Kummer und Trost

Kummer und Trost

Wer oder was kann uns trösten? Diese zentrale Frage begleitet durch die Texte. Trostvorstellungen und Trostbilder gehören zu den wesentlichen Momenten des christlichen Glaubens. Um stark und resilient zu sein, brauchen Kinder einen „Vorrat“ davon.
Der Blick in Gottes heilvolle Zukunft gibt so viel Kraft, dass durch den Glauben in der Gegenwart ein gutes Leben geführt werden kann.

06.11.2022 (Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres)
Johannes 14,1-6.16-17.26
Einen Tröster haben

13.11.2022 (Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres)
Psalm 73
Gott ist mein Trost

20.11.2022 (Ewigkeitssonntag/Totensonntag)
Offenbarung 21,1-5a
Mein Tröster trocknet meine Tränen

Die biblischen Texte

[evtl. Einleitendes zu allen Bibeltexten]

Der Text gehört zu den Abschiedsreden Jesu. Mit diesen Worten tröstet und ermutigt er seine Jünger, um sie auf die Situation nach Ostern vorzubereiten. Auch negative Gefühle, wie Angst, Unsicherheit, Orientierungslosigkeit oder Verlorenheit, die einen Abschied begleiten können, werden angesprochen.
Zunächst verheißt Jesus seinen Jüngern einen Wohnraum im Haus Gottes. Mit dem Begriff des Hauses wird im Griechischen immer die ganze Hausgemeinschaft angesprochen. In der Hausgemeinschaft Gottes ist ganz viel Platz. Es ist der Ort, an dem die Menschen in Gemeinschaft mit Gott sind und Gott bei ihnen bleibt. Bei Gott werden sie immer eine Heimat haben.
Mit diesem Abschied beginnt für die Jünger etwas ganz Neues: Der Heilige Geist wird als Beistand, als Tröster das fortsetzen, was Jesus begonnen hat. Er hat zu seinen Freunden eine enge Beziehung, die fortbesteht und sich in Vertrautheit, Liebe und Nähe zeigt. Johannes gebraucht die Begriffe Freund oder Freundschaft nicht, doch ist diese Art der Beziehung auch hier gemeint. Diese Freundschaft mit Jesus ist nicht durch Raum und Zeit begrenzt. So verbindet der Beistand die Vergangenheit des Lebens Jesu mit der Gegenwart der Jünger. Die Gemeinde Gottes wird in schweren Zeiten beschenkt mit Kraft und Hoffnung!

Mit ausdruckstarken Worten wird hier vom menschlichen Leben mit all seinen Gefährdungen, Bedrohungen und Ängsten gesprochen. Dem gegenüber stehen Worte des Vertrauens, der Zuversicht und der Hoffnung. Diese positiven Worte entstehen nicht einfach bei dem Beter, weil er seiner Not etwas entgegensetzen möchte, sondern weil er fähig geworden ist, dagegen Widerstand zu leisten: Die Bedrohung und der Widerstand dagegen sind die Basis dieses Psalmgebets.
Dazu gehört ein grenzenloses Vertrauen (in Gott), dessen ist sich der Beter gewiss. Dies wird in den Versen 25 und 26 bekräftigt: „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, meines Herzens Trost und mein Teil.“ In diesen Worten wird deutlich, wie sich Klage und Vertrauen zueinander verhalten: Sie interpretieren sich gegenseitig. Das eine ist ohne das andere nicht zu verstehen.
Es muss die Grunderfahrung des „Vertrauen-Könnens“ gegeben sein, um Klagen zu können. Es braucht dieses Vertrauen, um sich so fallen zu lassen und bereit zu sein, sich ins Herz sehen zu lassen. In diesem Moment ist jeder Mensch besonders schutzlos und angreifbar. In den Psalmen begegnet uns diese Offenheit in besonderem Maß. Hier wird nicht über Gott, sondern von Gott und mit Gott gesprochen.

