Damit aus Fremden Freunde werden – Fluchtgeschichten der Bibel
Fremd sein oder sich anpassen müssen, sich integrieren oder sich abgrenzen, das sind Themen, die die gesamte Bibel durchbuchstabiert. Sie kann in dieser Zeit mit unseren Erfahrungen mit Flucht und Migration Orientierung geben und Wege zeigen, die Gott schon längst gewiesen hat.
25.07.2021 (8. Sonntag nach Trinitatis)
- Mose 19,33-34 und Psalm 63,8
„Denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen“
01.08.2021 (9. Sonntag nach Trinitatis)
Rut 1 und 2,12
Flucht zu Fremden und Rückkehr mit einer Fremden
08.08.2021 (10. Sonntag nach Trinitatis)
Matthäus 2,13-15
Verfolgung macht vor keinem Halt
Hintergrundinformationen
Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen
In einer Welt, in der die lebensbedrohlichen Verhältnisse Menschen, darunter vor allem auch Kinder in die Flucht zu Hoffnungszielen wie Europa oder Nordamerika treiben, begegnen wir einander unweigerlich. In der Kita oder der Schule leben, spielen und lernen unsere Kinder mit den Flüchtlingskindern zusammen. Einerseits sind sie glücklich, einen Ort der Sicherheit gefunden zu haben. Gleichzeitig tragen sie furchtbare Erlebnisse in sich, die wir uns kaum vorstellen können und sind dadurch traumatisiert. Im Kindergarten nebenan erlebe ich ermutigend, wie unbefangen Kinder miteinander umgehen, wenn keine Vorurteile von außen sie beeinflussen. Diese Selbstverständlichkeit ist eine Chance sowohl für unsere Kinder, die hier oft in ungleich besseren Verhältnissen aufwachsen konnten, als auch für die, die auf ihrer Flucht zu uns kommen. In den biblischen Erzählungen dieser Reihe wird genau davon erzählt. Menschen mit all der Not fliehen zu müssen, treffen auf diejenigen, die in Sicherheit und einigermaßen geordneten Verhältnissen leben dürfen. Wie kann mit Gottes Hilfe eine Lösung für ein friedliches, hilfsbereites Miteinander gefunden und umgesetzt werden? Die afrikanische Philosophie des ‚Ubuntu‘ lehrt, dass alles, was lebt, miteinander verbunden ist. Ich selbst bin Teil eines Ganzen. „Ich bin, weil du bist.“ Wir können nicht ohne einander. Es gibt somit ein Band, das uns verbindet, und dieses Band lädt uns zum Teilen ein.
Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten
Diese Gottesdienstreihe ist wie ein ‚Erste-Hilfe-Kasten‘. Sie verlangt dennoch eine sorgfältige Vorbereitung. Vor allem sind auf diesem Weg die Erwachsenen, die Eltern und Angehörigen unserer Kinder in die Thematik mitzunehmen. Von daher müssen wir uns auf dem Weg zu den Gottesdiensten im Vorfeld mit verschiedenen Fragen beschäftigen.
Wie gehen wir mit den Gefährdungen um?
Was bedeutet mein Glaube, dort, wo mir alles fremd ist?
Wie weit kann und muss ich auf andere zugehen, mich öffnen oder mich anpassen?
Wo gilt es, mich abzugrenzen?
Und wie weit kann ich da gehen?
In den Gottesdiensten soll deutlich werden, dass die biblischen Erzählungen die Realität des menschlichen Lebens kennen, und zwar gerade auch die leidvolle Wirklichkeit. Was Flüchtlingen heute zugemutet wird, gehört sowohl zur Geschichte des Volkes Israel als auch zu der unseres eigenen Volkes. „Denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen“.
Die Menschen setzen sich in ihrem Vertrauen auf Gott damit auseinander. Sie haben den Wunsch nach Geborgenheit und Sicherheit. Dennoch wissen sie, wie gefährdet und bedroht dieses Leben ist. Vor allem ist Leben niemals vereinzelt, sondern es ist Leben in Gemeinschaft.
Weiterführendes
Vernetzung
Das Thema bewegt viele Menschen in unseren Gemeinden und es wird oft heftig und kontrovers diskutiert – hoffentlich! Wir können uns mit Geschichten und Worten des Alten wie auch Neuen Testaments in diese Diskussion einbringen und sollten es auch. Warum wagen wir es nicht einmal für alle aus dem Blickwinkel der Kindergottesdienstkinder? Sie sind häufig in der Begegnung über Kindergarten, Schule oder Spielplatz direkt beteiligt. Ein Tagesangebot mit allen Generationen und zusammen mit denen, die zu uns gekommen sind, um hier Schutz und Sicherheit für sich und ihre Familien zu finden, wäre eine gute Möglichkeit.
Lieder
- Mein Gott, das muss anders werden (KuS 443, MKL1 24)
- Aus der Tiefe rufe ich zu dir (LH1 84, LHE 215)
- Ich möchte, dass einer mit mir geht (EG 209)
- Halte zu mir guter Gott (KuS 456, MKL1 52)
- Wenn das Brot, das wir teilen (LHE 290, MKL2, 114)
- Brich mit den Hungrigen dein Brot (EG 420)
- Du verwandelst meine Trauer in Freude (KuS 411, LH1 64)
Liturgie
- Psalm 34 (Dir kann ich alles sagen, S.33)
- Psalm 84 (Dir kann ich alles sagen, S.70)
- Psalm 102 (Dir kann ich alles sagen, S.100)
- Psalm 126 (Dir kann ich alles sagen, S.132)
Links
https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/afrikas-ubuntu-die-philosophie-der-menschlichkeit-1/1411101
„Ubuntu“ (https://www.mimikama.at/allgemein/ubuntu-ich-bin-weil-wir-sind/)
Literatur und Bilderbücher
- Johann Hinrich Clausen, Das Buch der Flucht – Die Bibel in 40 Stationen, München 2018
- Claude K. Dubois, Akim rennt, Frankfurt am Main 62016
- Irena Kobald, Zuhause kann überall sein, München 2015
- Reinhard Ehgartner, Sternenbote. Eine Weihnachtsgeschichte, Innsbruck 2019
- Schulz, Hermann: Die Reise nach Ägypten. Eine Geschichte für alle Jahreszeiten, München 2016
- Sepideh Sarihi, Meine liebsten Dinge müssen mit, Weinheim 2018
- Margriet Ruurs, Ramas Flucht, Hildesheim 2017
- Weitere empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf den Seiten 11, 22, 23, 24.