„Dies Kind soll unverletzet sein“ Die Weisen aus dem Morgenland und die Flucht nach Ägypten

„Dies Kind soll unverletzet sein“ Die Weisen aus dem Morgenland und die Flucht nach Ägypten

Die Geschichte der weisen Astrologen aus dem Morgenland bildet eine Brücke von Weihnachten hinein in das neue Jahr. Jedoch erfährt diese fast märchenhafte Erzählung bei Matthäus eine dramatische Wende hin zur Realität dieser Welt, zu der Mord, Verfolgung und Flucht gehören. Das sind Erfahrungen, die noch nicht einmal vor Kindern und sogar Säuglingen Halt machen. Bei allem bleibt Gott aber als der, der mitgeht, erkennbar. So erfüllen sich die alttestamentlichen Verheißungen der Propheten.

02.01.2022 (1. Sonntag nach dem Christfest)
Matthäus 2,1-12
Wer ist der „wahre“ König der Juden? – Die Weisen aus dem Morgenland

09.01.2022 (1. Sonntag nach Epiphanias)
Matthäus 2,13-23
Könige kommen und gehen, der „wahre“ König bleibt –
Kindermord und Flucht nach Ägypten

Die biblischen Texte

Matthäus präsentiert seine ganz eigene Version der Geburtsgeschichte Jesu. Vielen ist sie im Zusammenhang seines Evangeliums kaum bekannt. Eher begegnet sie vermischt mit der Geburt im Stall und im Kontrast zu den armen Hirten von Bethlehem, wie es der Evangelist Lukas erzählt.

Nur Matthäus erzählt die Geschichte vom Besuch der Sterndeuter. Von Königen ist bei ihm jedoch keine Rede. Er berichtet lediglich von „magoi“ und das sind Wahrsager oder Sterndeuter. Ihr Ursprung ist der Orient, das Morgenland, und sie haben drei unterschiedliche Geschenke bei sich, nämlich Weihrauch, Myrrhe und Gold. Symbolisch deutet das Gold auf die königliche Macht des beschenkten Kindes, der Weihrauch auf seine göttliche Verehrung und Myrrhe auf sein menschliches Leiden und seinen Tod.
Die Sterndeuter sind auf der Suche nach einem neuen König in Judäa. Der Stern, den sie als gutes Zeichen der Zeit erkannt und gedeutet haben, leitet sie an den Hof des nichts ahnenden König Herodes in Jerusalem. Ihre Suche geht dort bei ihm in die Irre, hat aber letztlich weitreichende Folgen. Für die Weisen, weil sie das Kind woanders, nämlich in Bethlehem finden. Für Herodes, weil er seine Macht gefährdet sieht und den Nebenbuhler auszuschalten trachtet. Und für das Kind Jesus, weil sein Leben durch den doch eigentlich freundlichen Besuch der Weisen lebensbedrohlich gefährdet wird.
Für Matthäus ist noch etwas anderes wichtig. In seinen Augen haben die Fremden ein Gespür für die Zeichen der Zeit. Sie lassen sich korrigieren und suchen den wahren König nicht im Palast, sondern sie finden ihn, wie es von den Propheten verheißen wurde, in ganz einfachen Verhältnissen, nämlich in Bethlehem.

Nach dem Besuch der Weisen aus dem Morgenland erfährt die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus eine dramatische Wendung. Die schon angedeutete Bedrohung durch König Herodes nimmt konkrete Züge an. Die Machthaber dieser Welt machen vor nichts Halt, wenn sie ihre Macht bedroht sehen. Das haben in allen Zeiten Männer, Frauen und sogar Kinder leidvoll erfahren müssen.
Die Engelserscheinung im Traum (1. Mose 28,10ff.) hilft Josef, sich und seine Familie durch die Flucht nach Ägypten der drohenden Gefahr durch Herodes zu entziehen. Wie bei Josef, dem Sohn Jakobs, wird erneut Ägypten zum Fluchtziel (1. Mose 37ff) der Verfolgten. Aber andere, ebenso unschuldige Kinder wie Jesus werden zu Opfern dieses grausamen Despoten, dem es nur um seinen Machterhalt geht. Matthäus knüpft in seiner Erzählung an den Kindermord durch den Pharao an (2. Mose 1,18 ff.), bei dem Mose durch das Weidenkörbchen bewahrt wurde. Die mörderischen Geschichten wiederholen sich immer wieder.
Doch auch Herodes ist nur ein Mensch, seine Anschläge erreichen ihr Ziel nicht, er selbst stirbt. Mit seinem Tod ist der Weg für Josef wieder frei, mit seiner Familie zurückzukehren. Er siedelt sich vorsichtshalber in Nazareth, außerhalb des Machtbereiches des Nachfolgers von Herodes, an. Hier kann Jesus nun aufwachsen.

