Josef

Josef

Die Erzählung von Josef und seinen Brüdern ist neben anderem auch eine klassische Familiengeschichte. Neid, Streit, Fall, Aufstieg und Versöhnung durchziehen dieses große Erzählwerk am Ende des ersten Buches Mose.

03.02.2019 (4. Sonntag nach Epiphanias)
1. Mose 37
Vaters Liebling

10.02.2019 (Letzter Sonntag nach Epiphanias)
1. Mose 39-40
Josef der Sklave

17.02.2019 (Septuagesimae)
1. Mose 41
Josef der Minister

24.02.2019 (Sexagesimae)
1. Mose 42-44
Josef stellt seine Brüder auf die Probe

03.03.2019 (Estomihi)
1. Mose 45-46; 50,15a-20
Eine Familie kommt wieder zusammen

Die biblischen Texte

Die Texte entstammen der sogenannten Josefsnovelle (1. Mose 37,39-50). Sie bildet als geschlossene Erzählung den Abschluss der Vätergeschichten. M: Zu den Vätergeschichten siehe Infobox auf Seite xxx. Auch hier geht es um Grundlegendes. Mit allen Höhen und Tiefen wird der Lebensweg Josefs und seiner Familie erzählt. Dabei geht es sehr menschlich zu, Neid und Eifersucht bestimmen die Handlung, es wird getrauert und geträumt, gehasst und versöhnt.
Erst rückblickend und nur behutsam kommt Gott in diese Geschichte hinein. Es ist Josef selbst, der am Ende auf Gottes Mitwirken hinweist. Im Nachhinein erkennt er, wie Gott sogar das Böse noch zum Guten wenden kann. Josefs Lebensgeschichte wird zu einer Erzählung gegen das Aufgeben. Sie lässt sich eher als „Lebensberatungsbuch“ lesen, denn als historischen Bericht.

Josef ist der erste Sohn, den Jakob in fortgeschrittenem Alter mit seiner Lieblingsfrau Rahel bekommt. Das macht ihn zu Vaters besonderem Liebling, was den Neid der Geschwister erregt. Das besondere Kleid, das der Vater ihm schenkt, ist ein Symbol für die Liebe des Vaters und das Hervorgehoben Sein aus dem Geschwisterkreis. Josefs Träume verstärken seine Sonderrolle. Die Brüder schmieden einen Plan, sich des hochmütigen Bruders zu entledigen. Ruben vereitelt den ursprünglichen Mordplan, so landet Josef schließlich „nur“ in einem ausgetrockneten Brunnen und wird nach Ägypten verkauft. Angesichts des blutigen Gewandes trauert der Vater um seinen Lieblingssohn.
Josef landet schließlich am Hof des ägyptischen Hofbeamten Potiphar und findet damit nach dem Fall jemanden, der sich seiner annimmt.

Josef kommt als Sklave an den Hof Potiphars, schnell gewinnt er dort das Vertrauen seines Herrn und erhält wachsenden Einfluss. Er ist auch schön von Gestalt. Dies ruft die Frau Potiphars auf den Plan. Sie will ihn verführen. Doch als er sich der Verführung widersetzt, ist sein Aufstieg zu Ende. Er landet im Gefängnis. Und auch dort erwirbt er sich das Vertrauen der Oberen. „Gott war mit ihm“ heißt es wiederholt. Josefs Deutung der Träume seiner Mitgefangenen zeigt ihn in einer neuen Rolle. Seine Auslegungen bestätigen sich, doch die davon erhoffte Hilfe bleibt zunächst aus.

Der Mundschenk erinnert sich an Josef, als er von den Träumen des Pharaos erfährt. Josefs Deutung dieser Träume hat hier planvolles politisches Handeln zur Folge. Sein Rat hilft dem Pharao, das Land vor Schaden zu bewahren. Josef wird zum Minister ernannt. Das einst von harter Arbeit verschonte Lieblingskind übernimmt nun Verantwortung. Tatkräftig trägt Josef dazu bei, die schlimmsten Folgen der Hungersnot abzuwenden. Josef heiratet und bekommt zwei Söhne, deren Namen sein Vertrauen in Gottes Wirken andeuten.

Die umliegenden Regionen geraten infolge der Dürre in große Not. Auch Jakob muss seine Söhne zum Getreidekauf an den Nil schicken. Als diese dort Josef begegnen, gibt er sich nicht gleich zu erkennen. Er ist misstrauisch und will erst sichergehen, dass sich die Einstellung der Geschwister verändert hat.
Sein eigenes Verhalten bei der Prüfung seiner Brüder ist dabei nicht unproblematisch. Er bezichtigt die Geschwister der Spionage und setzt sie zeitweise fest. Er behält Simeon als Geisel, um die Brüder zur Rückkehr mit Benjamin, dem jüngsten der Kinder, zu nötigen. Diesem schiebt er dann vermeintliches Diebesgut unter, das sein Personal natürlich bei ihm entdeckt. Diese Situation nutzt er, um zu prüfen, ob die Brüder jetzt zusammenhalten und füreinander einstehen. Josef braucht Zeit und Klarheit für den Versöhnungsprozess.

