Hiob – Die große Frage

Hiob – Die große Frage

„Warum? fragt Hiob, „warum ist mir ein solches Unglück geschehen?“ Das ist seine große Frage. Zu allen Zeiten ist sie aktuell und eine ständige Anfrage an Gott.
Trotz aller Rückschläge und gegen viele Ratschläge hält Hiob an Gott fest – ohne eine Antwort gefunden zu haben. Das ist seine große Stärke. Dann antwortet Gott. Ob uns seine Antwort zufrieden stellt?

12.11.2017 (Drittletzer Sonntag des Kirchenjahres )
Hiob 1,1-5.13-22
Das große Unglück und Hiobs Glaube

19.11.2017 (Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres)
Hiob 2,7-13; 3 i.A.
Noch ein Unglück und Hiobs Klage

26.11.2017 (Ewigkeitssonntag)
Hiob 38 – 42 i.A.
Gottes Antwort und Hiobs Glück

Die biblischen Texte

Durch ein großes Unglück verliert Hiob seine gesamte Habe und seine Kinder. Er nimmt diesen Schlag hin und trotz allem lobt er Gott.
Hiobs Glaubensgewissheit ist unerschütterlich groß und wirkt fast übermenschlich. Er zerreißt sein Kleid, aber kein Vorwurf, keine laute Klage kommt ihm über die Lippen. Ist das ein vorbildliches Verhalten?
Hiobs große Frage, von der in der Überschrift die Rede ist, scheint in diesem Verhalten schon auf. Es ist auch unsere Frage: Wenn ein Unglück passiert (seltener, wenn ein großes Glück uns widerfährt), fragen wir uns, ob Gott am Unglück Schuld ist oder ob „die Menschen“ das Unglück der Welt verursachen.
Die Geschichte ist eingebettet in einen später entstandenen zweiten Erzählstrang (Vers 7-12) der von einer Wette zwischen Gott und Teufel handelt. Diese Verse scheinen uns nicht geeignet für den Kindergottesdienst, sie ergeben ein zu merkwürdiges Bild von Gott. Wir haben sie bewusst ausgelassen.

Als Hiobs Körper in Mitleidenschaft gezogen wird, verstummt das Gotteslob und wandelt sich letztlich (Kapitel 3) in eine Klage.
Hautausschlag kann auch ein Hinweis auf eine seelische Erkrankung sein. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Hiobs „böses Geschwür von der Fußsohle bis zum Scheitel“ (Hiob 2,7b) gerade dann auftritt, wenn das Unglück groß ist und die Klage darüber nicht erlaubt erscheint. Umgekehrt verschwindet der Ausschlag, als Hiob die Allmacht Gottes anerkennt und ihn die große Frage nicht mehr quält.
Kaum klagt Hiob, bekommt er den ersten (schlechten) Ratschlag: Gib deinen Glauben auf! Doch der Glaube ist das Einzige, was Hiob geblieben ist. Das Unglück bringt Hiob nicht dazu, seinen Gott zu verlassen. Das ist seine große Stärke.
Drei Freunde kommen zu ihm, sitzen bei ihm und trauern mit. Erst als sie ihm gute Ratschläge geben, rufen sie Widerspruch hervor. Sie sprechen von „Gottes Prüfung“ und von „Hiobs Sünden“, doch beides weist Hiob zurück. Das Gespräch mit den Freunden nimmt den größten Teil des Hiobbuches ein.
Hiob klagt. Er verflucht sein Schicksal. Aber er verflucht Gott nicht. Die große Frage nach Gottes Gerechtigkeit lässt heute viele Menschen von Gott abfallen. Aber auch das ändert ihr Schicksal nicht und gibt keine neue Kraft. Hiob spricht weiter mit Gott, zornig und anklagend – bis er eine Antwort hört. Er fällt nicht tiefer als in Gottes Hand.

Ist Gottes Antwort eine Beantwortung der großen Frage – oder ist sie eher eine Zurechtweisung? „Ich, Gott, bin so groß. Wer bist du, kleiner Mensch, dass du alles verstehen willst?“ Beim ersten Mal verweigert Hiob eine Entgegnung (Hiob 39,31-35), beim zweiten Mal gesteht er ein, dass diese Frage von Menschen nicht zu verstehen ist (Hiob 42,3). Und dieses Eingeständnis bringt ihm seine Gesundheit und dann auch seinen Reichtum zurück. Das Hiobbuch hat ein „Happy End“. Die Frage bleibt, aber sie quält nicht mehr.

