Jesus rückt die Verhältnisse zurecht

Jesus rückt die Verhältnisse zurecht

Regeln sind für den Menschen da, nicht der Mensch für die Regeln. So könnte der rote Faden der Einheit auf den Punkt gebracht werden. Jesus begegnet in dieser Einheit herausfordernd und provozierend. Eine gute und direkte Beziehung zu Gott steht an oberster Stelle. Jesus eröffnet die Freiheit, religiöse Gebote und Traditionen unterschiedlich zu bewerten. Leib und Seele werden von ihm wahrgenommen. Ihre Bedürfnisse werden gestillt.

21.08.2022 (10. Sonntag nach Trinitatis)
Markus 2,23-28
Der andere Ruhetag

28.08.2022 (11. Sonntag nach Trinitatis)
Markus 11,15-19
Das andere Gotteshaus

Die biblischen Texte

[evtl. Einleitendes zu allen Bibeltexten]

Jesus geht mit seinen Jüngern durch die Felder und die Jünger streifen die Körner ab, wohl um sie zu essen. Solcher „Mundraub“ ist erlaubt. Am Sabbat aber ist jedes Ernten verboten. Und so kommt es zu einem Streitgespräch mit den plötzlich auftauchenden Pharisäern. Das war damals üblich. In der jetzigen Fassung der Geschichte, die wohl erst nach und nach entstanden ist, gibt Jesus drei Antworten: 1. Auch der berühmte König David hat Regeln gebrochen, als er Hunger hatte. 2. Der Sinn des Ruhetages ist das Wohl des Menschen. 3. Jesus steht über dem Sabbat. Der Titel „Menschensohn“ macht deutlich, dass er von Gott autorisiert ist. Damit werden nicht die Gebote an sich außer Kraft gesetzt. Aber ein blindes Befolgen der Gebote wird abgelehnt. Wer mit Jesus unterwegs ist, dem ist die Freiheit gegeben, auch Gesetze neu zu verstehen, und wird ermutigt, nachzufragen, wie Gott sie gemeint haben könnte.

Vom zornigen Auftreten Jesu im Tempel berichten alle vier Evangelisten. Es liegt nahe, hier eine historische Erinnerung zu vermuten. Als Jesus mit seinen Jüngern den Tempelvorhof betritt, bietet sich ihnen eher das Bild eines Marktes als das eines Gotteshauses. Den ankommenden Tempelbesuchern werden Opfertiere verkauft und die für die Tempelsteuer nötigen Münzen werden getauscht.
Jesus reagiert sehr heftig und mit Gewalt. Er wirft – sicher nicht auf dem gesamten Platz – Tische und Stände um und lässt Geld und Taubenkäfige auf die Erde fallen. Nach dem Markusevangelium hindert er außerdem Menschen am Weitergehen, die etwas transportieren wollen und dafür wohl den Tempelhof als Abkürzung benutzen. Zur Erklärung für die – hier sprachlosen – Zuschauer zitiert er das Alte Testament. Beim Propheten Jesaja wird der Tempel als Haus des Gebetes für alle Völker bezeichnet (Jes 56,7). Und der Prophet Jeremia klagt in seiner Tempelrede darüber, dass dieser eine Räuberhöhle geworden sei (Jer 7,11). Die Hohenpriester und Schriftgelehrten sind diesmal nicht selbst am Ort des Geschehens, hören aber von den Ereignissen und denken darüber nach, wie sie Jesus beseitigen können. Als Teil der Passionsgeschichte wird daher die Geschichte meist in der Zeit vor Ostern erzählt.

Entfaltung

Im Mittelpunkt eines monatlichen Gottesdienstes steht Markus 2,23-28.
Anregungen dazu sind im wöchentlichen Gottesdienst zu finden. Zusätzlich ist es möglich, einen festlichen Tisch zu decken. Dazu können Platzdeckchen gestaltet werden und es wird besonders ruhig und genüsslich gegessen. In einer kreativen Phase können die Kinder Festtagsgutscheine für ihre Familie gestalten: Für eine Stunde Ruhe, einmal Abwaschen, einmal miteinander spielen etc.

