Bist du dann da, Gott? –
Wenn uns Unbegreifliches zustößt

Bist du dann da, Gott? –
Wenn uns Unbegreifliches zustößt

Wir, Erwachsene wie auch Kinder, leben in einer Welt, in der Unglücke, schreckliche Ereignisse oder der Tod eines uns lieben Menschen das Leben belasten. Für solche Zeiten, die wir uns nicht wünschen, aber die doch eintreten, benötigen wir Gottesdienste, in denen wir uns der Zusagen Gottes und des Vertrauens in Jesus Christus vergewissern können. Hier finden wir den Halt, den wir so dringend brauchen.

19.11.2023 (Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres)
Matthäus 28,20
Der gute Anfang vom guten Ende

26.11.2023 (Ewigkeitssonntag/Totensonntag)
Psalm 23,1-4
Wer ist bei mir? – Du, Gott!

Die biblischen Texte

Etwa 500 Jahre liegen zwischen der Zusage Jesu bei seinem Abschied und dem Vertrauenswort eines Beters zu Gott im Psalm 23. Und doch stehen beide Texte in einem unmittelbaren Zusammenhang. Da ist die tröstliche Zusage, die Jesus bei seinem Abschied an die richtet, die ihm folgen. Und da sind die Worte am Anfang des Psalms 23, die einem so vorkommen, als wolle dieser Beter schon 500 Jahre zuvor auf Jesu Verheißung einstimmen. Somit ist auch die in dieser Einheit gewählte umgekehrte Reihenfolge der Textauswahl zu verstehen, die nicht der zeitlichen, sondern der inhaltlichen Stellung folgt.

Bei „Matthäi am Letzten“ stehen diese Worte vermeintlich an der ‚Deadline‘ des Lebens. Jesus nimmt Abschied von seinen Freunden. Abschied bedeutet eigentlich Ende. Jedoch klingt es hier wie im Bekenntnis Dietrich Bonhoeffers kurz vor seinem Tod. Aus seinem festen Vertrauen heraus ist dieser in der Lage, zu sagen: „Das ist das Ende – für mich der Beginn des Lebens!“. Bonhoeffer nimmt die lebensspendende Perspektive der Worte am Ende der irdischen Wirksamkeit Jesu auf.
Jesus lädt in die Gemeinschaft mit Gott, mit ihm, Jesus selber und mit dem Heiligen Geist ein. Diese Gemeinschaft ist eine Weg-Gemeinschaft. Unterwegs mit Jesus lässt sich lernen, was er geboten hat, nämlich den Weg seiner Barmherzigkeit zu gehen. Denen, die Jesus in dieser Weise nachfolgen, sagt er sehr persönlich zu: „Ich bin bei euch“.
Seine Erlösung ist das Ende all der Mächte, die gegen Gott stehen, und der Anfang all dessen, was zu Gott gehört, nämlich das Leben, das nicht im Tod endet.
Die Taufe verbindet Menschen in jeder Lebenslage mit ihm, dem Auferstandenen.

Psalm 23 ist ein zentrales Gebet der Bibel, zu dem viele Menschen Zuflucht nehmen. Der Psalm spricht nicht banal in ländlichen, idyllischen Bildern von Schäfchen und ihrem Hirten. Der Hirte, von dem der Psalm 23 erzählt, ist einer, der das harte, entbehrungsreiche und gefährliche Leben kennt. Aber genau das stärkt das Vertrauen des Beters zu Gott, den er erlebt wie einen Hirten, der sich für seine Schafe einsetzt. Menschen erkennen darin Gottes Schutz und seinen Trost auch in ihrem Leben. Sie spüren in ihrem jeweils eigenen Leben hautnah die Bedrohlichkeit des finsteren Tals, des tiefen Lochs oder sogar der Hölle auf Erden. Das ist ihr „Schattental des Todes“ (V. 4), von dem der Beter spricht. Aber gerade hier hinein sagt Gott einem, der das erleben muss, zu: „Ich bin bei dir!“ Und indem der Beter sich dieser Zusage anvertraut – „Ja, du bist bei mir!“ – wird das Bekenntnis zum Gegenwort gegen Bedrohung und Angst. Der Beter hält sich an Gott fest, von dem er weiß, dass er von Anbeginn für Menschen da gewesen ist und der verheißt, dass er allezeit da sein wird. „Ich bin bei dir“ – diese Zusage nimmt Jesus später auf und Menschen erleben durch ihn, dass das gilt, was Gott verspricht.