Die Christen im ersten Jahrhundert leben in einer ständigen Bedrohung. Johannes, der Prophet, schreibt in diese Situation hinein das Buch der Offenbarung für diese Menschen als Trost- und Mutmachbuch. Er schildert die Visionen, die er zu sehen und zu hören bekam. Seine Visionen sind von den sprachlichen Bildern des Alten Testaments geprägt. Sie haben ihn auch selbst ermutigt und getröstet, denn er musste lange Zeit in der Verbannung, weit entfernt von der Gemeinschaft der ersten Christen, leben. Gegen die Isolierung und Verfolgung steht seine zentrale Botschaft: Gott macht alles neu, macht alles gut! Denn er wird die Verhältnisse verändern! Nichts, was bedroht und ängstigt, wird mehr Bestand haben. Johannes fordert die Gemeinden auf, dass sie durchhalten in ihrem Glauben und sich nicht gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und religiösen Zwängen anpassen.

Entfaltung

Mein Tröster trocknet meine Tränen
Der Gottesdienst geht einen Dreischritt: aussprechen und benennen; vorbringen und teilen; ablegen und getröstet werden.
Damit wir getröstet werden können, müssen wir zunächst unseren Kummer aussprechen und benennen.
Dazu eignet sich dieses Psalmgebet nach Psalm 22:
Als Kehrvers dient der Liedruf „Aus der Tiefe rufe ich zu dir“

Gott, kann ich zu dir beten?
Hörst du mich?
Ich rufe und schreie!
Keiner kommt und hilft mir.
Aus der Tiefe …

Ich wende mich zu dir.
Verlass mich nicht, mein Gott.
Erhör doch meinen Kummer. (evtl. konkreten Anlass benennen)
Komm, Gott, und hilf mir.
Aus der Tiefe …

Ich rufe, wenn es hell ist.
Eine Antwort höre ich nicht,
auch nicht in der Nacht,
wenn mich Bilder quälen.
Aus der Tiefe …

Johannes 14,1-6.16-17.26

Der Text gehört zu den Abschiedsreden Jesu. Mit diesen Worten tröstet und ermutigt er seine Jünger, um sie auf die Situation nach Ostern vorzubereiten. Auch negative Gefühle, wie Angst, Unsicherheit, Orientierungslosigkeit oder Verlorenheit, die einen Abschied begleiten können, werden angesprochen.
Zunächst verheißt Jesus seinen Jüngern einen Wohnraum im Haus Gottes. Mit dem Begriff des Hauses wird im Griechischen immer die ganze Hausgemeinschaft angesprochen. In der Hausgemeinschaft Gottes ist ganz viel Platz. Es ist der Ort, an dem die Menschen in Gemeinschaft mit Gott sind und Gott bei ihnen bleibt. Bei Gott werden sie immer eine Heimat haben.
Mit diesem Abschied beginnt für die Jünger etwas ganz Neues: Der Heilige Geist wird als Beistand, als Tröster das fortsetzen, was Jesus begonnen hat. Er hat zu seinen Freunden eine enge Beziehung, die fortbesteht und sich in Vertrautheit, Liebe und Nähe zeigt. Johannes gebraucht die Begriffe Freund oder Freundschaft nicht, doch ist diese Art der Beziehung auch hier gemeint. Diese Freundschaft mit Jesus ist nicht durch Raum und Zeit begrenzt. So verbindet der Beistand die Vergangenheit des Lebens Jesu mit der Gegenwart der Jünger. Die Gemeinde Gottes wird in schweren Zeiten beschenkt mit Kraft und Hoffnung!

Einen Tröster haben

Die Abschiedsrede Jesu wird unter dem „Zeltdach“ erzählt und endet mit einer Überleitung zum Dach als Schutz: Jesus hat seinen Jüngern einen Raum in Gottes Haus verheißen. Dieser Raum ist ein besonderer Schutzraum. Den größten Schutz bietet ein Dach darüber.
Auf vorbereitete (rote) Blätter kann jedes Kind aufschreiben oder aufmalen, wofür es Trost braucht. Dies kann auch ein Dank für erfahrenen Trost oder eine Bitte für zu erwartendem Trost sein: „Halte zu mir guter Gott, …“ – „Ich bin erwacht nach dunkler Nacht. Du warst bei mir…“.
Die Blätter werden als Ziegel auf das Dach geklebt oder geheftet.