Markus 2,23-28

Jesus geht mit seinen Jüngern durch die Felder und die Jünger streifen die Körner ab, wohl um sie zu essen. Solcher „Mundraub“ ist erlaubt. Am Sabbat aber ist jedes Ernten verboten. Und so kommt es zu einem Streitgespräch mit den plötzlich auftauchenden Pharisäern. Das war damals üblich. In der jetzigen Fassung der Geschichte, die wohl erst nach und nach entstanden ist, gibt Jesus drei Antworten: 1. Auch der berühmte König David hat Regeln gebrochen, als er Hunger hatte. 2. Der Sinn des Ruhetages ist das Wohl des Menschen. 3. Jesus steht über dem Sabbat. Der Titel „Menschensohn“ macht deutlich, dass er von Gott autorisiert ist. Damit werden nicht die Gebote an sich außer Kraft gesetzt. Aber ein blindes Befolgen der Gebote wird abgelehnt. Wer mit Jesus unterwegs ist, dem ist die Freiheit gegeben, auch Gesetze neu zu verstehen, und wird ermutigt, nachzufragen, wie Gott sie gemeint haben könnte.

Der andere Ruhetag

Zunächst wird ein Jahreskalender in die Mitte gelegt. Er ist – je nach Alter der Kinder – beschriftet oder mit Bildern versehen, die besondere Zeiten im Jahr deutlich machen: Urlaub und Ferien, Schul- und Arbeitszeiten, Wochenenden, Geburtstage, Feste. Die Kinder äußern sich zur Gestaltung dieser verschiedenen Tage in der eigenen Lebenswelt. Dann wird die Geschichte vom Ährenraufen aus der Sicht eines Jüngers erzählt: Er ist mit Jesus unterwegs und hat Hunger, weiß aber, dass Ernten am Sabbat verboten ist. Die Entscheidung, doch Körner zu nehmen, fällt ihm schwer. An dieser Stelle wird ein Gespräch eingeschoben und die Kinder werden gefragt, was sie tun würden. Dann erzählt der Jünger weiter vom Essen der Ähren, vom Ärger mit den Pharisäern und von den drei Antworten, die Jesus gibt. Anschließend überlegen sich die Kinder, wie sie selbst einen Ruhetag, z. B. den Sonntag, verstehen und was ihnen gut tun würde. Sind diese Wünsche vergleichbar mit den Wünschen von anderen, von Erwachsenen, von den Eltern? Wäre es ein Ruhetag, wie Gott ihn gemeint hat? Die Kinder spielen nach, wie verschiedene Personen auf diese Wünsche reagieren würden. Anschließend gestaltet jedes Kind seinen eigenen Kalender mit persönlichen Ruhetagen und den Regeln der Familie.

Markus 11,15-19

Vom zornigen Auftreten Jesu im Tempel berichten alle vier Evangelisten. Es liegt nahe, hier eine historische Erinnerung zu vermuten. Als Jesus mit seinen Jüngern den Tempelvorhof betritt, bietet sich ihnen eher das Bild eines Marktes als das eines Gotteshauses. Den ankommenden Tempelbesuchern werden Opfertiere verkauft und die für die Tempelsteuer nötigen Münzen werden getauscht.
Jesus reagiert sehr heftig und mit Gewalt. Er wirft – sicher nicht auf dem gesamten Platz – Tische und Stände um und lässt Geld und Taubenkäfige auf die Erde fallen. Nach dem Markusevangelium hindert er außerdem Menschen am Weitergehen, die etwas transportieren wollen und dafür wohl den Tempelhof als Abkürzung benutzen. Zur Erklärung für die – hier sprachlosen – Zuschauer zitiert er das Alte Testament. Beim Propheten Jesaja wird der Tempel als Haus des Gebetes für alle Völker bezeichnet (Jes 56,7). Und der Prophet Jeremia klagt in seiner Tempelrede darüber, dass dieser eine Räuberhöhle geworden sei (Jer 7,11). Die Hohenpriester und Schriftgelehrten sind diesmal nicht selbst am Ort des Geschehens, hören aber von den Ereignissen und denken darüber nach, wie sie Jesus beseitigen können. Als Teil der Passionsgeschichte wird daher die Geschichte meist in der Zeit vor Ostern erzählt.