Entfaltung

Mit Tüchern und Steinen wird in der Mitte ein finsteres Tal gestaltet. Eine Figur eines Schäfchens wird mitten hineingestellt. Auf einem Din A5-Blatt aus schwarzem Tonkarton zeichnet jedes Kind die Silhouette eines Hirten und schreibt die Worte „Du bist bei mir!“ darüber. Mit einer Prickelnadel werden die gezeichneten Linien der Hirtenfigur und des Schriftzugs gelöchert.
Mit den Kindern versuchen wir das, was die Erfahrung des finsteren Tals ausmacht, auszusprechen. Die Kinder oder ein(e) Mitarbeiter(in) schreiben das Gesagte auf die Rückseite des Kartons mit dem Hirten auf.
Zu dem Schäfchen in der gestalteten Mitte wird eine Hirtenfigur gestellt. Was verändert sich dadurch – für das Schaf, an dem Tal?
Nach einem Gespräch über diese Frage wird das zum finsteren Tal Festgehaltene in ein Fürbittengebet gebracht. Nach jeder Fürbitte sprechen alle gemeinsam: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir!“.
Jedes Kind stellt seinen schwarzen Karton mit dem Umriss des Hirten und dem Schriftzug vor sich auf und platziert dahinter eine brennende Kerze. Durch das Dunkle erkennt man den ‚Guten Hirten‘ und seine Zusage. Er ist jederzeit da, in den guten, wie auch in den belastenden Erfahrungen.

Matthäus 28,20

Bei „Matthäi am Letzten“ stehen diese Worte vermeintlich an der ‚Deadline‘ des Lebens. Jesus nimmt Abschied von seinen Freunden. Abschied bedeutet eigentlich Ende. Jedoch klingt es hier wie im Bekenntnis Dietrich Bonhoeffers kurz vor seinem Tod. Aus seinem festen Vertrauen heraus ist dieser in der Lage, zu sagen: „Das ist das Ende – für mich der Beginn des Lebens!“. Bonhoeffer nimmt die lebensspendende Perspektive der Worte am Ende der irdischen Wirksamkeit Jesu auf.
Jesus lädt in die Gemeinschaft mit Gott, mit ihm, Jesus selber und mit dem Heiligen Geist ein. Diese Gemeinschaft ist eine Weg-Gemeinschaft. Unterwegs mit Jesus lässt sich lernen, was er geboten hat, nämlich den Weg seiner Barmherzigkeit zu gehen. Denen, die Jesus in dieser Weise nachfolgen, sagt er sehr persönlich zu: „Ich bin bei euch“.
Seine Erlösung ist das Ende all der Mächte, die gegen Gott stehen, und der Anfang all dessen, was zu Gott gehört, nämlich das Leben, das nicht im Tod endet.
Die Taufe verbindet Menschen in jeder Lebenslage mit ihm, dem Auferstandenen.