Psalm 73

Mit ausdruckstarken Worten wird hier vom menschlichen Leben mit all seinen Gefährdungen, Bedrohungen und Ängsten gesprochen. Dem gegenüber stehen Worte des Vertrauens, der Zuversicht und der Hoffnung. Diese positiven Worte entstehen nicht einfach bei dem Beter, weil er seiner Not etwas entgegensetzen möchte, sondern weil er fähig geworden ist, dagegen Widerstand zu leisten: Die Bedrohung und der Widerstand dagegen sind die Basis dieses Psalmgebets.
Dazu gehört ein grenzenloses Vertrauen (in Gott), dessen ist sich der Beter gewiss. Dies wird in den Versen 25 und 26 bekräftigt: „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, meines Herzens Trost und mein Teil.“ In diesen Worten wird deutlich, wie sich Klage und Vertrauen zueinander verhalten: Sie interpretieren sich gegenseitig. Das eine ist ohne das andere nicht zu verstehen.
Es muss die Grunderfahrung des „Vertrauen-Könnens“ gegeben sein, um Klagen zu können. Es braucht dieses Vertrauen, um sich so fallen zu lassen und bereit zu sein, sich ins Herz sehen zu lassen. In diesem Moment ist jeder Mensch besonders schutzlos und angreifbar. In den Psalmen begegnet uns diese Offenheit in besonderem Maß. Hier wird nicht über Gott, sondern von Gott und mit Gott gesprochen.

Gott ist mein Trost

Im Psalm 73 wird deutlich, wie sich Klage und Vertrauen zueinander verhalten. Die eine ist ohne das andere nicht zu verstehen.
Im Zentrum, in der Mitte des Hauses ist der Ort, an dem die Klagen im Vertrauen vorgebracht und abgelegt werden können.
Dazu sitzen alle im Kreis um eine gestaltete Mitte. Zwei Körbe stehen bereit, in dem einen Korb sind Steine und in dem anderen „Trostbrot“. Jeder, der möchte, nimmt einen „Klage-Stein“ aus dem Korb und legt ihn in der Mitte ab. Anschließend wird das „Trostbrot“ verteilt und gegessen.

Zusatzmaterial-1622_Rezept-fuer-Trostbrot

Offenbarung 21,1-5a

Die Christen im ersten Jahrhundert leben in einer ständigen Bedrohung. Johannes, der Prophet, schreibt in diese Situation hinein das Buch der Offenbarung für diese Menschen als Trost- und Mutmachbuch. Er schildert die Visionen, die er zu sehen und zu hören bekam. Seine Visionen sind von den sprachlichen Bildern des Alten Testaments geprägt. Sie haben ihn auch selbst ermutigt und getröstet, denn er musste lange Zeit in der Verbannung, weit entfernt von der Gemeinschaft der ersten Christen, leben. Gegen die Isolierung und Verfolgung steht seine zentrale Botschaft: Gott macht alles neu, macht alles gut! Denn er wird die Verhältnisse verändern! Nichts, was bedroht und ängstigt, wird mehr Bestand haben. Johannes fordert die Gemeinden auf, dass sie durchhalten in ihrem Glauben und sich nicht gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und religiösen Zwängen anpassen.

Mein Tröster trocknet meine Tränen

Psalm 22 wird gebetet (siehe oben).
Impuls: Unsere Klagen und unseren Kummer haben wir vor Gott gebracht. Dazu gehören auch Tränen, die befreiend wirken.
Wir sprechen miteinander darüber, welche Worte und Gesten uns trösten können. Vielleicht lässt sich dazu unter dem Zeltdach oder im Kartonhaus ein „heimeliger Raum“ mit Kissen schaffen.
In einem großen Korb sind Taschentücher aus Stoff oder besonders bedruckte Papiertaschentücher. Um die Taschentücher ist eine Banderole mit einem Trostwort gewickelt. Jedes Kind bekommt so eins als Erinnerung und für besondere Situationen mit auf den Weg. Besonders schön ist es, wenn es unterschiedliche Tücher und Texte sind. Denn dann kann sich auch im Gespräch darüber ausgetauscht werden.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Kummer erleben Kinder ganz oft in ihrem Alltag. Genauso schnell lassen sie sich trösten, wenn sie sich sicher und angenommen fühlen. Die Basis ist Vertrauen. Die Erwachsenen müssen sie ernst nehmen mit ihren kleinen und oft auch unwichtig erscheinenden Sorgen. Es ist nicht mit „Pusten“ oder einem „Heile-heile-Segen-Spruch“ getan, denn dann begegnen wir dem Kindern nicht auf Augenhöhe.
Katastrophenmeldungen und Leid gehören auch schon fast in den Kinder­alltag. Die Medien führen Unglücke, Kriege und Gewalt unseren Kindern ungefiltert vor Augen. Trotz aller Fürsorge wird es nicht gelingen, dieses aus den Kinderalltag herauszuhalten. Deshalb sollen Kinder spüren, …
… dass sie Fragen stellen dürfen.
… dass sie klagen dürfen.
… dass ihr Kummer genauso wichtig ist, wie der der Erwachsenen.
… dass sie zu Wort kommen und alles aussprechen können.