Das andere Gotteshaus

Welche Zimmer braucht man in einem Haus? Was passiert dort? Die Kinder berichten von ihren Erfahrungen. Wo fühlen sie sich wohl?
Dann wird die Geschichte von der Tempelreinigung wieder aus der Sicht eines Jüngers erzählt: Er freut sich auf Jerusalem und besonders auf den Besuch des Tempels. Dabei erinnert er sich, was er früher schon dort erlebt hat und erklärt den Aufbau des Tempels und die dortigen Traditionen. Als sie ankommen, erlebt er Jesu Zorn und die Vertreibung der Händler. Der Jünger ist entsetzt, versteht aber im Nachdenken das Anliegen Jesu doch.
In einem ersten Gespräch können sich die Kinder zum Gehörten äußern. Dann erhalten sie aus Papier geschnittene „Bausteine“, auf die sie malen oder schreiben: Was wünsche ich mir in einem Gotteshaus? Was brauche ich dort? Was brauchen die anderen? Auch ungewöhnliche Dinge können genannt werden. Würde Gott ein solches Haus gefallen? Eventuell kann auch auf Gotteshäuser anderer Religionen hingewiesen werden. Aus allen Bausteinen wird in Gemeinschaftsarbeit ein großes buntes Haus Gottes als Plakat geklebt.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Kinder wachsen damit auf, dass es Regeln gibt. Sie akzeptieren dies als Realität, testen aber auch, ob sie sich durch Grenzüberschreitungen mehr Freiheit schaffen können. Dieses Austesten macht ihnen auch Spaß. Zudem sind Regeln in den verschiedenen Familien, Gruppen etc. sehr verschieden. Über das Gebot bzw. die Tradition des Ruhetages und auch über Regeln und das Verhalten in einem Gotteshaus haben die Kinder vielleicht schon etwas gehört. In den Familien gibt es so einen festen Ruhetag kaum noch. Die hier ausgewählten Texte geben die Möglichkeit, mit den Kindern über den Sinn von Regeln und religiösen Traditionen ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam können diese neu verstanden werden.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Wer Jesus begegnet, wird nicht daran vorbeikommen sich mit ihm und seinem Gottesverständnis auseinanderzusetzen. Das eigene Verständnis vom Glauben wird hinterfragt und muss neu begründet werden. In den vorliegenden Gottesdiensten kommen zwei auch heute noch bekannte Regeln in den Blick. Die Kinder sollen die Meinung Jesu dazu kennenlernen und werden motiviert, sie in ihre eigene Wirklichkeit zu übertragen.
In den Gottesdiensten soll daher sowohl das Hören der Überlieferung als auch die kreative Auseinandersetzung mit der heutigen Lebenswelt im Mittelpunkt stehen.

Weiterführendes

Vernetzung

Das Plakat mit dem Gotteshaus der Kinder kann ausgehängt werden und Anlass geben, auch die übrige Gemeinde mit dem Thema des Gotteshauses zu beschäftigen.

Lieder

  • Meine Zeit steht in deinen Händen (EGplus 111, LJ 596, MKL2 76)
  • Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166)
  • Komm bau ein Haus (KG 119, MKL1 91, KuS 530)
  • Schnurpsenklage (MKL2 116, Heinz Lemmermann: Die Zugabe, Bd 3, Fidula-Verlag Holzmeister GmbH: Koblenz 1973)
  • Empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf Seite 40.

Praxishilfen

  • Jill Murphy: Five minutes peace, Walker Books Ltd: London 2011

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