Entfaltung

Für den Einzelgottesdienst kann die ganze Hiobgeschichte gestaltet werden.
Das „Anwesen“ Hiobs wird gestaltet mit einer Schafkoppel (Tierfiguren auf grünem Tuch), mit Reichtum (Geldmünzen) und großer Familie (mehrere brennende Teelichter). Hiob selber wird mit einer kleinen Kerze dargestellt. Um das ganze Anwesen wird ein goldener Reifen/eine goldene Kette gelegt als Zeichen für Hiobs tiefen Glauben an Gott.
Wenn das Unglück kommt, verliert Hiob die Tiere, den Reichtum und die Familie.
Als er krank wird, schreit Hiob seine Klage laut heraus (tatsächlich laut klagend erzählen!). Er weist die Anklagen der Freunde zurück und stellt Gott die große Frage.
Dann wird erzählt, wie Gott reagiert (Hiob 38 – 42 i.A.). Dazu wird eine ganz große Kerze (Altarkerze) an den goldenen Reifen gestellt. Anschließend kommt die Kerze wieder zum Altar. Hiob erhält wieder Schafe, Geld und neue Teelichter werden entzündet.

Hiob 1,1-5.13-22

Durch ein großes Unglück verliert Hiob seine gesamte Habe und seine Kinder. Er nimmt diesen Schlag hin und trotz allem lobt er Gott.
Hiobs Glaubensgewissheit ist unerschütterlich groß und wirkt fast übermenschlich. Er zerreißt sein Kleid, aber kein Vorwurf, keine laute Klage kommt ihm über die Lippen. Ist das ein vorbildliches Verhalten?
Hiobs große Frage, von der in der Überschrift die Rede ist, scheint in diesem Verhalten schon auf. Es ist auch unsere Frage: Wenn ein Unglück passiert (seltener, wenn ein großes Glück uns widerfährt), fragen wir uns, ob Gott am Unglück Schuld ist oder ob „die Menschen“ das Unglück der Welt verursachen.
Die Geschichte ist eingebettet in einen später entstandenen zweiten Erzählstrang (Vers 7-12) der von einer Wette zwischen Gott und Teufel handelt. Diese Verse scheinen uns nicht geeignet für den Kindergottesdienst, sie ergeben ein zu merkwürdiges Bild von Gott. Wir haben sie bewusst ausgelassen.

Das große Unglück und Hiobs Glaube

Um den Verlust des Hiob deutlich zu machen, bauen wir (aus Bauklötzen) eine Art Schloss mit großen Ländereien, eine Schafherde weidet davor.
Dann kommt die Katastrophe: Die Räuber (Schafe wegnehmen) und der Sturm (Schloss zerstören). Anschließend erklingt ein Lobgesang des Hiob. Wie reagieren die Kinder auf den Lobgesang?

Hiob 2,7-13; 3 i.A.

Als Hiobs Körper in Mitleidenschaft gezogen wird, verstummt das Gotteslob und wandelt sich letztlich (Kapitel 3) in eine Klage.
Hautausschlag kann auch ein Hinweis auf eine seelische Erkrankung sein. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Hiobs „böses Geschwür von der Fußsohle bis zum Scheitel“ (Hiob 2,7b) gerade dann auftritt, wenn das Unglück groß ist und die Klage darüber nicht erlaubt erscheint. Umgekehrt verschwindet der Ausschlag, als Hiob die Allmacht Gottes anerkennt und ihn die große Frage nicht mehr quält.
Kaum klagt Hiob, bekommt er den ersten (schlechten) Ratschlag: Gib deinen Glauben auf! Doch der Glaube ist das Einzige, was Hiob geblieben ist. Das Unglück bringt Hiob nicht dazu, seinen Gott zu verlassen. Das ist seine große Stärke.
Drei Freunde kommen zu ihm, sitzen bei ihm und trauern mit. Erst als sie ihm gute Ratschläge geben, rufen sie Widerspruch hervor. Sie sprechen von „Gottes Prüfung“ und von „Hiobs Sünden“, doch beides weist Hiob zurück. Das Gespräch mit den Freunden nimmt den größten Teil des Hiobbuches ein.
Hiob klagt. Er verflucht sein Schicksal. Aber er verflucht Gott nicht. Die große Frage nach Gottes Gerechtigkeit lässt heute viele Menschen von Gott abfallen. Aber auch das ändert ihr Schicksal nicht und gibt keine neue Kraft. Hiob spricht weiter mit Gott, zornig und anklagend – bis er eine Antwort hört. Er fällt nicht tiefer als in Gottes Hand.

Noch ein Unglück und Hiobs Klage

Auf großem Papier wird der Umriss eines Menschen gemalt und anschließend mit vielen „Geschwüren“ bedeckt. Es kommt der Ratschlag von Hiobs Frau: „Verlasse Gott!“ Wie reagieren die Kinder?
Die Freunde kommen dazu. Sie reden von Gottes Strafe, von Prüfung und Sünde. Wie reagieren die Kinder? Hiob jedenfalls wehrt sich vehement gegen diese Vorwürfe. Und er bleibt bei Gott. Wir stellen eine Kerze zu diesem Bild.

