Ich stehe unter Gottes Schutz, darum darf mir niemand wehtun!
Gott verspricht den Menschen, die auf ihn vertrauen, seinen Schutz. Unter seinen besonderen Schutz stellt er, neben den Witwen und Fremdlingen, vor allem die Kinder. Das hat für das zwischenmenschliche Verhalten ethische Konsequenzen: Niemand darf verletzt, niemandes Leben darf bedroht oder versehrt werden. Die Kinder werden gestärkt: Wenn mir andere Böses wollen, wenn sich etwas nicht gut anfühlt, was jemand mit mir tun will/tut, kann ich mich wehren und mir Schutz und Hilfe suchen. Andere sind in der Pflicht, mich zu beschützen.
10.05.2020 (4. Sonntag nach Ostern: Kantate)
Psalm 91
Ich stehe unter Gottes Schutz!
17.05.2020 (5. Sonntag nach Ostern: Rogate)
Klagelieder 2,11-13 und 3,21-24
Wer kann meine Wunden heilen?
Hintergrundinformationen
Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen
Kinder sehnen sich nach Geborgenheit und Heil und verdienen in besonderer Weise unsere Fürsorge und unseren Schutz. Das ihnen angeborene Urvertrauen wird durch die Realität auf eine harte Probe gestellt oder sogar nach und nach zerstört. Unzähligen Kindern wird durch Missbrauch, Krieg, Hunger, Vertreibung, aber auch durch Leistungsdruck und Überversorgung Schaden an Leib und Seele zugefügt. Sie haben das Recht, selbstbewusst „Nein“ zu sagen. Sie haben das Recht darauf, dass andere für sie „Nein“ sagen, wenn sie es selbst nicht können.
Besonders hart betroffen sind Flüchtlingskinder, die durch ihre schrecklichen Erlebnisse traumatisiert sind und dazu noch häufig unbegleitet unterwegs sind, bzw. waren. Viele Kinder kennen solche Schicksale aus Kindergarten oder Schule oder wissen davon durch die Medien. Dass allen Kindern dieser Erde Schutz und Fürsorge, Versorgung und Bildung zustehen, steht für Kinder außer Frage.
Eigentlich ist der Schutz des Kindeswohls ein Erwachsenenthema. Wenn im Kontext des Kindergottesdienstes konkrete Fälle von Missbrauch oder Gewalt bekannt oder vermutet werden, muss professionelle Hilfe hinzugezogen werden.
Im Kindergottesdienst können die Kinder in ihrem Glauben bestärkt werden, dass ihr Leben ganz besonders unter Gottes Schutz steht, dass ihr Leib und ihre Seele schützenswert sind und dass sie diesen Schutz bei Gott und den Menschen einklagen können (zur Stärkung innerer Widerstandskraft siehe Resilienz).
Neben aller menschlichen Fürsorge wird der Schutz Gottes für das Leben eines Kindes als notwendig angesehen und ausdrücklich erbeten. Eltern wählen häufig Psalm 91,11-12 als Taufspruch. Für das heranwachsende Kind ist das Bild von den beschützenden Engeln in der Regel eine tröstliche Vorstellung, in der es Halt und Geborgenheit finden kann.
Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten
Auch wenn diese Einheit kirchenjahreszeitlich unabhängig ist, wurde die Reihenfolge der Texte bewusst so gewählt und den Sonntagen zugeordnet: dem Sonntag Kantate („Singt“) der Psalm und dem Sonntag Rogate („Betet“) die Klage. Darüber hinaus ist das Vertrauen in die Schutzmacht Gottes, das in Psalm 91 ausgedrückt wird, eine wichtige Grundlage für die Auseinandersetzung mit der erschreckenden Situation, die den Kindern in den Klageliedern (2,11-13) begegnet. Erst am Ende wird diese in der Erinnerung an Gottes beständige Treue (3,21-24) ansatzweise aufgefangen. Hier sollte dann erneut an die positiven Erfahrungen aus Psalm 91 angeknüpft werden, indem dieser im Schlussgebet aufgenommen wird.
Damit man bei Psalm 91 nicht allein bei der bekannten und schönen Vorstellung der Schutzengel (mit all ihren außerbiblischen Entstellungen) hängenbleibt, soll der Schwerpunkt hier auf das Bild der schützenden und bergenden Flügel/Fittiche (des Adlers; der Henne, die das Küken unter ihre Fittiche nimmt) aus Vers 4 gelegt werden. Das ermöglicht sowohl eine Assoziation zu den Engeln, eröffnet aber zugleich auch Zugänge zu den übrigen Versen des Psalms (siehe auch Engel in der Bibel).
Weiterführendes
Vernetzung
Zusammen mit Kindern und Eltern kann ein Samstagvormittag oder -nachmittag angeboten werden, an dem das Thema „Nein-Sagen“ eigens thematisiert wird. Dazu gibt es verschiedene interaktive Theaterstücke; Kontaktadressen kann man z.B. über die Vereine „Zartbitter“, „Wildwasser“ oder den Kinderschutzbund erfragen. Auch bietet sich eine Zusammenarbeit mit den Schulen im Gemeindebereich an.
Wer sich zum Thema „Unter Gottes Schutz“ lieber der örtlichen Flüchtlingsarbeit anschließen oder eine Veranstaltung zur Unterstützung von Flüchtlingskindern durchführen will, findet dazu sicher vor Ort Anknüpfungspunkte oder wendet sich an die Kindernothilfe.
Lieder
- Von Gottes Engeln behütet sei dein Leben
- Gott, dein guter Segen (KuS 176, KG 220)
- Wir wünschen, Herr, dass jedes Kind (MKL1 108; Mein Liederbuch für heute und morgen (ML), tvd-Verlag, Düsseldorf, C 5)
- Von guten Mächten wunderbar geborgen (EG RWL 652; LHE 425)
Praxishilfen
- Claude K. Dubois, Akim rennt, Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2013
- Thierry Lenain/Stephane Poulin, Kein Kuss für Tante Marotte, Altberliner Verlag 2000
- Uwe Seidel, Von Engeln behütet, in: Michael Blum und Uwe Seidel, Das kleine Engelbuch, tvd-Verlag, Düsseldorf 2003, S.46
- Bettina Wegner, Sind so kleine Hände (ML D2 oder im Internet, z.B. unter https://genius.com/Bettina-wegner-kinder-sind-so-kleine-hande-lyrics)
- Uwe Seidel, Der Engel der Kinder, in: Das kleine Engelbuch, tvd-Verlag, Düsseldorf 2003, S.16