Entfaltung

In der Mitte wird eine Spirale aus zwei Wegen (vgl. Skizze) gestaltet. In deren Zentrum befindet sich eine Krippenszene.
Zu Beginn wird an die Weihnachtsgeschichte erinnert, an die schöne Stimmung der Festtage, den Lichterglanz und Geschenke.
Dann folgt die Erzählung der Weihnachtsgeschichte nach Matthäus. Die Erzählung wird mit Figuren auf dem Spiralweg in der Mitte veranschaulicht.
Auf dem ersten Weg beginnt die abenteuerliche Reise der Weisen (Kamel in Pfeilrichtung bewegen). Es wird erzählt, wie Sterndeuter an den Hof des Königs Herodes kommen und durch den Stern den Weg zum Kind finden (in der Mitte verweilen). Die ungewöhnlichen Geschenke werden beschrieben und gedeutet. Auf dem zweiten Weg verlassen die Weisen die Mitte.
Währenddessen überlegt Herodes, wie er seine Macht erhalten kann. Mit den Kindern wird überlegt, woran Herodes dabei denkt. Was für Möglichkeiten hätte er, seine Macht zu erhalten?
Diese Überlegungen werden auf Pfeilkarten geschrieben, die dann über die Ränder des Spiralwegs auf die Mitte zu gelegt werden. Die Warnung Gottes durch den Engel an Josef wird erzählt. Auf jeden der bedrohlichen Pfeile wird eine Engelsfigur gestellt. Unter ihrem Schutz verlassen Josef, Maria und das Kind die Mitte auf dem zweiten Weg (Figuren zur Pyramide als Symbol für Ägypten platzieren).
Auf den ersten Weg werden nun schwarze Tücher, die zu Bändern gefaltet werden, gelegt. Aus Zeitungen suchen die Kinder Bilder oder Schlagzeilen aus, in denen von der Gefährdung von Kindern berichtet wird und schneiden diese aus. Die Ausschnitte legen sie auf die schwarzen Bänder.
Zum Schluss wird vom Tod des Herodes und von der Rückkehr Josefs mit seiner Familie aus Ägypten berichtet.

Matthäus 2,1-12

Nur Matthäus erzählt die Geschichte vom Besuch der Sterndeuter. Von Königen ist bei ihm jedoch keine Rede. Er berichtet lediglich von „magoi“ und das sind Wahrsager oder Sterndeuter. Ihr Ursprung ist der Orient, das Morgenland, und sie haben drei unterschiedliche Geschenke bei sich, nämlich Weihrauch, Myrrhe und Gold. Symbolisch deutet das Gold auf die königliche Macht des beschenkten Kindes, der Weihrauch auf seine göttliche Verehrung und Myrrhe auf sein menschliches Leiden und seinen Tod.
Die Sterndeuter sind auf der Suche nach einem neuen König in Judäa. Der Stern, den sie als gutes Zeichen der Zeit erkannt und gedeutet haben, leitet sie an den Hof des nichts ahnenden König Herodes in Jerusalem. Ihre Suche geht dort bei ihm in die Irre, hat aber letztlich weitreichende Folgen. Für die Weisen, weil sie das Kind woanders, nämlich in Bethlehem finden. Für Herodes, weil er seine Macht gefährdet sieht und den Nebenbuhler auszuschalten trachtet. Und für das Kind Jesus, weil sein Leben durch den doch eigentlich freundlichen Besuch der Weisen lebensbedrohlich gefährdet wird.
Für Matthäus ist noch etwas anderes wichtig. In seinen Augen haben die Fremden ein Gespür für die Zeichen der Zeit. Sie lassen sich korrigieren und suchen den wahren König nicht im Palast, sondern sie finden ihn, wie es von den Propheten verheißen wurde, in ganz einfachen Verhältnissen, nämlich in Bethlehem.

