Teilen und Danken

Teilen und Danken

Die Einheit läuft auf das Erntedankfest zu. Es wird vorbereitet durch zwei Texte, die sich mit dem Thema Teilen beschäftigen. Ausgangspunkt bildet dabei die urchristliche Gütergemeinschaft, wie sie in Apostelgeschichte 4,32-37 beschrieben wird: „Kein einziger sagte, dass seine Güter noch sein Eigentum wären, sondern es gehörte ihnen alles gemeinsam“ (Vers 32b). Die Bereitschaft zum Teilen und ihre Folgen sind Thema der zweiten Geschichte. Der Dank an Gott für alles, was wir zum Leben haben und mit anderen teilen können, steht am Schluss.

17.09.2017 (14. Sonntag nach Trinitatis)
Apostelgeschichte 4,32-37
Und sie teilten alles miteinander

24.09.2017 (15. Sonntag nach Trinitatis)
Apostelgeschichte 5,1 -11
Bereit zum Teilen? Ananias und Saphira

01.10.2017 (16. Sonntag nach Trinitatis (Erntedank))
Psalm 136,1-9.25.26
Wir danken für alles, was wir zum Leben haben

Die biblischen Texte

Dieser Text beschreibt in knappen Worten ein herausragendes Phänomen des Urchristentums: die sogenannte „urchristliche Gütergemeinschaft“. Dem Bericht der Apostelgeschichte zufolge war die erste christliche Gemeinde in Jerusalem nach den Pfingstereignissen rasch gewachsen. Etwa 3.000 Menschen hatten sich taufen lassen (Apostelgeschichte 2,41) und jeden Tag kamen weitere hinzu (Apostelgeschichte 2,47). Diese erste Gemeinde war eine bunte Mischung aus allen Gesellschaftsschichten, wobei die Bessergestellten vermutlich in der Minderheit waren. Das Christentum übte von Anfang an eine große Anziehungskraft auf Unterprivilegierte und Arme aus. Das hing sicher auch mit der Botschaft Jesu selbst zusammen, der die Armen selig gepriesen und die Mühseligen und Beladenen zu sich eingeladen hatte (Lukas 6,20; Matthäus 11,28). Die ersten Christen lebten darüber hinaus in der Erwartung, dass der auferstandene Christus bald wiederkehren und endgültig sein Reich aufrichten werde. Weltliche Güter und irdischer Besitz verloren dadurch für sie an Bedeutung. Ihr ganzes Leben war auf das Reich Gottes ausgerichtet, dessen Anbruch sie für die unmittelbare Zukunft erwarteten. Die Zeit bis dahin galt es zu überbrücken und gemeinsam zu gestalten. So kam es, dass viele ihren Besitz verkauften und den Erlös zur Unterstützung ärmerer und notleidender Gemeindemitglieder verwendeten (Apostelgeschichte 2,45).

Dass nicht alle Mitglieder der Urgemeinde bereit waren, in dieser Form zu teilen, davon erzählt der zweite Text unserer Einheit. Sie will exemplarisch deutlich machen, worauf es beim Teilen ankommt: dass es mit ungeteiltem und aufrichtigem Herzen geschieht! Nicht, dass Ananias und Saphira einen Teil ihres Besitzes zurückhalten, ist in dieser Geschichte das Problem, sondern dass sie dies verschweigen und etwas anderes behaupten. Die Folge für ihr Vergehen – der Tod – scheint übertrieben drastisch und passt auch nicht so recht zum Verständnis eines liebenden Gottes und einer barmherzigen Gemeinde. Heute kann ich das nur symbolisch verstehen: Die Weigerung aufrichtig und ehrlich zu teilen schadet der Gemeinschaft und hat selbstzerstörerische Züge.

Auf den ersten Blick hat dieser Psalm nicht viel mit den beiden Texten aus der Apostelgeschichte zu tun. Er lenkt am Erntedankfest unseren Blick auf den Geber aller Gaben und macht deutlich: Nichts von dem, was wir unseren Besitz nennen, gehört uns. Alles ist uns von Gott geschenkt und gehört eigentlich ihm. Dafür sind wir dankbar. Und wenn wir miteinander teilen, dann sorgen wir dafür, dass die guten Gaben Gottes gerecht aufgeteilt werden und alle zumindest das Lebensnotwendige bekommen. Hier schließt sich der Kreis zu den Texten aus der Apostelgeschichte, die an den beiden vorhergehenden Sonntagen Thema waren.

Entfaltung


Im monatlichen Gottesdienst feiern wir miteinander Erntedank. Dabei steht der letzte Text der Einheit im Mittelpunkt. Wir danken Gott für seine guten Gaben. Wir machen uns bewusst, dass alles, was wir haben, sein Geschenk ist. Und wir denken darüber nach, wem wir etwas von unserem Überfluss abgeben können. Vielleicht schreiben wir in Kleingruppen einen eigenen Psalm. Oder wir erstellen gemeinsam Collagen zum Thema „Dankbarkeit und Teilen“. Wir können einen Erntekranz aus Getreide binden und ihn im Winter nach draußen hängen, um ihn mit den Vögeln zu teilen. In jedem Fall sollte der Dank Gestalt gewinnen und einen sichtbaren Ausdruck finden.