Als Juda sich selbst im Tausch für Benjamin anbietet, gibt sich Josef schließlich – emotional überwältigt – seinen Brüdern zu erkennen. Er entdeckt im wechselhaften Schicksal der Familie Gottes Plan, seine Begleitung und Bewahrung in der Not.
Die ganze Familie erhält die Erlaubnis in Ägypten zu siedeln. Und so kommt Jakob (auch Israel genannt) samt Großfamilie nach Ägypten. Dort treffen Jakob und Josef tief bewegt aufeinander. Am besten Ort des Landes dürfen sie von nun an wohnen. Nach Jakobs Tod etliche Jahre später wird endgültig klar: Josef verzichtet auf Rache. Die Brüder können aufatmen, ihre Schuld wird sie und die Familie nicht zerstören. Sie werden ohne Angst beieinander leben können.
Josefs abschließende Deutung erschließt rückblickend seine ganze Lebensgeschichte:
„Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen aber Gott gedachte es gut zu machen.“
(1.Mose 50,20a)

Entfaltung

Die Geschichte wird als Ganze erzählt. Es gibt verschiedene Orte oder Stationen.
Den Auftakt bildet der Geschwisterneid. Ein kostbar wirkendes Kleid oder Tuch, das das Gewand Josefs symbolisiert wird in den Mittelpunkt gelegt. Mit diesem Medium wird 1. Mose 37 erzählt. Ein Gespräch greift das Thema auf: „Wie ist es, nicht der Liebling oder der Liebling der Eltern oder Erwachsener zu sein?“
Die folgende Station dreht sich um Josefs Traumdeutungen. Im Mittelpunkt stehen die Träume Pharaos und das daraus folgende vorausschauende Handeln. Traumfänger werden gebastelt. Sie fangen gleichsam die bösen Träume Pharaos ein. So „eingefangen“ können die damit verbundenen schlimmen Szenarien und Ängste nüchtern betrachtet werden und zu planvollem Handeln führen. Die Kinder erzählen von eigenen Erfahrungen mit Träumen.
An der nächsten Station wird gemeinsam gegessen und gefeiert. Dabei wird 1. Mose 45-46 und 50,15-20a erzählt.
Als Abschluss und Zeichen der Versöhnung werden Freundschaftsbänder gebastelt und verschenkt.

1. Mose 37

Josef ist der erste Sohn, den Jakob in fortgeschrittenem Alter mit seiner Lieblingsfrau Rahel bekommt. Das macht ihn zu Vaters besonderem Liebling, was den Neid der Geschwister erregt. Das besondere Kleid, das der Vater ihm schenkt, ist ein Symbol für die Liebe des Vaters und das Hervorgehoben Sein aus dem Geschwisterkreis. Josefs Träume verstärken seine Sonderrolle. Die Brüder schmieden einen Plan, sich des hochmütigen Bruders zu entledigen. Ruben vereitelt den ursprünglichen Mordplan, so landet Josef schließlich „nur“ in einem ausgetrockneten Brunnen und wird nach Ägypten verkauft. Angesichts des blutigen Gewandes trauert der Vater um seinen Lieblingssohn.
Josef landet schließlich am Hof des ägyptischen Hofbeamten Potiphar und findet damit nach dem Fall jemanden, der sich seiner annimmt.

Vaters Liebling

Ein kostbares Tuch oder Kleidungsstück wird in die Mitte gelegt. Es wird gefragt: Wem könnte dieses Kleid gehören? In der Erzählung wird anhand dessen verdeutlicht, dass so ein besonderes Kleidungsstück den Neid der Brüder provoziert. Wer so fein angezogen ist, macht auch weniger anstrengende Arbeit, bei der man sich dreckig machen oder die Kleidung zerreißen könnte. Aus dem Ärger der Brüder wird Wut, sie sorgen dafür, dass aus dem verwöhnten Lieblingskind genau das Gegenteil wird, ein Sklave. Dabei wird über das kostbare Tuch ein schmutziges, zerrissenes Tuch geworfen (zahlreiche Gestaltungsideen zum Thema Wut finden sich in der Einheit „Wohin mit der Wut?“).