Wer ist der „wahre“ König der Juden? – Die Weisen aus dem Morgenland

Verschiedene verpackte Geschenke liegen in der Mitte auf gelben Tüchern, die als Stern gelegt wurden. Manche der Geschenke kann man durch die Verpackung erahnen, bei anderen fällt es schwer. Die Kinder versuchen, den jeweiligen Inhalt zu erraten. Anschließend dürfen sie die Geschenke öffnen und entdecken, was sich darinnen verbirgt. Drei Pakete enthalten die Geschenke der Weisen aus dem Morgenland, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Mit den Kindern überlegen wir, was solche Geschenke zu bedeuten haben.
Anschließend wird die Geschichte von der Suche der Weisen aus dem Morgenland erzählt. Die Kinder betrachten hierzu das Bild „Die Weisen aus dem Morgenland“ von Martin Nda Dah, oder eine andere Darstellung aus der Kunst.

Matthäus 2,13-23

Nach dem Besuch der Weisen aus dem Morgenland erfährt die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus eine dramatische Wendung. Die schon angedeutete Bedrohung durch König Herodes nimmt konkrete Züge an. Die Machthaber dieser Welt machen vor nichts Halt, wenn sie ihre Macht bedroht sehen. Das haben in allen Zeiten Männer, Frauen und sogar Kinder leidvoll erfahren müssen.
Die Engelserscheinung im Traum (1. Mose 28,10ff.) hilft Josef, sich und seine Familie durch die Flucht nach Ägypten der drohenden Gefahr durch Herodes zu entziehen. Wie bei Josef, dem Sohn Jakobs, wird erneut Ägypten zum Fluchtziel (1. Mose 37ff) der Verfolgten. Aber andere, ebenso unschuldige Kinder wie Jesus werden zu Opfern dieses grausamen Despoten, dem es nur um seinen Machterhalt geht. Matthäus knüpft in seiner Erzählung an den Kindermord durch den Pharao an (2. Mose 1,18 ff.), bei dem Mose durch das Weidenkörbchen bewahrt wurde. Die mörderischen Geschichten wiederholen sich immer wieder.
Doch auch Herodes ist nur ein Mensch, seine Anschläge erreichen ihr Ziel nicht, er selbst stirbt. Mit seinem Tod ist der Weg für Josef wieder frei, mit seiner Familie zurückzukehren. Er siedelt sich vorsichtshalber in Nazareth, außerhalb des Machtbereiches des Nachfolgers von Herodes, an. Hier kann Jesus nun aufwachsen.

Könige kommen und gehen, der „wahre“ König bleibt –
Kindermord und Flucht nach Ägypten

