Gott befreit, begleitet und bewahrt sein Volk – Exodus
Die Geschichte vom Exodus (lat. für „Auszug“) ist „die wahrscheinlich grandioseste und folgenreichste Geschichte, die sich Menschen jemals erzählt haben“ (Assmann). Aktualisiert wurde sie immer dann, wenn sie auf vergleichbare Erfahrungen traf. Wenn Menschen mit Unfreiheit und Unterdrückung konfrontiert sind, hält diese Geschichte ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft wach. Darin liegt auch ihre Bedeutung für unsere Kinder. Auch wenn die meisten von ihnen Unfreiheit und Unterdrückung eher aus den Medien kennen als aus eigener Erfahrung, die Sehnsucht aller Menschen nach Freiheit teilen sie.
19.07.2020 (6. Sonntag nach Trinitatis)
2. Mose 3,1-15
Gott sieht das Elend seines Volkes: Die Berufung Moses
26.07.2020 (7. Sonntag nach Trinitatis)
2. Mose 12-14 i.A.
Gott führt sein Volk aus der Knechtschaft: Der Auszug aus Ägypten
02.08.2020 (8. Sonntag nach Trinitatis)
2. Mose 16
Gott versorgt sein Volk in der Wüste: Die Speisung mit Wachteln und Manna
09.08.2020 (9. Sonntag nach Trinitatis)
2. Mose 20,1-21
Gott schützt sein Volk in der Freiheit: Die Zehn Gebote
Hintergrundinformationen
Glaubens- und Lebenswelten von Kindern begegnen
Dass Gott das Elend seines Volkes – und aller Menschen – sieht, ist auch heute eine wichtige Botschaft für Kinder. Er greift ein, rettet und befreit. Dabei spannt er Menschen ein, die sich ihm als „Werkzeuge der Befreiung“ zur Verfügung stellen. Mose wird zum Vorbild für andere. Die Zehn Gebote machen deutlich: Gott traut uns zu, unser Leben mit ihm und miteinander nach seinen guten Maßstäben (hier: den Zehn Geboten) zu gestalten. Kinder wissen um die Bedeutung von Regeln (Spielregeln, Klassen- oder Gruppenregeln, Gesetze). Wir können ihnen von daher die Zehn Gebote als „Regeln zum Schutz der Freiheit“ erschließen.
Offen bleibt die Frage, wie wir mit Situationen umgehen, in denen Gott nicht eingreift und rettet, und ob der Preis für die Rettung der einen der Untergang der anderen sein muss. Diesen Fragen sollten wir nicht ausweichen, wenn sie gestellt werden. Zur Zeit des Alten Testaments glaubten die Menschen fest an den Zusammenhang zwischen Tun und Ergehen. Wer Böses tat, dem würde auch Böses widerfahren. Wer Gutes tat, der würde am Ende triumphieren. Gott war für sie der Garant dieses Zusammenhangs und damit auch der Urheber des Unglücks, das den Bösen widerfuhr. Viele Psalmen und das Buch Hiob stellen diesen Tun-Ergehen-Zusammenhang schon im Alten Testament in Frage. Vom Neuen Testament und der Verkündigung Jesu her wird die Blickrichtung auf uns gelenkt: Uns sollen nicht Straf- und Rachefantasien bestimmen, sondern die Liebe zu allen Menschen, auch zu unseren Feinden (Mt 5,43-48).
Entscheidungen auf dem Weg zu den Gottesdiensten
Im Plan für den Kindergottesdienst stehen die Geschichten vom Auszug aus Ägypten in diesem Jahr im „Sommerloch“. Das entspricht nicht ihrer theologischen Bedeutung und ihrer praktischen Relevanz für das Leben der Kinder. Insofern kann man überlegen, die Exodus-Reihe mit einer anderen Reihe im Jahr zu tauschen. Andererseits bietet die Sommer- und Ferienzeit Möglichkeiten, die man sonst nicht hat. Mit wenigen, aber entspannten Kindern lässt sich ein tiefgehender und sehr persönlicher Zugang zu diesen Geschichten finden. Aus der Reihe lässt sich auch eine sommerliche Kinderbibelwoche machen.
Immer wieder haben Künstler die Exodusgeschichte aufgegriffen und in ihren Werken reflektiert. Exemplarisch sei hier nur auf die Bilder von Marc Chagall und Sieger Köder verwiesen, die sich gut für Bildbetrachtungen mit Kindern eignen und zur eigenen künstlerischen Gestaltung der Geschichten anregen.
Weiterführendes
Vernetzung
Vernetzungsmöglichkeiten ergeben sich vielleicht durch Gemeindeaktivitäten in der Ferienzeit. Zu den Geschichten vom Auszug aus Ägypten lässt sich wunderbar ein Ferienspielprogramm, eine Sommerfreizeit oder eine Kinderbibelwoche gestalten. Die Texte eignen sich auch als Grundlage für Schuljahresend- oder Schulanfangsgottesdienste vor bzw. nach den Ferien.
Lieder
- When Israel was in Egypt´s Land/Go down, Moses (KuS 338)
Praxishilfen
- Jan Assmann, Exodus. Die Revolution der Alten Welt. München 2015
- Frank Crüsemann, Bewahrung der Freiheit. Das Thema des Dekalogs in sozialgeschichtlicher Perspektive (Kaiser Traktate 78). München 1983
- Fulbert Steffensky, Die 10 Gebote. Anweisungen für das Land der Freiheit. Stuttgart 2013
- Marc Chagall, Exoduszyklus. Eine Botschaft von Befreiung und Bewahrung. Ausstellungskatalog mit Texten von Iris Traudisch-Schröter und Hartmut Schröter. Wiehl 1993
- Christoph Goldmann, Kinder entdecken Gott mit Marc Chagall. Bilder und Gespräche. Göttingen 1996
- Beatrix Moos / Ilsetraud Köninger, Die Chagall-Bibel für Kinder. Stuttgart 2007
- Kinder-Bibel. Mit Bildern von Sieger Köder. Stuttgart 1995
- Gertrud Widmann (Hrsg.), Die Bilder der Bibel von Sieger Köder. Erschließende und meditative Texte. Ostfildern 2004
- Einheit 5 und 6 („Der Exodus“ und „Die zehn besten Wege zum Leben“) in: Godly Play. Praxisband. Glaubensgeschichten. Leipzig 2006, S. 74-91