Tod und Leben
Leben und Tod gehören zusammen. Tod und Leben sind Teile der menschlichen Existenz. Am Ende des Kirchenjahres beschäftigen sich Kinder und Erwachsene verstärkt mit existenziellen Fragen dazu. Vielfach reagieren die Erwachsenen auf die Fragen der Kinder mit Sprach- oder Ratlosigkeit.
Der Glaube weist über unsere Gedankengrenzen hinaus. Hoffnung begleitet und leitet in Leben und Tod. Aus verschiedenen Blickwinkeln nähern wir uns in den Gottesdiensten den Fragen und Themen. So erfahren wir, dass wir Hoffnungsbilder entdecken und sie mit in unser Leben nehmen können.
03.11.2019 (20. Sonntag nach Trinitatis)
Psalm 56, 1-14
Gott sammelt meine Tränen
10.11.2019 (Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres)
Johannes 11,1-27 (- 44)
Lazarus: Jesus ruft über die Grenze des Todes
17.11.2019 (Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres)
Johannes 12,24
Das Weizenkorn stirbt und verwandelt sich
24.11.2019 (Ewigkeitssonntag)
Offenbarung 21,1-7
Hoffnung für alle
Hintergrundinformationen
Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen
Schlimme Nachrichten gehören schon fast zu unserem Alltag. Zumindest wenn man in die Medien schaut. Vieles davon passiert in der großen weiten Welt. Erwachsenen nehmen dies mit einer gewissen Distanz wahr. Doch dann erleben die Kinder die Erwachsenen hilflos und betroffen. Etwa wenn ein Freund schwer erkrankt ist oder die Großmutter plötzlich stirbt. Diese Hilflosigkeit macht viele Erwachsene sprachlos. Dabei hätten die Kinder doch so viele Fragen!
Viele Erwachsene versuchen auch Tod und Sterben von den Kindern fernzuhalten. So nehmen sie die Kinder oft nicht mit zu den Beerdigungen.
Tod und Sterben darf kein Tabu-Thema sein. Die Kinder müssen Fragen dürfen. Sie müssen ihrer eigenen Angst Raum geben können. Sehr vielfältig ist die Begegnung der Kinder mit dem Tod und unterschiedlich ihre Angst: Jüngere Kinder schlafen schlecht, weil der Hamster tot im Karton liegt. Ältere Kinder empfinden den Tod eines Stars oder eines Angehörigen eher als Bedrohung. In den letzten Jahren haben die Kinder, z. B. in der Schule oder im Kindergarten, Kontakt zu Flüchtlingskindern. Viele von ihnen haben Schlimmes erlebt. Oft ist ein Familienmitglied auf der Flucht gestorben.
Im Religionsunterricht erzählt Josef von seiner Flucht, seiner Angst auf dem kleinen Boot im Mittelmeer und von dem Tod eines Cousins. „Wo ist denn da der „liebe Gott“?“, fragt Jule. Bevor die anderen Kinder da einstimmen können, antwortet Josef: „Überall! Meine Mama und mein Papa sind hier. Ich darf in die Schule gehen. Hier fliegen keine Bomben. Mein Cousin Hassan ist auch bei Gott. Ich bin froh, weil ich hier bin und Gott auch hier ist.“
Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten
In den Gottesdiensten sollte nichts „glattgebügelt“ werden. Das heißt, dass auch schwierige Fragen und Gefühle wie Hilflosigkeit, Ohnmacht, Zorn, Zukunftsangst ausgesprochen und vor Gott gebracht werden dürfen.
Deshalb sollte auch in der Vorbereitung im Mitarbeitendenkreis diesen Themen größerer Raum eingeräumt werden. Alle Menschen, die trauern oder Angst haben, brauchen zunächst Geborgenheit und einen sicheren Rahmen. Auch das Gefühl, dass sie mit ihren Tränen ausgehalten und mit ihrem Zorn verstanden werden, gehört in die Gottesdienste.
Schwierige emotionale Themen und Fragen stehen im Mittelpunkt dieser Reihe. Daneben stehen immer wieder Grenzüberschreitungen und Hoffnungsbilder. Durch Liturgie, Theologisieren und Erzählen gehen wir im Gottesdienst einen Weg vom Aussprechen und Klagen über das Vorbringen und Grenzüberschreitungen zum hoffnungsvollen Ausblick und Mut neue Wege zu gehen.
Weiterführendes
Vernetzung
Mit den einzelnen Bausteinen der Reihe lassen sich gemeinsame Rituale für Kinder und Erwachsene entwickeln. Bei besonderen Ereignissen in der Gemeinde oder im Leben einzelner Menschen tut es gut, wenn dies von allen Generationen gemeinsam getragen werden kann. Ohnmacht, Trauer und Hoffnung können vor den anderen ausgesprochen und gemeinsam vor Gott gebracht werden.
Lieder
- Aus der Tiefe rufe ich zu dir (Sagt Gott 21, LHE 215)
- Alles, was mich bedrückt (LH 80)
- Du verwandelst meine Trauer (LH 64, LJ 508)
Praxishilfen
- In Gottes Hand, Psalmübertragung zu Psalm 139 (Sagt Gott neu 68)
- Psalm 22 (eigene Übertragung)
Als Kehrvers dient der Liedruf „Aus der Tiefe rufe ich zu dir“.
Gott, kann ich zu dir beten?
Hörst du mich?
Ich rufe und schreie!
Keiner kommt und hilft mir.
Aus der Tiefe …
Ich rufe, wenn es hell ist.
Eine Antwort höre ich nicht,
auch nicht in der Nacht,
wenn mich die Bilder quälen.
Aus der Tiefe …
Ich wende mich zu dir.
Verlass mich nicht, mein Gott.
Erhör doch … (konkreten Anlass einfügen)
Komm, Gott, und hilf mir.
Aus der Tiefe …
- Literatur:
- Ingo Baldermann, Wer hört mein Weinen? – Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen, Neukirchen-Vluyn 1995
- Ingo Baldermann, Ich werde nicht sterben, sondern leben – Psalmen als Gebrauchstexte, Neukirchen-Vluyn 1990
- Nina Flottmann und Angelika Niestadtkötter, Ich will nicht, dass die tot sind – Die Themen Sterben und Katastrophen mit Grundschulkindern, Mühlheim/Ruhr 2007
- Rainer Oberthür / Alois Mayer, Kinder fragen nach Leid und Gott, München 2008
- Pierre Stutz, Mein Leben kreist um Dich – Mit Psalmen die eigene Mitte finden, München 2008