1. Mose 39-40

Josef kommt als Sklave an den Hof Potiphars, schnell gewinnt er dort das Vertrauen seines Herrn und erhält wachsenden Einfluss. Er ist auch schön von Gestalt. Dies ruft die Frau Potiphars auf den Plan. Sie will ihn verführen. Doch als er sich der Verführung widersetzt, ist sein Aufstieg zu Ende. Er landet im Gefängnis. Und auch dort erwirbt er sich das Vertrauen der Oberen. „Gott war mit ihm“ heißt es wiederholt. Josefs Deutung der Träume seiner Mitgefangenen zeigt ihn in einer neuen Rolle. Seine Auslegungen bestätigen sich, doch die davon erhoffte Hilfe bleibt zunächst aus.

Josef der Sklave

Josefs Aufstieg und Fall stehen im Mittelpunkt der Erzählung. Josef verliert durch die Hinterlist der Frau Potiphars nicht nur sein Kleid, sondern auch sein Ansehen. Er wird ins Gefängnis geworfen. Hier wird die Erzählung unterbrochen. Ein Gespräch über falsche Anschuldigungen und unrechte Bestrafung schließt sich an. Was ist Josef in dieser Situation durch den Kopf gegangen? Wie könnte er reagieren? Eigene Erfahrungen der Kinder können mit Josefs Geschichte verglichen werden.
Die Erzählung wird fortgesetzt: Auch als Gefangener erwirbt sich Josef Respekt, hier zeigt sich auch erstmals seine Gabe Träume zu deuten. Absturz, Fall und Wiederaufstieg lassen sich mit einer Übung zu unterschiedlichen Körperhaltungen verbinden. Daran knüpft sich ein Austausch: Wie fühlt es sich an hochaufgerichtet/klein zusammengekauert/sich langsam wiederaufrichtend zu sein? Und wie wirkt das auf andere? Woher kommt die Kraft, sich wieder aufzurichten – in der Übung/bei Josef?

1. Mose 41

Der Mundschenk erinnert sich an Josef, als er von den Träumen des Pharaos erfährt. Josefs Deutung dieser Träume hat hier planvolles politisches Handeln zur Folge. Sein Rat hilft dem Pharao, das Land vor Schaden zu bewahren. Josef wird zum Minister ernannt. Das einst von harter Arbeit verschonte Lieblingskind übernimmt nun Verantwortung. Tatkräftig trägt Josef dazu bei, die schlimmsten Folgen der Hungersnot abzuwenden. Josef heiratet und bekommt zwei Söhne, deren Namen sein Vertrauen in Gottes Wirken andeuten.

Josef der Minister

Die Träume werden aus der Perspektive des Pharaos erzählt.
Anschließend werden Traumfänger gebastelt. Dabei erzählen Kinder von eigenen Erfahrungen mit schlechten Träumen. Ein Gespräch zur Frage „Haben Träume einen Sinn?“ schließt sich an.
Ein weiterer Erzähler tritt als Josef auf und deutet die Träume des Pharaos. Er erzählt auch, wie es weiterging: Die bösen Träume wurden eingefangen. Der Pharao hat die Deutung zur Grundlage für einen Zukunftsplan gemacht. Vorräte wurden gesammelt, um die mageren Jahre zu überstehen. Josef macht Karriere und gründet eine Familie.

1. Mose 42-44

Die umliegenden Regionen geraten infolge der Dürre in große Not. Auch Jakob muss seine Söhne zum Getreidekauf an den Nil schicken. Als diese dort Josef begegnen, gibt er sich nicht gleich zu erkennen. Er ist misstrauisch und will erst sichergehen, dass sich die Einstellung der Geschwister verändert hat.
Sein eigenes Verhalten bei der Prüfung seiner Brüder ist dabei nicht unproblematisch. Er bezichtigt die Geschwister der Spionage und setzt sie zeitweise fest. Er behält Simeon als Geisel, um die Brüder zur Rückkehr mit Benjamin, dem jüngsten der Kinder, zu nötigen. Diesem schiebt er dann vermeintliches Diebesgut unter, das sein Personal natürlich bei ihm entdeckt. Diese Situation nutzt er, um zu prüfen, ob die Brüder jetzt zusammenhalten und füreinander einstehen. Josef braucht Zeit und Klarheit für den Versöhnungsprozess.

Josef stellt seine Brüder auf die Probe

Das kostbare Tuch vom ersten Sonntag wird als Trennungslinie so in die Mitte gelegt, dass es eine Barriere zwischen Erzählperson und Kindern bildet. Die Erzählung macht deutlich:
Vorwürfe, Spionage, Geld zurück, Bruder her – Josef ist gemein. Er arbeitet mit falschen Anschuldigungen und gibt den Brüdern keine Chance, ihn zu erkennen.
Pantomimisch wird mit dem Tuch als Grenze gespielt. Die Kinder versuchen die Grenze zu überwinden, sie bleibt aber ein Hindernis, von dem sie immer wieder abprallen.
Gemeinsam wird über diese dunkle Seite Josefs nachgedacht. Warum handelt Josef so? Gibt es dafür eine Entschuldigung? Wie erleben die Brüder die Situation? Was ist nötig, damit sie wieder zusammenfinden?
Anschließend erhalten die Kinder einen kleinen Streifen kostbaren Stoffs und gestalten mit Legematerial, was ihnen an der Szene wichtig geworden ist.

