sieger Köder, Paula Jordan etc.). Anhand der Kunstwerke wird die Geschichte erarbeitet. Unter dem zweiten Tuch entdecken die Kinder eine Figur, die kniet und die Hände faltet. Was tut die Person? Die Kinder hören von Mose und seiner Bitte an Gott. Die Bitte wird nicht erfüllt, aber Gott ist Mose nah gewesen. Wie sieht er jetzt aus? Wie ist seine Haltung? Sein Gesicht? Die Kinder stellen seine Haltung nach. Unter dem dritten Tuch sind viele verschiedene Papiere, Stoffe, Farben. Gott ist geheimnisvoll. Wie können wir das zeigen? Die Kinder gestalten quadratische Bilder, die anschließend zusammengefügt werden: Gott lässt sich nicht festlegen.

1. Mose 32,23-33

Jakob, der in seinem Leben schon viel erlebt hatte, kämpft in diesem Text den Kampf seines Lebens. Er ist auf dem Weg zu seinem Bruder, den er betrogen hat. Gerade hat er Frauen und Kindern auf dem Weg durch den Fluss geholfen. Da wird er unerwartet überfallen. Jakob muss sich wehren. Er ringt eine ganze Nacht, als die Morgenröte kommt, bittet der andere: „Lass mich gehen.“ Doch Jakob verlangt den Segen. Er scheint zu ahnen: der, mit dem ich gerungen habe, kann ihn mir geben. Da ergreift der Unbekannte das Wort. Er gibt Jakob einen neuen Namen: Israel. „Gottesstreiter“ kann das übersetzt werden. Und er erklärt: „Mit Gott und Menschen hast Du gekämpft und gewonnen.“ Dann segnet er Jakob und ist verschwunden. Die Geschichte ist wahrscheinlich erst nach und nach entstanden und möglicherweise enthält sie noch die alte Überlieferung von einem Flussdämon. In der jetzigen Fassung wird deutlich: Gott selbst hat Jakob herausgefordert. Er ist nicht nur der sanfte Begleiter, sondern auch der Unbegreifliche, der unsere ganze Kraft beansprucht. Gottesbegegnungen hinterlassen Spuren. Jakob geht hinkend aus diesem Kampf hervor Doch auch Gott lässt sich etwas „abringen“. Denn Jakob kann gestärkt in den neuen Tag gehen und seinem Bruder frei und offen gegenübertreten.

Mit Gott ringen

Manchmal sagen wir: Gott hat Hände. Gemeinsam überlegen wir, in welchem Zusammenhang das geschieht: Gott hat die Welt geschaffen, nimmt uns an die Hand, wir sind geborgen in seinen Händen, etc. Jakob hat Gottes Hände ganz anders erlebt. Über Jakobs Lebensweg, seinen Betrug, seine lange Reise wird kurz informiert. Nun ist es dunkel und Jakob weiß noch nicht, wie ihm sein Bruder begegnen wird. Wenn es für die Kinder möglich ist, werden für die Erzählung vom Kampf am Fluss den Kindern die Augen verbunden. Niemand weiß, wer Jakob da überfällt. Wenn Jakob den Segen erhält, fassen sich alle an den Händen. Dann wird die Augenbinde wieder abgenommen. Im Gespräch dürfen sich die Kinder äußern: Wer hat mit Jakob gekämpft? Danach wird erzählt, was Jakob selber sagt: Ich habe Gottes Angesicht gesehen. Er bekommt einen neuen Namen und geht äußerlich verletzt, aber innerlich gestärkt seinem Bruder entgegen und kann sich mit ihm versöhnen. Auch wer mit Gott geht, geht nicht ohne Kampf durchs Leben.
Kreativ können die Kinder das erleben, wenn mit Abbindetechnik gebatikt wird: Der „gefesselte“ Stoff hat nachher die schönsten Muster. Auch ein Spiel, z.B. mit Wäscheklammern, ist möglich: Auf Wäscheklammern steht ein Segensspruch. Jeder muss einem anderen den „Segen abringen“.

2. Mose 33,12-23+34,5-6a

Mose führt das Volk Israel auf dem langen Weg durch die Wüste. Gott ist sein Auftraggeber und Begleiter. Aber Mose ist unsicher geworden. Sind sie noch auf dem richtigen Weg? So verhandelt Mose mit Gott. Er will Sicherheit haben. Im Mittelpunkt des Textes steht die Bitte des Mose: Lass mich deine Herrlichkeit sehen. Er will nicht nur mit Gott reden. Das hier verwendete Wort ‚Kabod‘ meint die Fülle und Gesamtheit von Gottes Wesen, ihn ganz und gar. Gott lehnt die Bitte des Mose ab. Die Begründung ist nicht, dass er unsichtbar ist. Aber es ist gefährlich, wenn ein Mensch seiner Herrlichkeit nahe kommt. Gott ist kein Bild wie die Götterbilder der Nachbarvölker. Diese sind begreifbar, Gott ist unbegreiflich. Der Eindruck des lebendigen, liebenden, zornigen, richtenden Gottes ist für Menschen nicht zu verkraften.
In einer Felsspalte, von Gottes Händen verborgen, darf Mose das Vorübergehen der Güte Gottes erleben, die Nähe alles Guten. Und – er darf ihm hinterhersehen. So wie manchmal ein Mensch sagen kann: Im Nachhinein erkenne ich – Gott ist hier gewesen.
Sehen kann Mose Gott nicht. Aber er offenbart ihm seinen Namen: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig.“ Mose darf ihn ansprechen. Die Erinnerung an den vorher genannten Namen in 2Mos 3,14 ist nicht von der Hand zu weisen: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Gott ist lebendig. Festlegen und greifen lässt er sich nicht.