Das Bild „Flucht nach Ägypten“ von Martin Nda Dah oder ein anderes Bild zum Thema wird mit den Kindern betrachtet und entdeckt. Die Geschichte von der Flucht nach Ägypten wird erzählt, wobei der Fokus auf der Gefahr für das Kind liegt, jedoch nicht auf der detaillierten Schilderung des Kindermords.
Mit den Kindern wird überlegt, welchen Gefährdungen Kinder auch heute ausgesetzt sind und wie Gott vielleicht sogar unter Beteiligung von Kindern diese bewahren könnte. Unsere Überlegungen fassen wir in einem Gebet zusammen.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland bietet Elemente, die viele Kinder lieben. Da deuten einige Sternkundige aus der Konstellation der Gestirne das, was irgendwo in einer anderen Gegend ihrer damaligen Welt vorgeht: das ist geheimnisvoll. Zudem bringen diese Sterndeuter außergewöhnliche und wertvolle Geschenke mit, was Jahr für Jahr in Krippenaufführungen nachgespielt wird.
Für diese schöne und heimelige Stimmung der Weihnachtszeit mit Sternenglanz, Engelsgesang und wundervollen Geschenken haben die Kinder ein Gespür, aber hierhinein mischt sich bald schon ein bedrohlicher Unterton. Die Kinder werden mit Erfahrungen konfrontiert, wie sie leider auch Kinder machen müssen und weltweit leidvoll erfahren.
Einerseits können wir getrost den nachweihnachtlichen Erinnerungen und Gefühlen der Kinder freien Lauf lassen. Aber mit der Erzählung von der Verfolgung der Kinder in Bethlehem wird es anders. Die Kinder spüren das. Sie werden mit der grausamen Realität konfrontiert. Hier erleben sie, dass Gott die dunklen Seiten nicht fremd sind, sondern dass er sie bereits im kleinen Kind Jesus durchlebt. Das heißt aber auch, dass er bei denen ist, die selber solche Erfahrungen machen. Auf ihn können Große wie Kleine zählen. Alle brauchen sie tröstende und stärkende Begleiter an ihrer Seite.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Leid macht vor niemandem Halt. Es wäre daher fatal die Verse 13 – 23 auszusparen, weil wir Erwachsenen der Meinung sind, dass Kinder das nicht verkraften. Wer hält denn die Realität dieser Welt von Kindern fern? Wer verschließt ihnen Augen und Ohren, damit sie nicht sehen und hören müssen, dass eine Mitschülerin mit ihrem kleinen Rad unter die Zwillingsreifen eines LKWs geraten ist oder ein Kindergartenkind von einem Raser erfasst wurde, direkt vor der Einrichtung? Das sind allein die leidvollen Erfahrungen aus dem Alltag einer kleinen Stadt. Da sind aber auch die anderen, die sie im Fernsehen oder auf dem Smartphone, mit dem sie spielen dürfen, wahrnehmen.
Die Erzählung vom Kindermord in Bethlehem gilt es nicht in ‚Blockbustermanier‘ auszuschmücken. Aber die Bedrohlichkeit der Lage, die Notwendigkeit zu fliehen und die wunderbare Rettung des Kindes durch Gott werden nur vor diesem Hintergrund verstehbar.
Darum brauchen Kinder Erwachsene, die die Realität nicht leugnen, die Hoffnung haben und ihnen davon berichten und die ihnen helfen, mit der Wirklichkeit umzugehen. Sie benötigen wirkliche Antworten und Bilder für ihr Leben, die ihre Ängste, Sorgen, Nöte oder auch Trauer ernst nehmen. Und vor allem brauchen sie wahre Hoffnungsbilder und Mutmachgeschichten, die sie in ihrer oft nicht leichten Realität abholen und ihnen Möglichkeiten anbieten, ihre Realität zu verarbeiten und in ihr zu leben zu können.

Weiterführendes

Vernetzung

In der Gemeinde wird eine eigene Sternsingeraktion geplant, die sich konkret Kindern zuwendet, deren Not in der unmittelbaren Nähe wahrnehmbar ist. Die Nöte, die sich dort zeigen, können ganz unterschiedlich sein. Es kann um Kinder gehen, die auf der Flucht zu uns gekommen sind, Kinder die Gewalt erlebt haben, Kinder die durch einen Unglücksfall betroffen wurden, usw. Es wäre wichtig und wünschenswert, die Eltern in die gesamte Aktion einzubinden und gemeinsam ein Hilfsprojekt vor Ort in Gang zu setzen

Lieder

  • Steh mit mir auf (ML B 104)
  • Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
  • Lobe den Herren, oh meine Seele (EG 303 besonders Strophe 2)
  • Den Weg wollen wir gehen (LHE 310, ML B 34)
  • Steh auf, beweg dich (LHE 312, KKL 135)
  • Nun ruhen alle Wälder (EG 477, besonders Strophe 8 „Dies Kind soll unverletzet sein“)

Literatur

  • Johann Hinrich Clausen: Das Buch der Flucht – Die Bibel in 40 Stationen, C.H.Beck: München 2018
  • Zu Hause in der Fremde in: Religionspädagogische Praxis – Zeitschrift für eine ganzheitliche Glaubensverkündigung, 41. Jahrgang Heft 2016/2
  • Rainer Oberthür/Alois Mayer, Kinder fragen nach Leid und Gott, Kösel-Verlag: München 2008
  • Ellen Duthie und Daniela Martagón, Grausame Welt – Nachdenken über Gut und Böse, Moritz Verlag: Frankfurt am Main 2019
  • Reinhard Ehgartner, Sternenbote – Eine Weihnachtsgeschichte, Tyrolia: Innsbruck 2019
  • Hermann Schulz, Die Reise nach Ägypten. Eine Geschichte für alle Jahreszeiten, dtv Verlagsgesellschaft: München 2016
  • Empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf den Seiten 11,12 und 22.

Bilder

Martin Nda Dah, Bilderserie „Flucht nach Ägypten“, Bezug über: https://www.kinderkirche-wuerttemberg.de/produkt/25-49-kamerun-karten-flucht-nach-aegypten

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