Apostelgeschichte 4,32-37

Dieser Text beschreibt in knappen Worten ein herausragendes Phänomen des Urchristentums: die sogenannte „urchristliche Gütergemeinschaft“. Dem Bericht der Apostelgeschichte zufolge war die erste christliche Gemeinde in Jerusalem nach den Pfingstereignissen rasch gewachsen. Etwa 3.000 Menschen hatten sich taufen lassen (Apostelgeschichte 2,41) und jeden Tag kamen weitere hinzu (Apostelgeschichte 2,47). Diese erste Gemeinde war eine bunte Mischung aus allen Gesellschaftsschichten, wobei die Bessergestellten vermutlich in der Minderheit waren. Das Christentum übte von Anfang an eine große Anziehungskraft auf Unterprivilegierte und Arme aus. Das hing sicher auch mit der Botschaft Jesu selbst zusammen, der die Armen selig gepriesen und die Mühseligen und Beladenen zu sich eingeladen hatte (Lukas 6,20; Matthäus 11,28). Die ersten Christen lebten darüber hinaus in der Erwartung, dass der auferstandene Christus bald wiederkehren und endgültig sein Reich aufrichten werde. Weltliche Güter und irdischer Besitz verloren dadurch für sie an Bedeutung. Ihr ganzes Leben war auf das Reich Gottes ausgerichtet, dessen Anbruch sie für die unmittelbare Zukunft erwarteten. Die Zeit bis dahin galt es zu überbrücken und gemeinsam zu gestalten. So kam es, dass viele ihren Besitz verkauften und den Erlös zur Unterstützung ärmerer und notleidender Gemeindemitglieder verwendeten (Apostelgeschichte 2,45).

Und sie teilten alles miteinander

Zum Einstieg spielen wir ein Spiel zum Thema Teilen (Süßigkeiten, die eigentlich nicht für alle reichen, werden gerecht aufgeteilt, oder wir teilen ein Stück Obst miteinander). Dann erzählen wir aus der Sicht Josefs, der von den Aposteln Barnabas, der Tröster, genannt wurde (Apostelgeschichte 4,36), von der urchristlichen Gütergemeinschaft. Was hat die ersten Christen bewegt, so miteinander umzugehen? Sie folgten auch darin Jesus nach, dessen Zuwendung zu den Armen ihnen ein Vorbild war. Und sie nahmen damit vorweg, worauf sie hofften: eine Welt, in der materieller Besitz die Menschen nicht mehr voneinander trennt. Wie wäre es, wenn Christen heute so leben würden? Finden wir Beispiele, wo dies – zumindest zeichenhaft – geschieht?

Apostelgeschichte 5,1 -11

Dass nicht alle Mitglieder der Urgemeinde bereit waren, in dieser Form zu teilen, davon erzählt der zweite Text unserer Einheit. Sie will exemplarisch deutlich machen, worauf es beim Teilen ankommt: dass es mit ungeteiltem und aufrichtigem Herzen geschieht! Nicht, dass Ananias und Saphira einen Teil ihres Besitzes zurückhalten, ist in dieser Geschichte das Problem, sondern dass sie dies verschweigen und etwas anderes behaupten. Die Folge für ihr Vergehen – der Tod – scheint übertrieben drastisch und passt auch nicht so recht zum Verständnis eines liebenden Gottes und einer barmherzigen Gemeinde. Heute kann ich das nur symbolisch verstehen: Die Weigerung aufrichtig und ehrlich zu teilen, schadet der Gemeinschaft und hat selbstzerstörerische Züge.

Bereit zum Teilen? Ananias und Saphira

Von positiven Beispielen zum Thema Teilen war am vergangenen Sonntag die Rede. Heute erzählen wir ein Negativbeispiel. Das soll uns weder Angst noch Druck machen, aber es soll uns vor die Frage stellen, mit welcher Haltung beziehungsweise aus welchen Beweggründen wir teilen. Den Einstieg könnten die Fotos von James Mollison (Where children sleep) bilden. Mollison hat auf der ganzen Welt Kinder in ihren Kinderzimmern fotografiert. Die unterschiedlichen Lebensbedingungen werden deutlich. Unterschiedlich waren auch die Lebensbedingungen der ersten Christen. Die Geschichte von Ananias und Saphira erzählen wir sehr zurückhaltend. Zielaussage: Wer nicht bereit ist zu teilen, schadet der Gemeinschaft und damit letztlich auch sich selbst. Zum Abschluss bereiten wir gemeinsam eine Aktion zum Thema für das Erntedankfest am kommenden Sonntag vor (z.B. Schoko-Crossies selber herstellen, ansprechend verpacken und beim Erntedankfest zugunsten eines Kinderhilfsprojekts verkaufen). Auch der Kurzfilm „Balance“ von Christoph und Wolfgang Lauenstein oder das Spiel „Bamboleo“ eignen sich zur Vertiefung des Themas (siehe Praxishilfen).