Gottes Herrlichkeit sehen

Kennt man den, den man sieht? In einer ersten Runde wählen die Kinder eine Person aus, die sie gut kennen und beantworten Fragen wie: Was isst die Person am liebsten? Welche Zahncreme benutzt sie? Ist sie schon einmal bei Rot über die Ampel gelaufen? Es wird deutlich: Wir wissen nicht alles von den Menschen, die uns am nächsten sind, auch sie haben geheime Seiten.
Mose wird vorgestellt als ein Mensch, der schon viel mit Gott erlebt hat, der ihn gut kennt. Dann wird von der Bitte des Mose und der Antwort Gottes erzählt. Mose möchte alles von Gott wissen. Gott aber macht deutlich, dass das nicht möglich ist. Trotzdem kann Mose ihm begegnen. In einer Gesprächsrunde wird zusammengetragen: Was hat Mose von Gott erfahren können? (seine Güte, seinen Namen, seine Spuren). Was haben wir selbst auf unserem Lebensweg schon von Gott erfahren? Auf farbige Fußspuren schreiben bzw. malen die Kinder eigene Erfahrungen mit Gott. Auf weißen Fußspuren wird aufgeschrieben, was wir von ihm aus der Bibel wissen. Viele farbige Fußspuren bleiben leer. Vieles wissen wir nicht von Gott. Manches werden wir noch erfahren. Am Ende wird alles zu einem Weg geklebt.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Im Leben vieler Menschen spielt der christliche Glaube keine Rolle mehr. Allenfalls taucht eine Begegnung mit der Kirche in den Kinderjahren auf. Wer erwachsen ist „braucht so etwas nicht“. Die Erzählungen dieser Einheit bieten eine Chance für die Kinder, die Beziehung zu Gott als lebendig und veränderbar kennenzulernen.
Kinder lieben Geheimnisse. Sie sind aber auch neugierig und erwarten, dass ein Geheimnis gelüftet wird. In der vorliegenden Einheit hören sie, dass auch für Erwachsene, z.B. die Leiterin des Kindergottesdienstes, manches im Leben unerklärlich ist. Sie hören von Begegnungen mit Gott, die geheimnisvoll bleiben. Die von Kindern oft gestellte Frage nach dem Aussehen Gottes wird in den Geschichten nicht beantwortet. Dafür wird die Beziehung zu Gott jeweils sehr intensiv beschrieben und lädt auch die Kinder dazu ein, sich mit ihrer Gottesbeziehung und ihrem Gottesbild auseinanderzusetzen. In den biblischen Geschichten erfahren sie, dass es viele verschiedene Gottesbilder gibt und Gott sich nicht festlegen lässt.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Das Vertrauen auf Gottes Begleitung lohnt sich ein Leben lang, auch dann, wenn diese Begleitung und die Begegnung mit ihm anders aussehen, als gedacht. Die Gottesbeziehung ändert sich, wie andere Beziehungen auch. Es wird daher gut sein, wenn in den Gottesdiensten deutlich wird, dass bekannte Personen der Bibel – Jakob und Mose – mit Gott auf einem inneren und äußeren Weg sind. Sie vertrauen auf Gott, müssen sich aber auch mit ihm auseinandersetzen und lernen, mit dem Unbegreiflichen zu leben. Und gerade dadurch können sie gestärkt in die Zukunft gehen.

Weiterführendes

Vernetzung

Im Kirchenjahr ist die Zeit nach Ostern geprägt durch die Sendung des – unsichtbaren – Heiligen Geistes. Bei einer Beschäftigung mit dem geheimnisvollen Gott lässt sich hier gut anknüpfen, z.B. in einem Familiengottesdienst.

Lieder

  • Komm, ich zeig dir was von Gott (EGplus 24, Text und Noten auch unter: www.arbeitsstelle-kindergottesdienst.de/fileadmin/media_ekkw_kigo/audio/a4ddur.pdf)
  • Bist du ein Haus aus dicken Steinen (KG 154, LH 220, KuS 474)

Praxishilfen

  • Marie-Hélène Delval, Barbara Nascimbeni: Wie siehst du aus, Gott? Aus dem Französischen übertragen von Rainer Oberthür und Jean-Pierre Sterck-Degueldre Stuttgart/Wien: Gabriel Verlag (2011)
  • Rafik Schami, Sandra Beer: „Wie sehe ich aus?“, fragte Gott. Edition Chrismon (2011)
  • Will Gmehling: Gott, der Hund und ich. Wuppertal: Peter Hammer Verlag (2016)

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