Als Juda sich selbst im Tausch für Benjamin anbietet, gibt sich Josef schließlich – emotional überwältigt – seinen Brüdern zu erkennen. Er entdeckt im wechselhaften Schicksal der Familie Gottes Plan, seine Begleitung und Bewahrung in der Not.
Die ganze Familie erhält die Erlaubnis in Ägypten zu siedeln. Und so kommt Jakob (auch Israel genannt) samt Großfamilie nach Ägypten. Dort treffen Jakob und Josef tief bewegt aufeinander. Am besten Ort des Landes dürfen sie von nun an wohnen. Nach Jakobs Tod etliche Jahre später wird endgültig klar: Josef verzichtet auf Rache. Die Brüder können aufatmen, ihre Schuld wird sie und die Familie nicht zerstören. Sie werden ohne Angst beieinander leben können.
Josefs abschließende Deutung erschließt rückblickend seine ganze Lebensgeschichte:
„Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen aber Gott gedachte es gut zu machen.“
(1.Mose 50,20a)

Eine Familie kommt wieder zusammen

Die Versöhnung und Wiedervereinigung der Familie wird so erzählt, dass deutlich wird: Alle Beteiligten haben sich verändert. So können sie neu zusammenleben. Dank Josefs Fürsprache kann die ganze Familie in Ägypten bleiben, sie entkommt der Hungersnot in der Heimat.
Mit den Kindern wird über Menschen, die heute auf der Flucht sind, nachgedacht. Sind unsere kostbaren Kleider Barrieren? Wo und wie erfahren Flüchtlinge bei uns Aufnahme?
Als Zeichen der Versöhnung und des Willkommenseins werden Freundschaftsbänder gebastelt und überreicht. Dazu wird Schleifenband mit dem Vers. „Gott gedachte es gut zu machen. Fürchtet Euch nicht.“ beschriftet.


Hintergrundinformationen

Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen

Die menschlichen Grundkonflikte, die die Josefsnovelle thematisiert, sind nach wie vor aktuell. Kinder kennen das Gefühl, Lieblingskind oder eben nicht Liebling der Eltern zu sein. Dies erzeugt oft Missgunst und Streit. Besondere (Marken-)Kleidung macht Kinder, die sich diese nicht leisten können, zu Außenseitern, bzw. erregt deren Neid. Falsche Anschuldigungen stehen schnell im (Klassen-)Raum. Kindern werden beschuldigt etwas weggenommen zu haben, das sich dann doch wieder anfindet. Folgt immer eine Entschuldigung?
Streit ist einfacher als Versöhnung. Oft bedarf es einer dritten Person, um Konflikte zu lösen.
Jedes zehnte Kind ist laut einer Studie wiederholt Opfer von Mobbing geworden, für sie haben Fragen nach Schuld, Entschuldigung und möglichen Wegen zur Vergebung eine besondere Bedeutung.
Die Bilder dieser Erzählung, wie das besondere Kleidungsstück oder der tiefe Fall in den dunklen Brunnen bieten Ansatzpunkte, auch eigene Erfahrungen und Gefühle auszudrücken.
Der lange Weg zur Versöhnung in Josefs Familie macht deutlich, dass Verletzungen nicht einfach und schnell wieder gut zu machen sind, ein verändertes Zusammenleben aber möglich ist. „Ihr gedachtet es Böse mit mir zu machen. Gott gedachte es gut zu machen.“ Dieses Zitat eröffnet die Frage nach dem Wirken Gottes im Leben.

Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten

Das Erzählen der Geschichten soll im Mittelpunkt der Gottesdienste stehen. Auch in einer monatlichen Feier sollte der Erzählzusammenhang nicht verloren gehen. Im Mittelpunkt steht dabei die Lebensgeschichte Josefs mit allen Höhen und Tiefen, seine starken, aber auch seine dunklen Seiten.

Weiterführendes

Vernetzung

Der im Einzelgottesdienst dargestellte monatliche Entwurf bildet eine gute Grundlage für einen gemeinsam gestalten Kindergottesdienst- oder Familientag.

Lieder

Praxishilfen

  • Jochem Westhof, Familienkirche macht Spaß, Gütersloh 2006, S.107-114

Schreibe einen Kommentar