Im Kindergottesdienst muss Raum sein, sich diesen Themen und Fragen auch spontan zu stellen. Es darf kein Tabu geben, denn Kinder möchten ihre Ängste und Sorgen loswerden. Sie erleben schon früh, dass das Leben auch im Vertrauen auf Gott nicht immer „rosarot“ ist.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Es sind viele Emotionen, die die Kinder mit in die Gottesdienste bringen. Kummer, Ängste und Sorgen werden sehr unterschiedlich und ganz verschieden gewichtet sein. Es sind Themen aus dem persönlichen Umfeld, aber auch aus den Medien, die den Kindern Kummer bereiten.
Gerade wegen dieser Verschiedenheit sollte es vermieden werden, ein einheitliches Trostbild zu vermitteln. In den unterschiedlichen Texten begegnen verschiedene und unterschiedliche Trostbilder. Niemand hat ein Patentrezept gegen Kummer und Sorgen. Alle Menschen, Große und Kleine, die Kummer und Ängste haben, brauchen zunächst einmal Geborgenheit. Auch das Gefühl, dass sie mit ihren Tränen und mit ihrer Wut verstanden werden, gehört in den Gottesdienst.
Um die tröstenden Bilder annehmen zu können, muss zunächst auch der Kummer benannt und vor Gott ausgesprochen werden.
Es können schwierige emotionale Themen und Fragen auftauchen. Durch Liturgie, Theologisieren und Erzählen gehen wir im Gottesdienst einen Weg. Er führt vom Aussprechen über das Vorbringen zum Ablegen. Erst danach können Trostbilder entdeckt werden.

Weiterführendes

Vernetzung

Mit den einzelnen Bausteinen der Einheit lassen sich gemeinsame Rituale für Kinder und Erwachsene entwickeln. Dabei kann man sich an dem orientieren, was gut von den Kindern angenommen wird und insgesamt in die Gemeinde passt. Durch regelmäßige Wiederholung in verschiedenen Gottesdiensten entsteht eine Vertrautheit, die zur Tragfähigkeit solcher Rituale beiträgt. Bei besonderen Ereignissen in der Gemeinde, der Gesellschaft oder im Leben einzelner Menschen tut es gut, wenn dies von allen Generationen gemeinsam getragen wird. Die vertrauten Rituale unterstützen dabei, Kummer, Trauer und Sorgen gemeinsam vor Gott zu bringen und Trost zu finden.

Lieder

  • Aus der Tiefe rufe ich zu dir (Sagt Gott 21, LHE 215)
  • Alles, was mich bedrückt (LH 80)
  • Du verwandelst meine Trauer (LH 64, LJ 508)
  • Halte zu mir, guter Gott (KuS 456, KG 8)
  • Sammle meine Tränen (Siegfried Macht, Kleine Leute – große Töne. Mit Kindern singen, spielen, musizieren. Leinfelden-Echterdingen: Verlag Junge Gemeinde 2006, verfügbar auch unter: www.kirche-mit-kindern.de/landestagung08/2008/Kruege.pdf)

Praxishilfen

  • Ingo Baldermann, Ich werde nicht sterben, sondern leben – Psalmen als Gebrauchstexte, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1990
  • Beate Leßmann, Mein Gott, mein Gott … – Mit Psalmworten biblische Themen erschließen, Ein Praxisbuch für Schule und Gemeinde, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2002
  • Rainer Oberthür/Alois Mayer, Kinder fragen nach Leid und Gott, München: Kösel Verlag 2008Empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf den Seiten 18, 20, 21und 32.

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