Hiob 38 – 42 i.A.

Ist Gottes Antwort eine Beantwortung der großen Frage – oder ist sie eher eine Zurechtweisung? „Ich, Gott, bin so groß. Wer bist du, kleiner Mensch, dass du alles verstehen willst?“ Beim ersten Mal verweigert Hiob eine Entgegnung (Hiob 39,31-35), beim zweiten Mal gesteht er ein, dass diese Frage von Menschen nicht zu verstehen ist (Hiob 42,3). Und dieses Eingeständnis bringt ihm seine Gesundheit und dann auch seinen Reichtum zurück. Das Hiobbuch hat ein „Happy End“. Die Frage bleibt, aber sie quält nicht mehr.

Gottes Antwort und Hiobs Glück

Kann man mit Gott streiten? Wir können nicht alles verstehen. Wir bringen Beispiele von Sachen, die wir nicht verstehen und begreifen, angefangen von einfachen Dingen (die Matheaufgabe von gestern) bis zu den großen Menschheitsfragen.
Heute ist Totensonntag. Angesichts des Todes stellen viele Menschen die große Frage. Wir bauen eine Klagemauer für Tod und Trauer. Aber wir müssen dabei nicht stehen bleiben. Wir schieben die Mauer ein Stück auseinander, eine Kerze wird dahinter sichtbar. Heute ist Ewigkeitssonntag.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Auch wenn wir davon ausgehen können, dass die meisten Kinder des Kindergottesdienstes bisher von vergleichbaren Schicksalsschlägen verschont geblieben sind, so wissen sie doch von großen Unglücken und Katastrophen in unserer Welt. Und sie fragen – wenn nicht jetzt, dann in ein paar Jahren – nach Gottes Gerechtigkeit.
Die große Frage nach dem Warum stellen alle Menschen und sie gehört auch zum Glauben von Kindern. Theologisches Denken reift in der Auseinandersetzung mit dieser Frage. Je eher wir ihr begegnen, umso besser.
Es ist Kindern vertraut, auf Warum-Fragen die Antwort „Das verstehst du nicht“ zu erhalten.
Diese Antwort kann den Ärger verstärken, sie kann aber auch etwas Entlastendes haben. Ich brauche die Antwort nicht zu wissen.
Hinter manchen dieser Antworten der Erwachsenen steht auch eigene Unsicherheit.
Dass wir Gott auch bei großen Katastrophen noch loben können, ist ein ungewohnter Zug für Kinder – und für uns auch. Dass man Gott anklagen und mit ihm zanken kann, gehört zur Sprachfähigkeit des Glaubens dazu. Gerade in der Klage bieten sich Ausdrucksmöglichkeiten für Gefühle wie Wut und Trauer, die nicht mehr unterdrückt werden müssen. Die Kommunikation mit Gott muss angesichts der großen Frage nicht abbrechen.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Für die Erzählungen im Gottesdienst muss nicht jeder Vers berücksichtigt werden. Manchmal können ganze Kapitel in einem Satz zusammengefasst sein, z.B. kann Hiob 3 als ein „Und Hiob begann eine große Klage und weinte über sein Schicksal“ zusammen gefasst werden.
Wir können den Kindern keine abschließende Antwort auf die große Frage geben, genauso wenig aber diese Frage unterdrücken. Sie hält den Kommunikationsprozess mit Gott im Grundvertrauen auf Gottes Schöpfungsverheißung offen.

Weiterführendes

Vernetzung

Vielleicht gelingt in einem Kindergottesdienst eine Einladung und Begegnung mit alten Menschen, die im Leben an Gott festgehalten haben, trotz Kriegen und vielen schrecklichen Erfahrungen.

Lieder

  • Freunde, dass der Mandelzweig (Thuma Mina 249, LHE 268, LJ 518)
  • Der Herr ist mein Hirte (EG Nordelbien 579)
  • Manchmal kennen wir Gottes Willen (ML B12, LJ 592)
  • Siehst du unsre Angst und Not (MKL 2, 98)
  • Noch ehe die Sonne am Himmel stand (MKL 2, 87; Neues Gotteslob 434)
  • Aus der Tiefe rufe ich zu dir (LHE 215, LJ 359)

Praxishilfen

  • Jochem Westhof (Hrsg), Familienkirche tut gut, Gütersloh 2010, darin ab Seite 105 „Bei Gott festhalten – die Geschichte von Hiob“

Schreibe einen Kommentar