Psalm 136,1-9.25.26

Auf den ersten Blick hat dieser Psalm nicht viel mit den beiden Texten aus der Apostelgeschichte zu tun. Er lenkt am Erntedankfest unseren Blick auf den Geber aller Gaben und macht deutlich: Nichts von dem, was wir unseren Besitz nennen, gehört uns. Alles ist uns von Gott geschenkt und gehört eigentlich ihm. Dafür sind wir dankbar. Und wenn wir miteinander teilen, dann sorgen wir dafür, dass die guten Gaben Gottes gerecht aufgeteilt werden und alle zumindest das Lebensnotwendige bekommen. Hier schließt sich der Kreis zu den Texten aus der Apostelgeschichte, die an den beiden vorhergehenden Sonntagen Thema waren.

Wir danken für alles, was wir zum Leben haben

Nach dem Nachdenken über das Teilen an den vergangenen beiden Sonntagen feiern wir nun miteinander Erntedank (siehe dazu oben die Anregungen zur Entfaltung im Einzelgottesdienst). Im wöchentlichen Gottesdienst können zusätzlich die praktischen Elemente der Vorsonntage noch einmal aufgegriffen werden.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Das Thema Teilen begegnet Kindern spätestens im Kindergartenalter. Süßigkeiten und Spielzeug, Zeit und Aufmerksamkeit – Kinder erfahren, dass nicht alles jederzeit im Überfluss vorhanden ist, sondern miteinander geteilt werden muss. Manchen Kindern fällt das leicht, sie geben gerne ab. Anderen fällt das schwer, sie haben Angst zu kurz zu kommen. Wenn es gut läuft, lernen sie: Wer teilt, verliert nicht, sondern gewinnt. Zuneigung, Freundschaft, Gemeinschaft wachsen durch das Teilen. Gut, wenn dies ein gegenseitiges Geben und Nehmen ist. Dass in den Augen Gottes auch die Beweggründe, aus denen heraus ich von dem, was mir von Gott geschenkt wurde, etwas abgebe, wichtig sind, können größere Kinder begreifen. Kleinere Kinder lernen: Gott beschenkt uns, darum beschenken wir einander. Teilen ist das neue Haben!

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

In Vorbereitung auf das Erntedankfest denken wir anhand der beiden Texte aus der Apostelgeschichte über das Teilen nach. Die Bereitschaft zu teilen gehört wesensmäßig zum Glauben dazu. Dabei ist Gott nicht nur wichtig, dass wir teilen, sondern auch, wie wir das tun: ehrlich und mit aufrichtigem Herzen. „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“ (2. Korinther 9,7) Das Schicksal von Ananias und Saphira werden wir nicht ausschmücken, sondern sehr zurückhaltend erzählen – als Symbol dafür, dass mangelnde Bereitschaft zu teilen nicht nur der Gemeinschaft schadet, sondern auch uns selbst. Unsere Motivation zu teilen, soll allerdings nicht Angst vor Strafe oder äußerer Druck sein, sondern ein inneres Bedürfnis und das Wissen darum, dass wir selbst Beschenkte Gottes sind.

Weiterführendes

Vernetzung

Wie immer bietet es sich an, zum Erntedankfest einen Familiengottesdienst zu feiern. Unter dem Stichwort „Teilen“ könnte darüber hinaus eine gemeinsame Aktion stehen, mit der wir Menschen unterstützen, die darauf angewiesen sind, dass andere ihnen „Teilhabe“ ermöglichen. Dabei ist ein Projekt aus der eigenen Region den Kindern unter Umständen näher als ein Projekt in Übersee. Auch ein „meditativer Erntespaziergang“ mit der ganzen Gemeinde, der das Thema Erntedank an verschiedenen Stationen entfaltet, ist möglich.

Lieder

  • Wir sind eingeladen zum Leben (LH 37, LHE 331)
  • Für das Licht und für die Erde (LH 76)
  • Wenn das Brot, das wir teilen (EG RWL 667)
  • Brich mit den Hungrigen dein Brot ([EG] 420, LHE 301)

Praxishilfen

  • Fotobuch „Where Children Sleep“ von James Mollison, London 2011
  • Bilderbuch „Der Apfelkönig“ von Francesca Bosca/Giuliano Ferri, Zürich, Hamburg, 2001
  • Geschichte „Warmes Brot“ von Konstantin Paustowski, Berlin,1. Aufl. 1990
  • Kurzfilm „Balance“ von Christoph und Wolfgang Lauenstein. (www.youtube.com/watch)
  • Spiel „Bamboleo“ aus dem Zoch Verlag, München, o.J.

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