Der gute Anfang vom guten Ende

Ein großes dunkles Tuch wird vorher auf einem Rahmen aufgespannt. Mit Stiften, Malfarben und Pinseln können Kinder und Mitarbeitende darauf schreiben, malen und gestalten, was sie in diesem Moment bedrückt. Anschließend wird betrachtet, was gestaltet wurde. Wer möchte, kann etwas, zu dem, was sie oder er eingebracht hat, sagen. Ein Gespräch zu Eindrücken und Fragen schließt sich an.
Danach wird von Dietrich Bonhoeffer erzählt. Dabei wird deutlich gemacht, dass Jesu Zusage „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ für ihn zum Grund der Hoffnung wurde.
Jedes Kind gestaltet wie oben (siehe unter Punkt 5) beschrieben einen Tonkarton mit der Umrissgestalt Jesu und dem Schriftzug; „Ich bin bei euch alle Tage!“. Die Kartons werden mit einer brennenden Kerze um das bemalte, bzw. beschriebene dunkle Tuch aufgestellt.

Psalm 23,1-4

Psalm 23 ist ein zentrales Gebet der Bibel, zu dem viele Menschen Zuflucht nehmen. Der Psalm spricht nicht banal in ländlichen, idyllischen Bildern von Schäfchen und ihrem Hirten. Der Hirte, von dem der Psalm 23 erzählt, ist einer, der das harte, entbehrungsreiche und gefährliche Leben kennt. Aber genau das stärkt das Vertrauen des Beters zu Gott, den er erlebt wie einen Hirten, der sich für seine Schafe einsetzt. Menschen erkennen darin Gottes Schutz und seinen Trost auch in ihrem Leben. Sie spüren in ihrem jeweils eigenen Leben hautnah die Bedrohlichkeit des finsteren Tals, des tiefen Lochs oder sogar der Hölle auf Erden. Das ist ihr „Schattental des Todes“ (V. 4), von dem der Beter spricht. Aber gerade hier hinein sagt Gott einem, der das erleben muss, zu: „Ich bin bei dir!“ Und indem der Beter sich dieser Zusage anvertraut – „Ja, du bist bei mir!“ – wird das Bekenntnis zum Gegenwort gegen Bedrohung und Angst. Der Beter hält sich an Gott fest, von dem er weiß, dass er von Anbeginn für Menschen da gewesen ist und der verheißt, dass er allezeit da sein wird. „Ich bin bei dir“ – diese Zusage nimmt Jesus später auf und Menschen erleben durch ihn, dass das gilt, was Gott verspricht.

Wer ist bei mir? – Du, Gott!

Wir versuchen das Bild vom guten Hirten, der im finsteren Tal bei dem Beter ist, nachzuempfinden. Hierzu gestalten wir einen Parcours mit Hindernissen. Einem Kind werden die Augen verbunden. Die anderen sind die Hirten, die mit (Hirten-)Stäben ausgestattet werden. Sie sollen mit dem Ton, den ihre Stäbe erzeugen, wenn sie auf den Boden aufgestampft werden, das Kind mit den verbundenen Augen sicher durch den Hindernisweg leiten.
Das was uns bedrückt und was wir am letzten Sonntag eingebracht haben, wird in einem gemeinsamen Fürbittengebet aufgenommen. Jeweils am Ende jeder Bitte sprechen alle gemeinsam: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unheil, denn Du bist bei mir!“.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

In einer Welt, die immer mehr von Medien bestimmt wird, erreicht auch alle Tragik, jedes Unglück, alle Ungerechtigkeit und Gewalt die Augen und Ohren von Kindern. Es wird ihren Eltern und Vertrauenspersonen nicht gelingen, sie davon freizuhalten und zu schützen. Darum müssen sie Formen finden, ihre Sorgen und die Ängste ernst zu nehmen. Wir müssen sie bei dem abholen, was sie erlebt oder wahrgenommen haben. Es gilt mit ihnen zu sprechen und sie vor allem selber zu Wort kommen zu lassen, damit sie aussprechen können, was sie belastet.
Kinder entdecken das Leben und begegnen dabei der grausamen Bedrohung eben dieses Lebens. Das macht Kinder und auch Erwachsene betroffen. Denn niemand verfügt über ein Patentrezept gegen Bedrohung und Angst.
Wir können nur dem, was sie und wir leidvoll erleben, Raum geben und gemeinsam Halt suchen in der Zusage Jesu, dass er, was immer auch passiert, bei uns ist und bleibt. Wir werden zwar erfahren, dass die Angst auch miteinander noch da ist, aber dass wir ihr mit Gott und mit Jesus an unserer Seite begegnen können.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Eine solche Gottesdiensteinheit verlangt eine sorgfältige Vorbereitung. Möglicherweise kommen Dinge zur Sprache, mit denen nicht gerechnet wurde. Die geäußerten Ängste, Sorgen oder Verlusterfahrungen können sehr unterschiedlich sein. Manches ist über eine Nachrichtenmeldung oder einen Film, den die Kinder gesehen haben, an sie herangekommen und hat ihre Betroffenheit ausgelöst. Anderes kann im unmittelbaren Umfeld eines Kindes eingetreten sein und betrifft dennoch die gesamte Gruppe. Das Geschehen sollte zur Sprache kommen dürfen. Eventuell müssen andere als die hier vorgeschlagenen Methoden gewählt werden (z. B. ein Bild, ein Rollenspiel o. ä.), um miteinander ins Gespräch zu kommen. Bei allem gilt der Grundsatz, dass weder abgeblockt noch verharmlost wird.
Gegebenenfalls sollten die Kinder auch merken dürfen, dass die Mitarbeitenden selber betroffen, hilflos oder ohnmächtig sind. Gebete und Psalmen bieten allen die Möglichkeit, was sie bewegt vor Gott zu bringen. Gerade die Vielfalt unterschiedlicher Sichtweisen und Erfahrungshintergründe bringt zum Ausdruck, wie unterschiedlich und vielfältig Gottes Zusage erlebt werden kann. So kann die Hoffnung gestärkt werden, zu der der Psalm und das Jesuswort einladen.

Weiterführendes

Vernetzung

Oft betreffen ein Unglück, eine Katastrophe oder auch ein familiärer Schicksalsschlag Kinder und Erwachsene im gleichen Maße. Darum bietet sich auch an, gemeinsam zu trauern und einander in dieser Zeit beizustehen. Das kann in einem gemeinsamen generationsübergreifenden Gottesdienst geschehen oder auch durch Einladung der Erwachsenen in den Kindergottesdienst.

Lieder

  • Und so geh nun deinen Weg (KuS 200)
  • Du verwandelst meine Trauer (KuS 411, KiKiHits 12)
  • Halte zu mir, guter Gott (KuS 456, KG 8)
  • Aus der Tiefe rufe ich zu dir (LHE 215, KuS 417)
  • Von guten Mächten (LHE 425, KuS 84)

Praxishilfen

Material:
Ingo Baldermann, Wer hört mein Weinen? – Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1995
Rainer Oberthür/Alois Mayer, Kinder fragen nach Leid und Gott. München: Kösel Verlag 2008
Eberhard Bethge, Dietrich Bonhoeffer, München: Chr. Kaiser-Verlag 1970

Bilderbücher zu den Themen Krieg, Flucht und Migration:
Claude K. Dubois, Akim rennt, Frankfurt am Main: Moritz Verlag 62016
Kirsten Boie, Bestimmt wird alles gut, Leipzig: Klett Kinderbuch 2016
Tomi Ungerer, Otto-Autobiographie eines Teddybären, Zürich: Diogenes Verlag 1999
Jane Ray, Aus der Ferne, Stuttgart: Urachhaus 1999
Annegret Fuchshuber, Karlinchen – ein Kind auf der Flucht, Berlin: Annette Betz 2015
David McKee, Sechs Männer, Zürich: NordSüd Verlag 2014

Weitere empfehlenswerte Kinderliteratur mit Gestaltungshinweisen findet sich im Eliport-Themenheft auf der Seite 20.

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